Erntezeit Viel Arbeit bei der Rhabarber-Ernte in Walberberg

Bornheim-Walberberg · Bei Stefan Grüsgen aus Walberberg läuft die Saison auf Hochtouren. Seine Familie baut das Gemüse bereits in der dritten Generation an.

 Prachtexemplar: Stefan Grüsgen setzt auf die Sorte Frombose, die mit ihren extrem starken Stängeln vor allem für die industrielle Verarbeitung zu Saft oder Kompott geeignet ist.

Prachtexemplar: Stefan Grüsgen setzt auf die Sorte Frombose, die mit ihren extrem starken Stängeln vor allem für die industrielle Verarbeitung zu Saft oder Kompott geeignet ist.

Foto: Stefan Hermes

„Rhabarber ist voll im Trend“, ist Landwirt Stefan Grüsgen überzeugt. Noch vor zwei Wochen saß er in einem Gartenlokal und stellte zufrieden fest, „dass da mindestens ein Glas Rhabarberschorle auf jedem Tisch stand.“ Somit scheint er die richtige Entscheidung getroffen zu haben, 20 Hektar seiner Flächen mit Rhabarber zu bepflanzen. Schon in der dritten Generation macht dies seine Familie.

Wenn es heute mit dem Walberberger Betrieb an die Ernte des langstieligen Rhabarbergemüses geht, können allerdings am Tagesende schon mal bis zu zehn Tonnen auf dem Hof am Ackerweg eintreffen. Meist punktgenau auf den angemeldeten Bedarf der Vermarkter.

60 Zentimeter Stängellänge ist optimal

Grüsgens Gemüse läuft dann bei den Supermärkten überwiegend als Stiegenware und bei den Discountern portionsweise in Folie verpackt über das Kassenband. Häufig sind die Stängel bei der Ernte ziemlich genau auf 60 Zentimeter geschnitten und bis zu vier Zentimeter dick. So füllen sie das Kistenmaß optimal aus. Und möglichst rot müssen sie sein. So will es der Verbraucher.

Rhabarber, lateinischer Name Rheum rhabarbarum, übersetzt Barbarenwurzel, wurde bereits im 3. Jahrtausend vor Christus als Heilpflanze verwendet und gehört damit zu den alten Nutzpflanzen, deren Spuren sich bis nach China zurückverfolgen lassen. Dort wurde er vor allem als Heilpflanze gegen Fieber und Pest eingesetzt.

Die getrocknete und geschälte Wurzel des China-Rhabarbers findet auch in der Naturheilkunde bei Verstopfung sowie bei Entzündungen des Zahnfleischs Anwendung. Als Tee wirkt er abführend und stuhlerweichend. Im Himalaya und im Süden Russlands kann er sogar noch wildwachsend gefunden werden.

Anbaufläche von 20 Hektar

Erst mit dem beginnenden 18. Jahrhundert hielt der Rhabarber Einzug in Europa. In größerem Umfang wurde er zunächst von einem Apotheker im englischen Oxfordshire angebaut. Und um 1840 soll er erstmals in Norddeutschland kultiviert worden sein.

Etwa 100 Jahre später begannen Grüsgens Großeltern damit, den Rhabarber in Walberberg anzubauen. „Natürlich noch in wesentlich kleinerem Umfang. Vielleicht auf einem Morgen Land“, schätzt der Enkel. 2500 Quadratmeter. Bei ihm sind es 200 000. Früher zog man mit Pferden und Hacken übers Land. Heute zieht der John Deere, auf dem Grüsgen seine Landmaschinenlehre gemacht hatte, mit einer Fräse in wenigen Stunden über die riesigen abgeernteten Flächen und lässt dem Unkraut keine Chance, dem Rhabarber seinen Platz streitig zu machen. Nur geerntet wird er noch von Hand. Genauso, wie es die Großeltern taten.

Zwei Dutzend Erntehelfer im Einsatz

Mit dem Unterschied, dass sich bei Stefan Grüsgen mindestens zwei Dutzend Erntehelfer durch die mit großen Rhabarberblättern beschatteten Felder arbeiten. Sie lösen mit gekonnter Drehbewegung den Stängel von der Wurzel und machen damit einem schon sichtbar folgenden Spross Platz, der bereits die zweite Ernte ankündigt.

Alle Rhabarber-Arten sind mehrjährige krautige Pflanzen. Sie haben einen dicken, unterirdischen Wurzelstock (Rhizom), aus dem nach der Ruheperiode die großen Blätter mit ihren langen, fleischigen Blattstängeln herauswachsen. Allerdings nur, wenn alles gut läuft: Obwohl das Gemüse als recht anspruchslos gilt, braucht es neben einer Kälteperiode vor allem Wasser. Das fehlte im trockenen Frühjahr des vergangenen Jahres und ließ die Bauern somit auch den Rhabarber nur einmal ernten.

Die lehm- und humushaltigen Böden zwischen Brühl und Kardorf hält Stefan Grüsgen für ideal. Im weiteren Verlauf gen Süden wird das fruchtbare Vorgebirge immer sandiger und macht damit die Spargelbauern glücklich. Auch im heimischen Garten lässt sich der Rhabarber im Herbst und im zeitigen Frühjahr gut anbauen.

Dazu den Boden durch Umgraben und Anreichern mit Laubhumus, reifem Kompost und einer Handvoll Hornspänen gut vorbereiten. Dann die frisch gepflanzte Rhabarberstaude gut bewässern. Im kommenden Frühjahr sollte dann eine reiche Ernte bevorstehen und die selbst gemachte Rhabarberschorle noch besser schmecken.

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