Fair-und-Stark-Woche Waldorfer Grundschüler lernen, sich zu behaupten

Bornheim-Waldorf · Aufrechte Haltung, laute Stimme: Trainer Eduard Schupp zeigt Mädchen und Jungen der Grundschule Waldorf, wie sie am besten Konfliktsituationen meistern.

 „Nein! Stopp!“: Die Waldorfer Grundschülerin wehrt den simulierten Angriff von Trainer Eduard Schupp ab.

„Nein! Stopp!“: Die Waldorfer Grundschülerin wehrt den simulierten Angriff von Trainer Eduard Schupp ab.

Foto: Hans-Peter Fuss

„Nein“, ruft das Mädchen dem Mann zu. „Stopp.“ Dabei streckt es ihm abwehrend den rechten Arm entgegen. Darauf bricht der Mann seinen Angriff mit einem gepolsterten Stock tatsächlich ab. Was der Trainer Eduard Schupp in dieser Woche mit den 42 älteren Kindern der Grundschule Waldorf übt, kann sie vielleicht einmal aus einer gefährlichen Situation retten.

Selbstbehauptung für Mädchen gehört zur Fair-und-Stark-Woche, die die Schule den insgesamt 232 Kindern nun schon seit 13 Jahren anbietet. Zum Programm gehört es, den fairen Umgang untereinander und das Verhalten in Konfliktsituationen außerhalb der Schule zu trainieren. „Dabei spielen die Körpersprache, die Stimme und auch der Blick eine Rolle“, erläutert Schulleiterin Petra Domscheit. Man habe Wert darauf gelegt, dass die Übungen in kleinen Gruppen durchgeführt würden. Die Stadt Bornheim hat das Projekt mit 168 Euro, die Bornheimer Bürgerstiftung mit 642 Euro gesponsert. Blieb für die Eltern ein Anteil von 15 Euro pro Kind.

Eduard Schupp ist Gründer und Vorsitzender des Bonner Vereins „Kompetenz für Pänz“. Als hauptberuflicher Mitarbeiter des Bonner Ordnungsamtes in der City-Wache ist er gewohnt, in Konfliktsituationen klaren Kopf zu bewahren. Der kräftige Mann mit Nin-Jitsu-Erfahrung coacht auch Ordnungsamtsaußendienstler in der Region.

In der Turnhalle spielt „Ede“, wie die Kinder ihn nennen dürfen, den Angreifer. Er geht auf ein Mädchen zu. Das ruft „Halt“ und lacht dabei. Das soll natürlich nicht sein. Zum entschlossenen Nein gehört eine laute und klare Stimme, auch um Aufmerksamkeit bei Passanten zu wecken, eine aufrechte Körperhaltung und ein strenger Blick. Jedenfalls kein Lächeln oder Kichern, erklärt Schupp den neun- bis zehnjährigen Mädchen. „Und die Hände sollten auch nicht in der Hosentasche stecken.“

Tritt gegen das Schienbein des Angreifers

Im Falle eines Übergriffs könne auch ein Tritt gegen das Schienbein des Angreifers helfen. Wichtig sei es jedoch zunächst, Abstand herzustellen und zuzuhören. Nicht jeder Fremde, der ein Kind anspreche, sei ein potenzieller Angreifer oder Entführer. Es könne ja auch sein, dass jemand ganz harmlos nach dem Weg frage. Motto: Zuerst verbal wehren. Wenn das nicht hilft, körperlich. „Jungs tun sich mit dieser Übung leichter“, sagt Schupp. Das deshalb, weil sie kleine Raufereien eher gewohnt seien als Mädchen. Mädchen würden Konflikte lieber mit einem Lächeln lösen.

Schupp und seine Kollegin Birgit Sutter haben für die Woche zwar ein grobes Programm im Kopf, aber die Inhalte der Übungen orientieren sich an den Erfahrungen und Wünschen der Kinder.

Die beiden Trainer sind überzeugt: Die Übungen können nur der Einstieg in ein regelmäßiges Selbstbehauptungstraining sein, das im Elternhaus, in der Schule oder etwa in einem Sportverein fortgesetzt werden sollte. In jedem Fall seien die „Großen“ der Grundschule nun gut gerüstet für die weiterführenden Schulen. Denn dort sind sie zunächst einmal die „Kleinen“ und müssen sich gegen die Großen behaupten.

Die Grundschule Waldorf, Sandstraße 100, lädt Eltern zum Infoabend zum Thema Selbstbehauptung ein: Donnerstag, 7. Februar, 20 Uhr.

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