Theater im Bornheimer Kloster Mundart und Rocklegenden mit Jens Streifling und Günter Hochgürtel

BORNHEIM · Der Satz des Abends kommt von Jens Streifling, begleitet von einem Blick rundum und einem anerkennenden Nicken: "Schon geil hier, oder?!" Dem Satz folgt lang anhaltender Applaus. Denn an diesem Abend im restlos ausverkauften Theater im Kloster hat es nicht nur räumlich gepasst.

 Mundart und mehr mit Jens Streifling (l.) und Günter Hochgürtel im Theater im Kloster.

Mundart und mehr mit Jens Streifling (l.) und Günter Hochgürtel im Theater im Kloster.

Foto: Wolfgang Henry

Was Streifling - früher Saxofonist und Songwriter bei BAP und seit 2003 Mitglied der Höhner - zusammen mit Günter Hochgürtel, dem Troubadour und Frontmann der Eifelrock-Band "Wibbelstetz", den rund 100 Zuschauern unter dem Motto "Songs aus Ost und West" bot, war eines dieser Konzerte, die man nicht so schnell vergisst. Zumindest dann nicht, wenn das im Personalausweis amtlich vermerkte "Baujahr" irgendwann zwischen den Fünfziger und Siebziger Jahren liegt und die Vorstellung, einmal im VW-Bus "on the road" zu sein, bis heute nichts von ihrem Reiz eingebüßt hat.

Es ist die Musik dieser Generation, gut gemischt mit Eifeler Mundart und vor allem viel Herz. Das mit "Ost und West" bedarf eingangs einer kurzen Erklärung, denn Streifling stammt aus der ehemaligen DDR: geboren am 30. April 1966 in Borna bei Leipzig. Und stellt sich dem Publikum mit einem Stück der Band Renft vor, "den Stones des Ostens". "Gänselieschen" heißt es und ist, so scheinbar harmlos es auch daherkommen mag, in Wahrheit ein gutes Stück Protest gegen jeglichen Konformismus und die Vereinnahmung von oben.

Eifel-Folk mit einer wunderbaren melancholischen Note steuert Hochgürtel mit seinem Lied "Das rote Herz im Wohnmobil" bei. Wie er auch im Laufe dieses gut zweistündigen Abends immer wieder exakt den richtigen Ton trifft. "Nehmt mich mit" beschreibt die Sehnsüchte eines Jungen, der zum Zirkus will, und "Wo immer du bist" die gemischten Gefühle eines Vaters, dessen erwachsene Tochter nun flügge wird. Anrührend, ohne dabei auch nur einen Moment rührselig zu sein - das ist eine Kunst, die Hochgürtel spielend beherrscht. So wie die gut gelaunte Moderation. Kurzum: Der Mann trägt sein Herz auf der Zunge.

Und den Takt für diesen Herzschlag geben ihm und Jens Streifling die Kollegen Neil Young (Heart of Gold) und Tom Petty (Into The Great Wide Open), Toto Cotugno (I asciatemi cantare) die Stones (Sweet Virginia), Kris Kristofferson (Me and Bobby McGee) und Johnny Cash (Ring of Fire).

Eigentlich waren Streifling und Hochgürtel schon bei der letzten Zugabe angelangt, als sich Hannes Schöner von den Höhnern noch für eine kurze Jam-Session dazugesellt. Mit einer wohligen Gänsehaut von "Tears in Heaven" (Eric Clapton) und "Knockin' on Heaven's Door" (Bob Dylan) geht es auf den Heimweg. Auch wenn das kein Bulli ist, es fühlt sich so an.

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