Kiesabbau verzögert sich wahrscheinlich Römische Villa in Uedorf vermutet

BORNHEIM-UEDORF · Die Römer haben im Rheinland an vielen Stellen ihre Spuren hinterlassen. Nun scheint ein weiterer Standort hinzuzukommen. In Uedorf vermutet das Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) die Überreste einer römischen Villa.

In dem Gebiet zwischen Herseler See und Bornheimer Straße, in dem die Bonner Firma Hünten Kies und Sand abbauen möchte, wird die Villa vermutet. Dafür liegt dem Unternehmen, das ein Werk an der Allerstraße in Hersel hat, seit Ende Juni dieses Jahres eine Genehmigung des Rhein-Sieg-Kreises vor. Die war im Vorfeld nicht nur beim LVR, sondern auch bei den Vorgebirgslandwirten umstritten.

"Die Funde lassen ganz klar erkennen, dass dort eine römische Villa ist", sagt Uwe Steinkrüger, Sprecher des LVR-Amts. Scherben und Dachziegel seien in dem Bereich aufgetaucht - zum Teil schon vor ein paar Jahren. Nun soll das Gebiet unter Schutz gestellt werden. Und das zumindest so lange bis zweifelsfrei bewiesen ist, ob dort ein Bodendenkmal liegt. Denn: "Mit der Umsetzung der Abgrabung ist die Zerstörung programmiert."

Die Stadt Bornheim hat deshalb vergangene Woche auf Antrag des Amts für Bodendenkmalpflege beschlossen, den Bereich vorläufig in die Denkmalliste der Stadt aufzunehmen. Das sei der Firma am vergangenen Dienstag mitgeteilt worden, sagte Stadtsprecher Rainer Schumann gestern. "Jetzt kommt es zu einer Anhörung, bei der die Firma Stellung beziehen kann." Laut Hans Josef Hünten, Geschäftsführer des Kiesabbau-Unternehmens, hat allerdings noch niemand mit ihm gesprochen. "Wir sind erstaunt, dass es jetzt so sein soll." Es sei ja ein abgeschlossenes Verfahren. Hünten: "Wir müssen nun abwarten, wie es sich entwickelt."

Wird das Denkmal vorläufig eingetragen, wird laut Steinkrüger voraussichtlich das Amt für Bodendenkmalschutz die Untersuchungen und die Kosten übernehmen. Die liegen meist im sechsstelligen Bereich, sagt Steinkrüger. Zeitlich nähmen die Grabungen je nach Fläche drei bis sechs Monate in Anspruch. Offen sei allerdings, wann die Arbeiten starten würden. So lange darf die Firma auf dem Gebiet nicht arbeiten.

Warum ist jedoch überhaupt eine Genehmigung erteilt worden, wenn bereits archäologische Funde in dem Gebiet vermutet wurden? Laut Kreispressestelle durften zum Zeitpunkt der Genehmigung lediglich Denkmäler berücksichtigt werden, die bereits in Denkmallisten eingetragen waren. Inzwischen ist das anders: Auch vermutete Denkmäler stehen unter Schutz.

Falls es in Uedorf tatsächlich eine römische Villa gibt, ist jedoch fraglich, ob sie nach der Ausgrabung erhalten bleibt. Die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass sie lediglich in Bild und Text dokumentiert würde, bevor das Unternehmen mit dem Kies- und Sandabbau beginne, sagt Steinkrüger. Man könne aber auch nicht alle römischen Villen erhalten, das sei das tägliche Geschäft des LVR. Steinkrüger geht davon aus, dass der Kiesabbau somit höchstens verzögert wird.

Bodendenkmäler

Insgesamt 17 Bodendenkmale stehen derzeit auf der Denkmalliste der Stadt Bornheim. Darunter Grabhügelgruppen, Siedlungsreste sowie römische Trümmerstellen und auch Wasserleitungen. Und natürlich die Villa Rustica in Botzdorf, eine römische Badeanlage. Sie ist inzwischen überdacht, um sie für weitere Generationen zu erhalten.

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