Gespräch am Wochenende Norbert Zerlett und Jörg Peters-Sprach im Interview

Bornheim · Am Sonntag sind in Bornheim-Hersel bei der Kirmes wieder jede Menge alte Traktoren zu sehen. Sie stehen an der Kirche. Gegen 14 Uhr startet eine Rundfahrt durch den Ort. Norbert Zerlett und Jörg Peters-Sprach von den Traktorfreunden Hersel sind mit dabei.

Ab welchem Alter ist ein Traktor ein Oldtimer?

Jörg Peters-Sprach: Ab einem Alter von 30 Jahren bekommt man das Kennzeichen für ein historisches Fahrzeug.

Norbert Zerlett: Ein „richtiger“ Oldtimer ist aber mindestens 50 Jahre alt.

Welche Geschichte verbirgt sich hinter Ihrem Oldtimer?

Zerlett: Ich habe meinen 1959er Deutz 2007 in einem Dorf in der Nähe von Aurich gekauft. Der Bauer, der der Erstbesitzer war, nutzte ihn zum Mähen und als Schlepper zum Futterholen. Er hat 20 PS. Der Traktor funktioniert noch einwandfrei, ich nutze ihn aber nur zu Ausfahrten.

Wie sind Sie auf das Angebot aus Aurich aufmerksam geworden?

Zerlett: Ich habe das Angebot im Internet entdeckt.

Wie viel Geld haben Sie nach Aurich überwiesen?

Zerlett: Über Anschaffungspreise möchte ich nicht reden, da diese sehr individuell sein können, abhängig von dem, was man haben möchte. Die Kosten für Steuer und Versicherung belaufen sich auf 155 Euro im Jahr plus Sprit.

Warum haben Sie einen alten Deutz gekauft?

Zerlett: Es sollte ein Deutz sein, weil auch mein Opa in Waldorf einen Deutz hatte. Und zwar das Modell F2L 612-6N. Er hat den Traktor im Gemüseanbau eingesetzt und mich als kleinen Jungen manchmal als Beifahrer mitgenommen.

Peters-Sprach: Mein Deutz ist ebenfalls Baujahr 1959, Modell F2L 612-712, Hydraulik, allerdings nur mit 18 PS. Ich nutze ihn zum Pflügen auf meinem Acker und zum Holzholen.

Wie kamen Sie zu dem Hobby?

Zerlett: Mein Nachbar Robert Biewald hatte schon mehrere alte Traktoren. 2006 brauchte er für eine Ausfahrt zum Nürburgring noch einen Fahrer. Ich bin dann mitgefahren und war direkt fasziniert. Für die 70 Kilometer haben wir sechs Stunden gebraucht. Hinzu kam die Erinnerung an meinen Opa und seinen Traktor. Im Sommer darauf habe ich dann meinen eigenen Deutz gekauft.

Peters-Sprach: Ich bin durch das Traktortreffen 2009 inspiriert worden.

Was macht die Faszination dieser Fahrzeuge aus?

Zerlett: Für mich ist es das Gefühl des entschleunigten Reisens. Es ist schön, wenn die Hetze weg ist und man die Natur riechen kann. Die Lautstärke des Motors stört mich nicht.

Peters-Sprach: Mich fasziniert die alte Technik, die man noch selbst reparieren kann. Wenn es sein muss, baue ich den Deutz komplett auseinander und wieder zusammen. Mir macht das Schrauben und Schweißen Spaß. Und es entspannt mich.

Wie oft arbeiten Sie an Ihrem Trecker?

Peters-Sprach: Fast monatlich. Da ich ihn ja auf dem Acker nutze, ist auch mal schnell was kaputt.

Zerlett: In den vergangenen beiden Jahren war am Deutz nichts zu reparieren. In der Werkstatt war ich noch nie.

Wo bekommen Sie Ersatzteile her?

Zerlett: Im Fachhandel im Vorgebirge oder übers Internet. Deutz hat ein eigenes Ersatzteillager in Leichlingen. Bis Baujahr 1968 haben die alles da. Ältere Teile werden nach alten Plänen nachgebaut.

Welche Fabrikate sind die Rolls Royce unter den Treckern?

Peters-Sprach: Es existieren beispielsweise ganz seltene Porsche-Traktoren. Für ein altes Modell, top-restauriert, werden schon mal mehr als 50 000 Euro bezahlt. Alte Schausteller-Traktoren von Lanz und Hanomag sind auch sehr beliebt.

Welches ist das älteste Modell, das am Sonntag in Hersel zu sehen ist?

Zerlett: Das ist wohl ein Kramer K16-11, Baujahr 1939, von Josef Antwerpen. Außerdem hat sich ein Fahrer aus Berzdorf mit einem seltenen Modell angekündigt.

Im früher stark von der Landwirtschaft geprägten Vorgebirge müsste es doch leicht sein, alte Trecker zu finden, oder?

Zerlett: Über gute Bekannte vielleicht. Aber ganz leicht ist es auch nicht. Es stehen bestimmt noch alte Trecker in Scheunen. Aber viele Besitzer wollen sie nicht verkaufen. Vielleicht aus Sentimentalität.

Wie viele Oldtimer erwarten Sie am Sonntag?

Zerlett: Bei schönem Wetter rechnen wir mit 70 bis 80 Traktoren.

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