"Naherholung, Landwirtschaft und Natur bleiben auf der Strecke" Umweltschützer befürchten erneuten Quarzabbau in Bornheim

Bornheim · Landschafts-Schutzverein Vorgebirge kritisiert Pläne der Landesregierung, den Unternehmen mehr Freiheiten einzuräumen.

 Das Foto aus dem Jahr 2002 zeigt die ehemalige Kiesgrube an der Essener Straße in Roisdorf. Sie ist Teil das Naturschutzgebietes "An der Roisdorfer Hufebahn".

Das Foto aus dem Jahr 2002 zeigt die ehemalige Kiesgrube an der Essener Straße in Roisdorf. Sie ist Teil das Naturschutzgebietes "An der Roisdorfer Hufebahn".

Foto: Benninghaus

Der Landschafts-Schutzverein Vorgebirge (LSV) schlägt Alarm. Grund dafür ist das von der Landesregierung aufgelegte "Entfesselungspaket II". Damit will Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) laut Ministerium unter anderem bessere Bedingungen für die Industrie schaffen. Der LSV sieht durch die geplanten Änderungen im sogenannten Landesentwicklungsplan allerdings den Umweltschutz gefährdet.

"Auf der Strecke bleiben Naherholung, Landwirtschaft und Natur", sagt LSV-Vorsitzender Michael Pacyna. Seinen Angaben nach soll die Durchsetzung von Bergbau- und Abgrabungsverfahren erleichtert werden. Bisher sind Kies- und Sandabbau auf Konzentrationszonen in den Regionalplänen der Regierungsbezirke beschränkt.

Diese Schutzwirkung für den übrigen Freiraum solle entfallen, so Pacyna, Abgrabungen sollen auch außerhalb der Konzentrationszonen möglich werden. In der Tat finden sich entsprechende Änderungspläne für den Landesentwicklungsplan auf der Internetseite des NRW-Wirtschaftsministeriums.

LSV-Vize Norbert Brauner sieht daher den Frieden in Gefahr, der "nach jahrzehntelangen heftigen Auseinandersetzungen um großflächige Bergbaupläne auf der Ville-Hochfläche und dem Vorgebirge" eingetreten sei, als sich 2012 Politik, Bezirksregierung und Naturschutzverbände einvernehmlich auf die Konzentrationszonen geeinigt hätten. So darf Sand und Kies in Bornheim nur im Bereich zwischen Roisdorf, Hersel und Uedorf abgebaut werden, Quarzkies gar nicht.

Das dürfen Firmen nur in der Konzentrationszone zwischen Buschhoven und Witterschlick.

Der LSV will verhindern, dass sich daran etwas ändert. Seiner Auffassung nach bietet das "Entfesselungspaket II" sogar die Möglichkeit dazu. So weist Pacyna darauf hin, dass bei "besonderen Konfliktlagen" die Regionalplanung als Ausnahme auch künftig wieder die Gewinnung von Sanden und Kiesen, darunter Quarzsande und -kiese, auf Konzentrationszonen beschränken könne.

"Entfällt der Schutz unserer Erholungslandschaft, werden die überwunden geglaubten Auseinandersetzungen zwischen der um ihre Heimat besorgten Bevölkerung und der Abgrabungsindustrie wieder in aller Schärfe ausbrechen", so Pacyna weiter. In einem Brief hat sich der LSV nun an die Bornheimer Stadtverwaltung und den Stadtrat gewandt.

Hintergrund ist, dass die Stadt am Dienstag auf der sogenannten dritten Abgrabungskonferenz der Bezirksregierung Köln angehört werden soll. Dazu Brauner: "Der LSV empfiehlt der Stadt, in enger Abstimmung mit ihren Nachbarkommunen die Bezirksplanungsbehörde und den Regionalrat Köln dabei zu unterstützen, die Landschaft erneut durch Konzentrationszonen im Regionalplan vor einer großflächigen Kies- und Sandgewinnung zu schützen."

Wie Bornheims Umweltamtsleiter Wolfgang Paulus sagt, habe die Stadt kein Interesse an der Auflösung der Konzentrationszonen: "Wir wollen aber erst einmal hören, was die Bezirksregierung sagt." Die Stadt wolle keinen Quarzabbau auf ihrem Gebiet, Kies- und Sandabbau sollten in den ausgewiesenen Zonen erfolgen und nicht darüber hinaus.

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