Der Rhein in Hersel Sommer auf Steg 5

BORNHEIM-HERSEL · „Es geht mehr um die Geselligkeit auf dem Steg und nicht so sehr um das Motorbootfahren“, ist sich Michael Schmidt aus Hersel sicher, wenn er über das Miteinander auf den Stegen am Herseler Rheinufer ins Schwärmen gerät.

 Bei Außentemperaturen bis zu 36 Grad verschafft das 23 Grad warme Rheinwasser die gewünschte Abkühlung an Steg 5 des Herseler Werths.

Bei Außentemperaturen bis zu 36 Grad verschafft das 23 Grad warme Rheinwasser die gewünschte Abkühlung an Steg 5 des Herseler Werths.

Foto: Stefan Hermes

1977 schleppte der inzwischen verstorbene Willy Lülsdorf zusammen mit seinen Bootsfreunden eine ausrangierte Schute, einen offenen, etwa 20 Meter langen Kahn vom Wasser- und Schifffahrtsamt auf die am gegenüberliegenden Rheinufer gelegene Lux-Werft und verpasste ihr dort einen Aufbau mit dem die heutige Interessengemeinschaft Motor-Yacht-Club-Hersel ihr schwimmendes Clubheim an seinem Steg festmachen konnte.

An den Wänden des Schiffsinneren zeugen unzählige Fotos von den vielen Festen, die inzwischen dort gefeiert wurden. Vom „Bootsvirus“ befallen wurde der 57-jährige Michael Schmidt erst vor etwa vierzehn Jahren während eines Urlaubs in Kroatien. Danach machte er den Bootsführerschein in einem Volkshochschulkurs an der Herseler-Werth-Schule und schaffte sich kurz darauf mit einem Schlauchboot sein erstes Boot an. Heute ist er zwar stolzer Besitzer einer seegängigen norwegischen Marex mit einem 200 PS starken V8-Motor, klagt aber über den extrem hohen Spritverbrauch, der den Spaß an spontanen Ausflügen etwas schmälert.

„Bei extrem vorsichtiger Fahrweise“, so Schmidt, benötige sein „Verdränger“ genannter Bootstyp 25 Liter Benzin pro Stunde. Bei zügiger Fahrweise können es auch mal 70 Liter werden, die dann einen vierstündigen Tagesausflug an die Mosel zu einem exklusiven Vergnügen werden lassen. So freut sich der Herseler, der mit Ute Wiesel, der Tochter der Stegbesitzerin Brigitte Lülsdorf, zusammenlebt darüber, dass man mit der Gemeinschaft der Bootseigner vor allem ausgiebige Feste auf dem Steg feiern kann, die bei dem jetzigen schönen Sommerwetter auch schon mal bis spät in die Nacht hinein dauern können.

Etwa einen Kilometer rheinabwärts liegt die letzte der zehn Steganlagen zwischen Herseler Werth und dem Rheinufer. Hier genießen schon mal bei einem Feierabendbier der Uedorfer Stegbesitzer Peter Lülsdorf (weder verwandt noch verschwägert mit seiner Namensvetterin von Steg 4) und der dort schon seit über 30 Jahren mit seinen Booten liegende Willy Wolter die Aussicht auf den Rhein, der sich hier am Ende der unter Naturschutz stehenden Insel, wieder zu einem breiten Strom öffnet.

100 Meter lange Steganlage

Steg 10 war 1969 die erste schwimmende Steganlage in Bornheim, die Heinrich Lülsdorf nach seinem Berufsleben im Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) am Flussufer festmachte. Bis dahin hatte er an gleicher Stelle die Boote an Bojen festgemacht, die nur über Ruderboote erreicht werden konnten.

Nachdem es immer mehr Schiffe wurden, baute er die Steganlage, die heute exakt 100 Meter lang ist. Auch sein Enkel Peter hat dort seinen Oldtimer, einen ehemaligen Schlepp- und Bereisungskahn festgemacht, den er 1999 nach seiner Außerdienststellung ersteigern konnte.

Während die meisten Sportboote und Motorschiffe längs des Herseler Werths dem Freizeitspaß dienen, machen inzwischen auch immer mehr Wohnschiffe und Hausboote an den Stegen fest. So liegt die „Sunny“ des 53-jährigen Schornsteinfegermeisters Detlef Görick seit drei Monaten an Steg 8. Er lebt jetzt schon seit sieben Jahren fest auf seiner Motoryacht und hat sich damit einen Kindheitstraum erfüllt, den er schon als kleiner Junge träumte, wenn er auf dem Schiff seines Opas in Holland zu Besuch war.

Nach einigen Jahren im Kölner Rheinauhafen weiß er nun die ruhige Idylle des Herseler Werths zu schätzen und nimmt die tägliche Fahrt zu seinem Frechener Arbeitsplatz gerne in Kauf. Denn Hersel ist gleichbedeutend mit Urlaub.

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