Weihnachtsbräuche weltweit So unterschiedlich feiern Christen Weihnachten

MECKENHEIM/BORNHEIM · Nicht alle Christen der Welt feiern die Geburt Christi mit denselben Traditionen. Wie Christen aus Griechenland und Eritrea das Weihnachtsfest begehen. Zwei Beispiele aus Meckenheim und Bornheim.

 Ein christlicher Flüchtling ist Surafiel Zerit (28) aus Eritrea, der in einer Bibel in Tigrinya, einer Landessprache, liest

Ein christlicher Flüchtling ist Surafiel Zerit (28) aus Eritrea, der in einer Bibel in Tigrinya, einer Landessprache, liest

Foto: Axel Vogel

Weihnachtsbaum, Krippen, Engel und eine Gans im Ofen: All das gehört zu einem deutschen Weihnachtsfest. Auch wenn Heiligabend kein Feiertag ist, beginnen die zweitägigen Festtage für die katholischen und evangelischen Christen in Deutschland am 24. Dezember mit dem Gottesdienstbesuch, dem anschließenden Festessen und der Bescherung.

Nicht alle Christen der Welt feiern die Geburt Christi mit denselben Traditionen. Wie verbringen christliche Ausländer, die in Deutschland leben, Heiligabend?

Für den 28-jährigen Surafiel Zerit aus Eritrea ist es das zweite Weihnachtsfest, das er in Deutschland und das erste, das er in Meckenheim, verbringt. Er wohnt mit zwei Landsleuten in einer Wohnung im Stadtzentrum. Die drei jungen Männer gehören der Eritreisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche an, der religiösen Mehrheit unter den 49 Prozent Christen Eritreas. Zerit, Tekle Arefayne (20) und Teklesenbet Gebshz (25) freuen sich aufs Fest.

„Wir haben zu Hause zwei Kalender, einmal den weltlichen und dann den religiösen. Am 24./25. Dezember haben bei uns, wie in Deutschland auch, die Geschäfte geschlossen. Aber es ist keine religiöse Feier. Da wir orthodox sind, findet diese erst am 7. Januar statt. Da gehen wir in die Kirche, verschicken Weihnachtsgrüße und laden zu einem festlichen Essen mit traditionellen Gerichten ein“, erklärt Zerit, der 2011 sein Heimatland „aus politischen Gründen und wegen des Militärdienstes“ verlassen, zwei Jahre in Italien gelebt hat und seit November 2015 in Deutschland ist.

Feier mit Krippe, aber ohne Baum

In Meckenheim werden die drei jungen Männer Christi Geburt mit dem Besuch der Christmette um 22 Uhr feiern. Einen Weihnachtsbaum mit Kugeln und Lichtern stellen sie wohl nicht auf, aber eine Krippe wollen sie kaufen. Statt im Januar kommt bei ihnen am 24. Dezember ein festliches Essen auf den Tisch. So wird es Injera Zigni geben.

Zigni ist ein dicker Eintopf aus Tomaten, Fleisch, manchmal auch Fisch, und Gemüse, scharf gewürzt mit Berber, einer Paste aus Chilischoten und anderen Gewürzen. Dazu wird Injera serviert, ein ungesäuertes Fladenbrot aus Hirsemehl, das stapelweise auf dem Teller liegt und mit der rechten Hand in den Eintopf getunkt wird. Den Teig für Injera bereitet Gebshz schon zwei Tage vorher zu, da er wie Hefeteig Zeit zum Gehen braucht.

Orthodoxen Glaubens in der griechischen Variante ist auch Constantinos Georgiadis, der mit seiner Familie der griechisch-orthodoxen Gemeinde in Brühl angehört. Der Inhaber des Restaurants „Kostas“ mit mediterraner Küche an der Bornheimer Königstraße hat in der letzten Adventswoche bereits geschlossen, um mehr Zeit mit seiner Frau Evangelia Georgiadu, Sohn Theodoros (31), Tochter Joanna (32), Schwiegersohn Pascalis (32) und dem Enkelchen Georgios verbringen zu können.

„Mein Enkel ist ein richtiges Christkind, da er am 25. Dezember Geburtstag hat. Das war vor drei Jahren mein größtes Weihnachtsgeschenk“, sagt der 57-Jährige und lacht. Den Geburtstag begeht die Familie mit Verwandten am Nachmittag des ersten Weihnachtsfeiertages.

Seit seinem zehnten Lebensjahr lebt Georgiadis, dessen Eltern zu den ersten Gastarbeitern gehörten, in Deutschland, zunächst in Brühl, seit 15 Jahren in Bornheim. Sparsam hat er sein Restaurant dekoriert, denn überladener Weihnachtsschmuck gefällt ihm nicht. Dafür bietet der Gastronom seinen Gästen das typisch griechische Weihnachtsgebäck Kourabiedes – Plätzchen aus hartem Teig mit Mandeln und mit Puderzucker bestreut – zum Kaffee an.

Er freut sich auf die anstehenden Festtage mit Tannenbaum und leckerem Essen. Kamen in den vergangenen Jahren gefüllte Gans oder Filet Stroganoff auf den Tisch, ist es dieses Mal Carré vom Ibérico-Schwein. „Es ist Fleisch, das aus meiner Heimatstadt Katerini importiert wird“, erzählt Georgiadis stolz. Möhren, Zucchini und grüne Spargelspitzen werden im Ofen mitgebraten. Nach dem Essen und der Bescherung schaut die Familie manchmal gemeinsam griechisches Fernsehen.

„Weihnachten wird in der orthodoxen Kirche am 25. Dezember ganz groß gefeiert. Bei uns ist Heiligabend nur eine kleine Feier mit der Familie. Religiös ist für uns Ostern wichtiger.“ Am ersten Feiertag besucht die Familie befreundeten Gastronomen in Brühl oder Köln. „Das Wichtige an Weihnachten ist für mich, dass die Familie zusammenkommt. Mir macht es Freude, wenn ich andere mit einer Kleinigkeit beschenke und der Betreffende sich freut.“

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