Mehrgenerationentheater Mertener "Kultür" zeigt Stück über Demenz

Bornheim-Merten · Darsteller zwischen zwölf und 80 Jahren zeigen am Samstag, 25. Mai, im Mertener „Kultür“ ein Stück über Demenz. Dabei erzählen sie keine Geschichte aus der Sicht von Personen, sondern lassen Emotionen sprechen.

 Leitet die Gruppe: Theaterpädagogin Kristina Kost.

Leitet die Gruppe: Theaterpädagogin Kristina Kost.

Foto: Matthias Kehrein

Traurigkeit, Erleichterung, Freude, Trotz oder Wut: Bei einem Menschen mit beginnender Demenz lassen die Erinnerungen nach. Stattdessen werden die Emotionen stärker. Wie, das zeigen Laienschauspieler in ihrem selbst konzipierten Theaterstück unter dem Titel „Kopfkino: Ich geh' dann mal“ am Samstag, 25. Mai, ab 16 Uhr im „Kultür“ des GFO Klostergartens in Merten.

Dort unterhält die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskannerinnen zu Olpe neben einem Mutter-Kind-Haus und einer Kita auch ein Gemeinschaftswohnprojekt, Seniorenwohnungen und ein Seniorenheim und unterstützt so den generationenübergreifenden Gedanken.

Zwischen zwölf und 80 Jahren sind die Darsteller aus Merten, Walberberg, Bonn und dem Münsterland, die unter der Leitung der Bonner Theaterpädagogin Kristina Kost seit Februar – die Vorarbeiten standen ab Oktober an – Szene für Szene wiederholen, dramatische Effekte diskutieren und verschiedene Textpassagen hier und da noch ändern. Das von der Robert-Bosch-Stiftung geförderte Mehrgenerationentheater verdeutlicht die Auswirkungen der Krankheit Demenz, ohne dass der Patient als Person eine Rolle spielt. Vielmehr werden die Emotionen in den Mittelpunkt gerückt.

Kindheit, Jugend, Beruf und Ruhestand bilden die Lebensgeschichten eines Menschen. Wenn die Erinnerungen verblassen, kommen Gefühle vermehrt zum Ausdruck. Traurigkeit, Wut oder auch Gelassenheit stehen vor der Aufgabe, den Menschen vor dem „vollständigen“ Abgleiten ins Nicht-Kennen zu retten. Genau das ist es, was die Schauspieler im „Kultür“, dem Café im Erdgeschoss des alten Mertener Klosters facettenreich zeigen. „Nach der Vorgabe der Robert-Bosch-Stiftung sollen sich Jugendliche Gedanken über die Gesellschaft machen und diese Themen in die Öffentlichkeit bringen“, erklärt Theaterpädagogin Kost.

Förderung durch die Robert-Bosch-Stiftung

Mitreden ist ausdrücklich bei den wöchentlichen Proben erwünscht. Dementsprechend bringt auch der jüngste Darsteller, Henrik Wierowski (12), in seiner Rolle als „Perfektheit“ seine Ideen ein. Aber auch seine Mutter Sandra (47), die den Trotz verkörpert, Mohammad Jafafi (17) als Wut und Hekmat Azisi (19) als Lässigkeit, beide leben in der Wohngruppe „Jonas“ auf dem GFO-Gelände, haben ihre Vorstellungen. Des Weiteren sind da Stefanie Hünnekens (43) als Erleichterung, Malika Mabrouke (25) als Freude/Naivität, Asle-Esengül Bilgir (25) als Angst und Laurenz Peters (80) als Traurigkeit. Sie alle haben Biografisches ins Textbuch eingearbeitet. Da ist etwa von einem zerbrochenen Gegenstand oder Kaufverboten der Mutter die Rede.

Den Einstieg ins Stück liefert eine Szene, bei der sich Aktenordner auf der Bühne verteilen, aus denen die dort zuvor abgehefteten Erinnerungen verschwunden sind. In der Folge erwachen allmählich die einzelnen Gefühle. „Die Angst muss deutlicher werden“, fordert Kost. Das Gesicht von Asle-Esengül Bilgir verzieht sich. Da stampft Mohammad Jafafi, die Wut, mit dem Fuß auf. „Das Spielen macht einfach nur Spaß. Ich würde gerne irgendwann zur Bühne gehen“, sagt der 17-Jährige, der aus Afghanistan geflohen ist. Mitmachen war auch für Laurenz Peters selbstverständlich. „Ich habe eine enge Verbindung zum GFO-Gelände, da ich hier früher in der Kapelle Messdiener war. Außerdem finde ich das Thema interessant, auch wenn ich als Traurigkeit dauernd die Mundwinkel herunterziehen muss“, meint er und lacht.

Obwohl die Aufführung näher rückt, steht das Ende von „Kopfkino: Ich geh' dann mal“ noch nicht fest. Auch, ob Kost ein weiteres Theaterprojekt mit den Darstellern auf die Beine stellen wird, ist noch offen. „Ich würde ja gerne. Denn es ist eine Super-Gruppe. Alle können miteinander.“

„Kopfkino: Ich geh' dann mal“ wird am Samstag, 25. Mai, ab 16 Uhr, im „Kultür“, Klosterstraße 2 in Merten, aufgeführt. Der Eintritt ist frei. Um Karten-Reservierung wird per E-Mail unter info@gfo-klostergarten.de gebeten. Und beim Dorffest am Donnerstag, 20. Juni, wird der Probenverlauf des Mehrgenerationen-Theaterstücks mittels Video und der Probenbücher der Schauspieler vorgestellt.

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