Mehr Räume, mehr Personal, mehr Kosten Rückkehr zu G9 stellt Schule in Bornheim vor Schwierigkeiten

Bornheim · Die Rückkehr zu G9 im Schuljahr 2019/20 stellt das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Bornheim vor Herausforderungen. Ausgaben für Lernmittel, Ganztag oder Schülerfahrten werden steigen.

Das Ergebnis war eindeutig: Im März sprachen sich Schüler-, Eltern- sowie Lehrervertreter des Bornheimer Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums (AvH) mit großer Mehrheit für die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G9) aus. Damit folgten die Mitglieder der Schulkonferenz im Einvernehmen mit der Schulleitung der Leitentscheidung der schwarz-gelben NRW-Landesregierung, die für all jene Gymnasien eine Rückkehr zu G9 vorsieht, die sich nicht aktiv für einen Verbleib beim G8-Modell entscheiden.

Mit dem Beschluss herrscht nun auch Planungssicherheit für die Familien, deren Kinder nach den Sommerferien in die Klasse 5 wechseln: Sie werden rückwirkend nach dem G9-Bildungsgang beschult, der zum Schuljahr 2019/20 starten wird. Doch die Umstellung auf G9 wird erhebliche Kosten mit sich bringen: Die Schule wird nicht nur mehr Räume und mehr Personal brauchen. Auch die Ausgaben für Lernmittel, Ganztag oder Schülerfahrten werden steigen.

Wie die Kosten verteilt werden, darüber will sich die Landesregierung mit den kommunalen Spitzenverbänden verständigen. Grundlage der Gespräche soll ein Gutachten zur Kostenfolgeabschätzung sein, das NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer jetzt vorstellte.

Die Bornheimer Grünen fordern in einer Pressemitteilung die vollständige Übernahme der Kosten durch das Land. „Es kann nicht sein, dass die Städte und Gemeinden mit den Mehrkosten alleine gelassen werden“, erklärt Dirk Reder, Sprecher der Grünen Bornheim. Auch dürfe die von den Grünen begrüßte Rückkehr zu G9 nicht zulasten der Bedürfnisse anderer Schulformen gehen. „Es gibt nicht nur in Bornheim seit Jahren nicht genug Gesamtschulplätze“, erinnert Reder. „Die Rückkehr der Gymnasien zu G9 darf nicht den Ausbau der Gesamtschulen blockieren.“

Stadt schon Bedarf abgefragt

Es sei völlig unklar, welche Kosten auf Bornheim zukämen. Die Mittel aus dem Programm „Gute Schule 2020“ seien in Bornheim bereits verplant und würden für dringende Sanierungen benötigt.

Auf Nachfrage des General-Anzeigers erklärte der Leiter des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums, Christian Dubois, dass zusätzliche Räume im Jahr 2023/24 benötigt würden. Eine Jahrgangsstufe 13 gibt es zum ersten Mal wieder im Schuljahr 2026/27. Mehr Platz wird aber schon früher benötigt. Im Schuljahr 2023/24 geht die Jahrgangsstufe 10 erstmals nicht in die Oberstufe, sondern bleibt im Klassenverband in der Sekundarstufe I.

Für das AvH bedeutet die Rückkehr zu G9, dass 120 Kinder entsprechend vier Klassen zusätzlich die Schule besuchen. Daher müsste das Gebäude an der Adenauerallee um vier zusätzlich Räume sowie mindestens einen Nebenraum erweitert werden. „Darüber hinaus müssen beispielsweise die Mensa und der Ganztagsbetrieb auf die größere Schülerzahl abgestimmt werden“, so Dubois.

Mögliche Aufstockung des Nebengebäudes der Turnhalle

Der Schulleiter zeigte sich erfreut, dass die Stadt bereits auf ihn zugekommen sei, um Tendenzen abzufragen und die räumlichen Möglichkeiten auszuloten. Demnach könne das Nebengebäude über der Turnhalle aufgestockt werden. „Da das Bornheimer Gymnasium zeitgleich mit der Einführung von G8 zur Ganztagsschule wurde, wurden die damals freiwerdenden Räume sofort für den Ganztagsbetrieb genutzt und stehen damit nicht mehr für zusätzliche Klassen zur Verfügung“, erklärt Dubois. Was das zusätzlich benötigte Lehrpersonal betrifft, werden an der Schule voraussichtlich sechs Vollzeitlehrerkräfte benötigt, was aufgrund von Teilzeitregelungen etwa zehn Lehrerstellen entspricht.

Bürgermeister Wolfgang Henseler erwartete im Sinne des Konnexitätsprinzips, dass das Land sowohl bei den Investitionen als auch bei den laufenden Kosten Mittel für die Umstellung auf G9 zur Verfügung stellt. Da der zusätzliche Raumbedarf am AvH derzeit nicht akut ist, hat für ihn die Erweiterung der Europaschule samt dem Neubau der Turnhalle, die Erweiterung der Heinrich-Böll-Sekundarschule in Merten sowie der Ausbau der Grundschulen in Roisdorf, Bornheim und Walberberg Priorität.

Gleichwohl fänden aber bereits erste Überlegungen statt, wie dem zusätzlichen Raumbedarf am AvH Rechnung getragen werden könne.

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