Landwirtschaft Pestizide verdrängen Hummeln und Bienen

Bornheim · Ex-Umweltministerin Bärbel Höhn besucht den Breniger Biohof Apfelbacher, informiert sich über das Thema Insektensterben und kritisiert die Intensivnutzung der konventionellen Landwirtschaft. Denn diese zerstöre die Insektenvielfalt.

 Auf Einladung der Bornheimer Grünen machte Bärbel Höhn Station im Vorgebirge.

Auf Einladung der Bornheimer Grünen machte Bärbel Höhn Station im Vorgebirge.

Foto: Axel Vogel

„Ein Gespenst geht um“, zitierte Karl-Heinz Jelinek vom Landesfachausschuss Entomologie (Insektenkunde) des Naturschutzbundes (NABU) NRW den Autor des „Manifests der Kommunistischen Partei“, Karl Marx. Damit meinte der Experte den mittlerweile dramatischen Rückgang von Bienen, Hummeln, Mücken und Schmetterlingen in den vergangenen Jahren.

Grund genug für die Bornheimer Grünen, sich einen Tag lang mit dem Thema Insektensterben zu beschäftigen – samt einem Informationsabend im Roisdorfer Lokal „Zur Quelle“.

Im Mittelpunkt stand aber ganz klar der Besuch von Bärbel Höhn, Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit des Bundestages und ehemalige NRW-Umweltministerin, auf dem Breniger Bioland-Hof Apfelbacher. Schon seit Längerem, führte Jelinek aus, sei in Europa, aber auch in Nordamerika ein Insektensterben zu beobachten. Bereits in den 70er und 80er Jahren habe es erste Meldungen über eine Verringerung der Population von Bienen, Hummeln und Mücken gegeben, die sich dann um die Jahrtausendwende noch einmal verschlimmert habe. Insgesamt seien mittlerweile bis zu 80 Prozent der Insektenpopulationen verschwunden.

80 Prozent der Insektenpopulationen sindmittlerweile verschwunden

Laut Jelinek sei der Rückgang bei den Schmetterlingspopulationen allerdings schon vor den 70er Jahren aufgefallen, in den 80ern sei schließlich das Verschwinden ganzer Arten festgestellt worden. „Der gegenwärtige Rückgang hat allerdings mit dem Klimawandel nichts zu tun“, betonte er.

Bundesweites Langzeit-Monitoring als Maßnahme

Als Gründe nannte der Kölner vielmehr den starken Einsatz von Pestiziden als Mittel der konventionellen Landwirtschaft gegen Schädlinge. Aber auch die Überdüngung, die Verbuschung von Brachflächen und Wäldern, die Zerstörung von Biotopen, die zunehmende Ausweisung von Baugrundstücken und Verkehrswegen sowie das Fehlen von Blühpflanzen in den Vorgärten von Privathäusern würden den Insekten den Lebensraum nehmen.

Um einem weiteren Rückgang entgegenzuwirken, forderte Jelinek unter anderem ein bundesweites Langzeit-Monitoring zur datentechnischen Erfassung der Insektenbestände. Einig waren sich die Zuhörer, dass ein europäisches Verbot des Insektizids „Neonicotinoid“ ein erster schneller Schritt in die richtige Richtung sei.

Dass Grünflächen auch anders gestaltet werden können, zeigten Therese und Max Apfelbacher, die auf den rund 20 Hektar ihres Hofs überwiegend Gemüse und Salate anbauen und als Direktvermarkter rund 2000 Kölner Haushalte beliefern. Auf allen Feldern haben die Biolandwirte Blühstreifen und Hecken für Vögel und Nützlinge angelegt. „Ein beispielhafter Hof“, lobte Bärbel Höhn.

Kritische Worte fand die Bundestagsabgeordnete dagegen für die Intensivnutzung der konventionellen Landwirtschaft, die „die Insektenvielfalt zerstört“.

Auch sei das Problem der „Nitrat-Verseuchung des Grundwassers“ seit Jahren im Bundesumweltministerium verschleppt worden. „Da erwartet uns eine hohe Strafe der EU.“

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