August Schrader alias Andreas Dorn Musikalischer Leiter von Guildo Horns Band kommt aus Uedorf

BORNHEIM-UEDORF · Auf der Bühne wird er zum Derwisch mit Gitarre. Da trägt er Rock, wirft die Beine nach oben, macht Faxen, haut in die Saiten. Und wenn sein "Meister" Guildo Horn den 48-Jährigen bei den Konzerten vorstellt - zuletzt bei der Bonner Bierbörse vor zigtausend Zuschauern -, dann bemüht er viele Namen: "An der Gitarre: August Schrader, genannt 'Der westfälische Saftschinken aus Steyerberg', genannt 'Die Nadel'".

In Wirklichkeit heißt er Andreas Dorn. Aber so nennt ihn kaum jemand, seit er sich als Jugendlicher einmal zum Spaß mit dem Namen Schrader am Telefon gemeldet hatte. Aber was kaum einer weiß: "Tatsächlich ist es der Name meines Opas, er hieß August Schrader und kam aus Steyerberg."

Die dazugehörige Oma war dafür verantwortlich, dass der zwölfjährige Andreas zur Gitarre kam. Denn er sollte ein Geburtstagsständchen für eben jenen Opa vortragen.

Seitdem spielt Schrader die Sechssaitige und ist längst ein gefragter Berufsmusiker. Nicht nur beim "Meister" als einer der "orthopädischen Strümpfe", wie die Horn-Band heißt. Neuerdings tourt er auch mit Purple Schulz ("Verliebte Jungs") sowie dem Sänger seiner ersten Band, Franco Parisi. Demnächst ist Schrader mit allen drei Projekten in der Harmonie in Endenich zu sehen (siehe Infokasten).

Das Musikmachen hinterlässt Spuren. Schrader hat auf rund 40 CDs mitgespielt, ist Mitkomponist des Arktos-Songs von Peter Maffays Tabaluga-Musical und stand mit Größen wie Matthias Reim, Brings und Tommy Engel auf der Bühne. Apropos Brings: "Ich habe schon vor Stefan Brings bei meinen Auftritten Rock getragen, als das noch nicht dessen Markenzeichen war."

Aber da ist noch mehr als der ausgeflippte Schrader, der auf der Bühne zum Tier wird. Im Privatleben wohnt er seit 15 Jahren in einem Reihenhaus in Uedorf, ist verheiratet mit einer Software-Dozentin und hat einen 16-jährigen Sohn. Kleiner Garten hinterm Haus, Vorstadt-Idylle.

Schrader ist Nichtraucher, mag im Sommer abends Weizen, im Winter einen gepflegten Roten. Tagsüber in der Woche hat er meist frei, da kann Schrader in seinem Studio unterm Dach arbeiten, komponieren, Songs verbessern für die nächste Probe mit Guildo Horn zum Beispiel.

Die richtige Arbeit steigt am Wochenende, Auftritte eben. Rund 80 bis 100 davon absolviert er im Jahr, da bleibt nicht viel Zeit für Wochenenden mit der Familie und für Freunde. "Mein Job läuft azyklisch", beschreibt Schrader die Nachteile des Musik-Jobs. "Ich bin praktisch jedes Wochenende unterwegs, wenn andere frei haben." Nicht dass ihm das unangenehm wäre, er liebt dieses Musiker-Leben.

"Ich danke jeden Tag, dass ich mit meinem Hobby Geld verdienen kann", sagt er. Und die Kohle, die wird eben heutzutage mit Live-Auftritten verdient. "Deshalb gibt es ja auch so viele Coverbands." Auch Guildo Horn covert viele Stücke, aber viele in neuem Gewand. Dass Schrader auf die Schlager-Texte des Meisters oft harte, klassische Rock-Riffs spielt, die jeder kennt, macht den ungewöhnlichen Reiz aus. "Das Horn-Publikum ist sehr breit, aber die Musik polarisiert auch massiv."

"Darf dieser Mann Deutschland vertreten?", fragte die Bild-Zeitung 1998, bevor die Truppe am Ende auf dem siebten Platz beim Grand Prix d'Eurovision de la Chanson (Eurovision Song Contest) landete. Und dann Schlager? In den Klamotten? Doch der Hype war nicht zu stoppen. Ehrungen wie Echo, Goldene Stimmgabel und Viva-Comet wurden verliehen, Guildo und seine Jungs wurden zur Marke, Paparazzi waren hinter ihnen her. "Das war schon krass", sagt Schrader im Rückblick.

Der schräge Vogel Guildo hat sich gehalten, die Strümpfe leben mehr denn je. Auch musikalisch drückt die Truppe bei jedem Gig rockig nach vorne. "Viele Leute haben überhaupt keine Vorstellung, wie stark die Auftritte live sind." Ein weiterer Mosaikstein zum Erfolg ist dies: "Es gibt null Eitelkeiten." Keiner sei zu bange, sich zum Affen zu machen. Guildo Horn auch nicht, er zieht sich zur Zugabe immer das Hemd aus. Und unterstellt Schrader, er würde sich die Fußnägel lackieren und gerne mal Rouge auflegen.

Damit muss man klarkommen. Schrader findet's lustig. Überhaupt lacht der groß gewachsene Kerl gerne. Die Strümpfe sind eben auch eine Spaß-Combo und außerdem ein idealer Stimmungsmacher für Stadtfeste. Für die Musiker ist es ein regelmäßiges Einkommen.

Seit 1997 ist Schrader schon bei Guildo Horn dabei. "Jens Streifling (damals BAP, heute Höhner) hatte mich da empfohlen", sagt Schrader, und da schließt sich der Kreis. "Denn Jens hat bei meiner früheren Band Yah Yah Saxofon gespielt." Und Wolfgang Niedecken sah wiederum Streifling bei einem Yah Yah-Auftritt und holte ihn zu BAP, womit klar ist: Die Musiker-Welt im Rheinland ist klein.

Gelernt hat Schrader Industriekaufmann, nachdem er das Abitur am Kopernikus-Gymnasium in Niederkassel machte. Und je mehr die Musikerkarriere startete, desto stärker ließ er den Job auslaufen. Promi-Allüren sucht man bei Schrader vergebens. Teure Hobbys? Na ja, alte Gitarren vielleicht, als Hobby ab und zu ein bisschen Sport, Fußball gucken und Gartenarbeit. Das Geheimnis zum Glück ist für den 48-Jährigen: "Man muss Spaß an dem haben, was man tut und wie man lebt."

Dass er sich mit der Rolle bei Guildo nicht zufrieden gibt, sondern weitere Projekte hat, spricht für Schraders musikalische Vielseitigkeit. Er kann auch leise Töne auf der Akustischen, liebt die Abwechslung und stilistische Vielfalt. Und kommt trotzdem immer wieder zu Guildo. Denn der hat alle lieb. Auch den "westfälischen Saftschinken" aus Uedorf.

Drei Mal Schrader in Bonn

Mit seinen unterschiedlichen Bandprojekten ist Schrader in der nächsten Zeit gleich drei Mal in der "Harmonie", Frongasse 28-30, in Endenich zu Gast.

  • Samstag, 21. September: Schrader@Parisi, Akustik-Rock
  • Freitag, 4. Oktober: Purple Schulz & Schrader, deutscher Pop in akustischem Gewand
  • Samstag, 30. November: Weihnachtsshow mit Guildo Horn & den orthopädischen Strümpfen
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