Ehrung in Bornheim für Rupert Neudeck Rupert Neudeck empfängt den „Bornheimer 2016“

Bornheim · Als nach dem Ende des Vietnamkriegs Hunderttausende Menschen über das Südchinesische Meer flohen, gründete der Journalist Neudeck 1979 mit Unterstützung des Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll das Komitee „Ein Schiff für Vietnam“.

 Freut sich über den „Bornheimer 2016“: Rupert Neudeck (vorne) mit Bürgermeister Henseler (l.) und Vertretern der Europaschule.

Freut sich über den „Bornheimer 2016“: Rupert Neudeck (vorne) mit Bürgermeister Henseler (l.) und Vertretern der Europaschule.

Foto: Axel Vogel

Mehr als 10 000 Boatpeople wurden auf dem zum Hospitalschiff umgebauten Frachter Cap Anamur gerettet und nach Deutschland gebracht.

„Die Flucht über das Meer, die für unzählige Menschen den Tod bedeutet, hat heute wieder traurige Aktualität erlangt“, sagte Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler am Freitagabend, bevor er den „Bornheimer 2016“ gemeinsam mit dem Leiter der Europaschule, Christoph Becker, sowie Vertretern aus Lehrer-, Schüler- und Elternschaft an Rupert Neudeck überreichte.

„Sie zeigen uns, dass eine gerechte und friedliche Welt möglich ist“, erklärte Becker in seiner Laudatio und betonte: „Wir versprechen Ihnen, dass sich die Europaschule Bornheim mit ganzer Kraft für die Erziehung zu bürgerlicher Zivilcourage einsetzen wird.“ Mit der Verleihung des 14. Bornheimers war eine intensive Auseinandersetzung der Schulgemeinschaft mit den Werten und Zielen Neudecks einhergegangen.

Wer ist dieser Rupert Neudeck eigentlich? Was hat er Spannendes erlebt und was hat er unserer Schule mitzuteilen? Diesen Fragen waren die Europaschüler schon lange vor der Preisverleihung auf den Grund gegangen.

Das Ergebnis ihrer Recherchen präsentierten sie in einem kurzen Film über das Leben und Wirken des heute 76-jährigen, der mit seiner Frau Christel in Troisdorf lebt. Den Fragen, die die Schüler vorbereitet hatten, stellte sich der Preisträger geduldig und lieferte auch einmal unerwartete Antworten.

„Wer Hindernisse überwinden will, muss leichtfüßig sein und auch die Bereitschaft mitbringen, etwas Illegales zu tun“, sagte Neudeck und spielte damit auf seinen verbotenen Spendenaufruf in einer Fernsehsendung im Jahr 1979 an.

Seine ursprüngliche Aussage, von Bornheim nur zu wissen, dass es auf der anderen Rheinseite liege, revidierte er: Denn in Vorbereitung auf die Gründung des Komitees „Ein Schiff für Vietnam“ hatte ihn sein Weg häufig in Heinrich Bölls Wahlheimat Bornheim-Merten geführt.

Mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingssituation hatte Neudeck viel Lob für die vielen Freiwilligen übrig, die Flüchtlingen „erste Tastversuche“ in Deutschland ermöglichen. „Leider haben wir es nicht geschafft, daraus eine europäische Aktion zu machen. Da sind wir genauso weit wie 1979.“ Ähnlich kritisch äußerte sich Schulleiter Becker zu dem Thema: Seine Schule sei immer stolz gewesen, eine „Europaschule“ zu sein. „Wir haben die EU immer als Wertegemeinschaft und gelungenes Beispiel für die Befriedung eines einst kriegerischen Kontinents gesehen.“

Zurzeit sei aber in der EU auf Regierungsebene davon nicht viel zu spüren. Becker: „Deshalb sind jetzt wir Bürgerinnen und Bürger, wir Europäerinnen und Europäer, gefordert. Wir müssen vorangehen und im Umgang mit den Flüchtlingen zeigen, was den eigentlichen Wert Europas ausmacht.“

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