Stadtrat in Bornheim Peter van den Berg verabschiedet sich nach 30 Jahren

BORNHEIM · Die große Politik lenkte Peter van den Berg quasi von Berufs wegen: Als Fahrer der Bundespräsidenten Gustav Heinemann, Walter Scheel, Karl Carstens, Richard von Weizsäcker und Roman Herzog kutschierte er von 1972 bis 1996 Staatsoberhäupter von Termin zu Termin.

 Verfechter der Gesamtschule: Peter van den Berg.

Verfechter der Gesamtschule: Peter van den Berg.

Foto: Henry

Auch in Bornheim wollte der heute 70-Jährige die politische Fahrtrichtung mitbestimmen: Nachdem der aus einem sozialdemokratischen Elternhaus stammende van den Berg 1972 als Sympathisant von Willy Brandt in die SPD eingetreten war, besuchter er drei Jahre später zum ersten Mal eine Versammlung des Bornheimer Ortsvereins - und verließ sie als erster Vorsitzender.

1979 wurde Peter van den Berg Ratsmitglied und stellvertretender Bürgermeister der Stadt Bornheim. Darüber hinaus übernahm er den Vorsitz des Wohnungsausschusses sowie des Planungs- und Verkehrsausschusses. "1994 wechselte ich unter Walter Scheel fünf Jahre beruflich nach München", erinnert sich van den Berg.

"In dieser Zeit war ich kein Ratsmitglied." Nach seiner Rückkehr nach Bornheim zog es ihn wieder in die Politik. "Allerdings erkannte ich nun, dass sich in Bornheim zwar die Sitzverteilung im Rat änderte, die CDU aber immer mit absoluter Mehrheit regierte", sagt der gebürtige Roisdorfer und leidenschaftliche Karnevalist. "Die Wähler brauchten eine Alternative."

Schweren Herzens trat er deshalb 1999 aus der SPD aus und gründete die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG), die auf Anhieb mit fünf Ratsmitgliedern in den neuen Stadtrat einzog. Stolz macht van den Berg, dass es seit 25 Jahren eine Gesamtschule in Bornheim gibt.

"Wochenlang waren der damalige Vorsitzende der SPD, Rüdiger Sielaff, und ich auf Werbetour für diese Schule. Wir haben mit vielen Menschen gesprochen und nicht nur in Bornheim selbst, sondern auch in den Nachbarkommunen Überzeugungsarbeit geleistet." Ein großes Anliegen sei ihm eine größere Bürgerbeteiligung und Politik mit Augenmaß gewesen. "Viele meiner Anträge haben fraktionsübergreifend eine Mehrheit gefunden." Parteiideologie sei nie seine Sache gewesen, meint van den Berg.

Aus dieser Einsicht zog er 2009 die Konsequenz: Nach der SPD kehrte er auch der UWG den Rücken und saß seitdem als Parteiloser im Bornheimer Stadtrat. "Mit Wehmut scheide ich nicht aus dem Rat aus. Die letzten beiden Jahre waren schon sehr zäh.

Es war keine klare Politik mehr zu erkennen", räumt der 70-Jährige ein. Rückblickend ist er froh, doch einiges bewegt zu haben: Das Vereinsheim "Musikantentreff" der Vorgebirgsmusikanten, das auch den Fußballern des SSV Bornheim als Dach über dem Kopf dient, geht auf seine Initiative zurück. Und auch seine Arbeit als Vorsitzender des Ortsausschusses, dessen Ehrenmitglied er mittlerweile ist, hat ihm viel Spaß gemacht.

Künftig will er mehr Zeit mit seiner Familie und vor allem mit seinen fünf Enkeln verbringen, sich verstärkt um den Garten kümmern und weiterhin Tenorhorn spielen - bei den Vorgebirgsmusikanten, deren Ehrenvorsitzender er ist. "lAuch ohne Politik wird es mir bestimmt nicht langweilig", meint er.

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