Neugestaltung des Roisdorfer Bahnhofs Ohne Schere im Kopf

BORNHEIM-ROISDORF · Hotels und Kolonadengänge: Alanus-Studenten präsentieren Entwürfe zur Neugestaltung des Roisdorfer Bahnhofs. Sie

 Haben in der Historie geforscht: Die Architektur-Studenten Leonard Palm und Simon Koolmann zeigen Interessierten in der Getränkehalle des Roisdorfer Brunnens Bilder vom Roisdorfer Bahnhof.

Haben in der Historie geforscht: Die Architektur-Studenten Leonard Palm und Simon Koolmann zeigen Interessierten in der Getränkehalle des Roisdorfer Brunnens Bilder vom Roisdorfer Bahnhof.

Foto: Hermes

"Ich möchte alle drei Gruppen mit ihren Vorschlägen bitten, ins Bornheimer Rathaus zu kommen und sich mit unseren Planern an einen Tisch zu setzen." Mehr Anerkennung, als diese Einladung des Bornheimer Bürgermeisters Wolfgang Henseler, dürften die sieben Architektur-Studenten der Alanus Hochschule nach der Vorstellung ihrer Pläne für die Neugestaltung des Roisdorfer Bahnhofs nicht erwartet haben.

Inmitten von haushoch aufgetürmten Mineralwasserkästen in der Getränkehalle des Roisdorfer Mineralbrunnens präsentierten sie ihre Entwürfe für eine umfassende Neugestaltung des Roisdorfer Bahnhofareals.

Dem vorausgegangen war das Engagement von Ortsvorsteherin Gabriele Kretschmer und des vor drei Jahren nach Roisdorf gezogenen Notars Frank Schürmann. Sie gewannen den Fachbereichsleiter für Architektur an der Alanus Hochschule, Benedikt Stahl, dafür, seinen Studierenden das Projekt als Semester- oder Bachelorarbeit vorzuschlagen.

Die 23 bis 27 Jahre alten Studenten des sechsten bis achten Semesters, Selvi Bilgici, Walter Castillo, Katja Esch, Alexandra Fröschner, Simon Koolmann, Oscar Mora und Leonard Palm, nahmen die Herausforderung an.

Befragungen von Anwohnern und Zugreisenden, von Pendlern und Fahrradfahrern

Vor der Entwurfsarbeit nahmen sie stadtplanerische Untersuchungen von Haltepunkt und Umfeld vor. Befragungen von Anwohnern und Zugreisenden, von Pendlern und Fahrradfahrern, Begehungen und Vermessungen dienten in der Vorbereitung dazu, sich nicht nur mit dem Bahnhof als Haltepunkt der Städteverbindung zwischen Köln und Bonn, sondern auch mit seiner Bedeutung für das soziale Miteinander in Roisdorf ausein-anderzusetzen.

Die Studenten recherchierten in historischem Material und stießen dabei auf den prachtvollen Vorgänger des heutigen - eher als desolat zu bezeichnenden - Bahnhofsgebäudes, der baulich vergleichbar mit dem historischen Bahnhofsgebäude in Brühl war und den Schlusspunkt einer durch die Brunnenallee gebildeten Sichtachse zum Roisdorfer Brunnen bildete: Der im damaligen Kurbad Rois-dorf ankommende Reisende trat aus dem Gebäude und blickte über eine Allee weit hinein in das Vorgebirge.

"Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen"

Daran anknüpfend entwickelten die Studierenden Ideen, den Bahnhof wieder zu einem attraktiven Ortszentrum zu machen. Wieder "Leben an den Bahnhof bringen" war einer der Kernsätze in den Vorträgen der Studenten. Während die Architektur-Studenten die drei Planungen vorstellten, gab es unter den 120 interessierten Bornheimern zunächst enttäuschte oder auch amüsierte Reaktionen. Etwa wenn von großzügigen Sichtachsen, von Hoteltürmen und Kolonadengängen, von Restaurants und Kulturhallen die Rede war.

"Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen", zitierte ein Zuschauer, der namentlich nicht genannt werden will, den kürzlich verstorbenen Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Erst als sich Bürgermeister Wolfgang Henseler am Ende der Veranstaltung bei Professor Stahl und seinen Studierenden bedankte und dabei deutlich machte, dass er "natürlich noch einen Berg von Fragen" zu den Planungen habe und sich darüber im Klaren sei, dass hier "ohne die Schere im Kopf" entwickelt wurde, erkannten auch die skeptischen Besucher der Veranstaltung, wie wichtig es sein kann, visionäre Ideen zur Überprüfung des Machbaren zu nutzen.

Letztlich wird es wohl eine Frage sein, inwiefern sich Investoren für die Ideen von Hotels und Begegnungsplätzen, von Teichanlagen und Studentenwohnheim, von Kulturräumen und Parkhäusern entlang der Bahntrasse begeistern können.

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