NRW-Landtagswahl im Rhein-Sieg-Kreis Sechs Bewerber buhlen um Boeselager-Nachfolge

Rhein-Sieg-Kreis · Sechs Bewerber wollen die Nachfolge von Ilka von Boeselager als CDU-Kandidaten linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis für die NRW-Landtagswahl antreten. In Bornheim stellten sie sich 100 Mitgliedern vor.

 Zur Wahl des Direktkandidaten im linksrheinischen Wahlkreis treten Markus Pütz (v. l.), Franz-Josef Jäger, Gabriele Kretschmer, Oliver Krauß, Daniel Schumacher und Joachim Kühlwetter an.

Zur Wahl des Direktkandidaten im linksrheinischen Wahlkreis treten Markus Pütz (v. l.), Franz-Josef Jäger, Gabriele Kretschmer, Oliver Krauß, Daniel Schumacher und Joachim Kühlwetter an.

Foto: Quadt

Als Hinterzimmer im klischeebehafteten Sinn lässt sich der elegante Saal im Brauhaus Kaiserhalle an der Bornheimer Königsstraße nicht beschreiben. Weder verraucht, noch düster oder versteckt ist der Festsaal, in dem rund 100 Mitglieder aus allen linksrheinischen CDU–Verbänden zusammenkommen, um sich die sechs Bewerber um das Direktmandat im linksrheinischen Landtagswahlkreis in natura zu betrachten.

„Die Zeiten, da Kandidaten in Hinterzimmern bestimmt worden sind, sind definitiv vorbei“, meint Volker Meertz, Kreisgeschäftsführer der CDU. Meertz gibt seiner Hoffnung Ausdruck, dass die CDU-Mitglieder mit der Kandidatenkür eine Entscheidung treffen, „die drei bis vier Legislaturperioden wirkt“.

Der Reihenfolge des Alphabets folgend, ist Franz-Josef Jäger aus Wachtberg der erste von sechs Bewerbern, der vor das Mikrofon tritt. Jeweils acht Minuten Zeit bekommen die Kandidaten zum Parforceritt durch die eigene Biografie und die drängendsten Probleme der Landespolitik. Der 57 Jahre alte Wachtberger, Chef der CDU-Fraktion im Gemeinderat, geht mit der rot-grünen Landesregierung hart ins Gericht. Die Zeit seit dem Machtwechsel in Düsseldorf 2010 nennt Jäger „verlorene Jahre“.

Da er nicht länger ertragen wolle, „wie schlecht NRW regiert wird“, habe er sich zur Landtagskandidatur entschieden. Vor allem die Zukunft des ländlichen Raums treibe ihn um. Das Urteil des Verfassungsgerichtshof zum Kommunalsoli, zu dem Meckenheim und Wachtberg herangezogen werden, nennt Jäger einen Skandal.

Dass „Sparen bestraft wird“ prangert auch Oliver Krauß aus Alfter an, der nicht nur mit seinem Herzensthema Verkehrspolitik zu punkten weiß. Dass Ideen wie der Kommunalsoli von Politikern aus dem hoch verschuldeten Ruhrgebiet stammten, sei so, wie „Frösche zu fragen, wie man den Teich trockenlegt“, sagt der 47-Jährige, der somit die von ihm gestellte Frage zu beantworten versucht, ob „der Krauß noch was anderes kann als Verkehrspolitik?“

Vor allem „die Sorgen und Nöte der Menschen ernst zu nehmen“ erklärt Gabriele Kretschmer aus Bornheim zu ihrem Credo. Die Flüchtlingsfrage zeige, „wie wichtig es ist, über Hintergründe aufzuklären“. Die 56-Jährige stehe für einen offenen und ehrlichen Politikstil. Zugleich fordert sie im Hinblick auf die Debatte um G 8 und G 9 „endlich Kontinuität in der Bildungspolitik“ zu bringen.

In gänzlich freier Rede formuliert Joachim Kühlwetter (35) aus Meckenheim seine Thesen. Seiner Ansicht nach wird die CDU im Wahlkampf besonders mit den Themen Innere Sicherheit, Bildung und Infrastruktur punkten. Mit einer Fülle von Zahlen unterlegt skizziert der Kriminalbeamte, wo NRW überall Schlusslicht im bundesweiten Vergleich ist – bei der Verbrechensbekämpfung ebenso wie beim Wirtschaftswachstum.

Als „ernüchternd“ beschreibt Markus Pütz (51) aus Rheinbach die Bilanz der Landesregierung. Vor allem die Sicherheit treibe die Menschen um. „Es sind zu wenig Polizisten auf der Straße“, so Pütz. Er fordert, den mittleren Polizeidienst wieder einzuführen, um Beamte von Bürokratie zu entlasten.

Im Saal mit Spannung erwartet wurde die Vorstellung von Daniel Schumacher aus Bornheim. Der 33 Jahre alte Unternehmer gilt politisch als unbeschriebenes Blatt. „Für viele kam meine Kandidatur überraschend, für mich nicht“, sagt Schumacher selbstbewusst, der seine acht Minuten mit erfrischender Rhetorik füllt. „Wenn sie einen Schönredner wollen, bin ich die falsche Wahl. Wenn Sie einen haben wollen, der schonungslos die Wahrheit sagt, hingegen schon.“

Die zweite Runde geht am Donnerstag, 6. Oktober, 19 Uhr, im Hotel Dahl in Niederbachem über die Bühne. Die Kandidatenkür folgt am Donnerstag, 3. November, in Rheinbach.

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