Musiker in Bornheim "Meine Oma hat mich zur Musik gebracht"

Gespräch am Wochenende: "Schrader" alias Andreas Dorn blickt anlässlich seines 50. Geburtstages zurück.

 Eine Ausbildung zum Industriekaufmann und der Zivildienst in einem Krankenhaus standen vor der Musikerkarriere von Andreas Dorn.

Eine Ausbildung zum Industriekaufmann und der Zivildienst in einem Krankenhaus standen vor der Musikerkarriere von Andreas Dorn.

Foto: Wolfgang Henry

Auf deutschen Bühnen bekannt und erfolgreich ist der Rock- und Pop-Gitarrist, Komponist und Arrangeur "Schrader". Berühmt wurde er mit Guildo Horn und den "Orthopädischen Strümpfen". Am zweiten Weihnachtstag feierte er seinen 50. Geburtstag. Da ist es an der Zeit, Rückschau zu halten auf eine bewegte Karriere und auf den Menschen, der mit bürgerlichem Namen Andreas Dorn heißt und in dörflicher Reihenhausidylle in Bornheim- Uedorf wohnt. Mit ihm sprach Barbara Schick.

Ich sehe hier in Ihrem Studio eine Menge ganz unterschiedlicher Gitarren. Wie viele besitzen Sie eigentlich?

Schrader: Insgesamt habe ich 25 Gitarren. Mindestens drei davon nehme ich immer zu meinen Konzerten mit, weil sie eben auch unterschiedlich klingen.

Wie sind Sie zur Gitarre und zum Musikmachen gekommen?

Schrader: Ich bin zur Musik durch meine Oma, die Orgel und Gitarre für den Hausgebrauch spielte, gekommen. Sie drückte mir zu einem Geburtstag meines Opas die Gitarre in die Hand, brachte mir die ersten drei Akkorde bei und wir sangen dazu "Happy Birthday". Da war ich infiziert. Mit zwölf Jahren habe ich dann ein Jahr lang Gitarrenunterricht bekommen, den Rest habe ich mir selbst angeeignet.

Wer oder was hat Sie inspiriert? Wer waren Ihre Vorbilder?

Schrader: Ich habe relativ schnell meine "Ikonen" gefunden, die mich auf meinem musikalischen Weg begleitet und meinen persönlichen Stil geprägt haben. Die "Beatles" waren da wichtige Inspiratoren, aber auch Mark Knopfler, Gary Moore und Queen.

Erzählen Sie doch mal von Ihren Anfängen.

Schrader: Alles fing an mit einer Schülerband mit Namen "Sparwitz" im Kopernikus Gymnasium in Niederkassel. Die mutierte dann zu "Figo". Da hatte ich mit 16 Jahren meine ersten Auftritte. Eine Garage war dann unser nächster Probenraum. Da kam 1983 überraschend der damalige Produzent von BAP, Helmuth Rüssmann, der aufgrund eines Zeitungsartikels auf uns aufmerksam geworden war, mit einem Kassettenrekorder vorbei. Die Folge war mit der LP "Bunt" 1986 die erste richtige Plattenaufnahme. Der erste Platz bei der "Zeus Newcomershow" 1984 und die Teilnahme beim Cesme Song Contest 1990 in der Türkei haben uns schließlich bundesweit bekannt gemacht. Dann folgte die Band "Yah Yah".

Nach dem Abitur haben Sie aber zunächst eine Ausbildung gemacht. Warum?

Schrader: Meine Eltern haben mich zwar nicht zur Musik ziehen müssen, haben mir aber auch keine Steine in den Weg gelegt. Sie waren aber der Meinung, erst einmal etwas "Richtiges" zu erlernen, einen Grundstock zu haben. So habe ich eine Ausbildung zum Industriekaufmann und danach Zivildienst in einem Krankenhaus gemacht. Ich fasse einmal stark abgekürzt die wichtigsten Stationen Ihrer Karriere zusammen. Kabarettistische Soloauftritte parallel zu den ersten Schülerbands, mit "Yah Yah" Videos auf Viva und MTV, zwei Alben produziert mit Carl Carlton und Bertram Engel aus der Peter Maffay Band, vierteljährliche Deutschlandtour im Vorprogramm von Jule Neigel und anschließend eine eigene Deutschlandtour. Einstieg bei Guildo Horn und den "Orthopädischen Strümpfen" und die Teilnahme am Grand Prix 1998. Schrader (unterbricht): Ja, das war tatsächlich ein echter Höhepunkt und eine wichtige Phase in meinem Leben, weil ich in diesem Zusammenhang viele Auszeichnungen bekommen habe: "Echo", "Viva-Comet", "Goldenen Stimmgabel" und goldenen Schallplatte. Und später die Platinauszeichnung als Komponist für den Song "Glück und Glas" für das Peter-Maffay-Musical "Tabaluga". Als besonders schön finde ich auch, dass Künstler wie Anne Haigis oder Uwe Ochsenknecht unsere "Yah Yah"-Songs covern.

Haben Sie die wachsende Popularität und die Erfolge verändert?

Schrader (denkt lange nach): Das ist schwer zu sagen. Es kann sein, dass dem Betrachter von außen Veränderungen aufgefallen sind. Ich persönlich habe mich immer auf der Seite des Lernenden gesehen. Das schätze ich an meinem Beruf, dass man nie aufhört selbst aus der kleinsten Begebenheit zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Zum Beispiel waren auch die 30 Auftritte mit T.M. Stevens, der unter anderen mit James Brown, Miles Davis, Tina Turner oder Joe Cocker spielte und der eine ganz andere Stilrichtung entwickelt hat, den sogenannten Heavy-Metal-Funk, prägend für mich. Ich liebe die Abwechslung und die damit verbundenen Herausforderungen.

Auftritte mit Brings, Tommy Engel, Marc Metzger und den Höhnern auch im Karneval zeigen Ihr vielseitiges Talent. Seit 2001 sind Sie mit Franco Parisi als Duo "Schrader@Parisi" auf den Bühnen Deutschlands, zuletzt im Dezember im Kloster in Walberberg (der General Anzeiger berichtete), unterwegs und 80 Konzertauftritte sind mit Purple Schulz geplant.

Schrader (unterbricht): Dazu muss ich sagen, dass sich, wie so oft, der Kreis wieder schließt. Mit Franco habe ich nicht nur in der D-Jugend in der Spielvereinigung Lülsdorf-Ranzel Fußball gespielt, er war auch Sänger bei "Yah Yah" und "Figo". Und bei den Auftritten mit Purple Schulz mache ich wieder, wie zu meinen Anfängen, teilweise Musik-Comedy.

Was macht der Mensch Andreas Dorn in seiner Freizeit?

Schrader: Andere Aktivitäten sind tatsächlich ein Problem, wenn man das Hobby zum Beruf gemacht hat. Aber die Musik ist so erfüllend für mich, sie hat so viele Facetten, dass ich weder Zeit noch Lust auf anderes habe. Ein bisschen Sport, Handwerkeln im Haus, Freunde treffen und der 1. FC Köln füllen einige Lücken, die noch bleiben. Ich verbringe sehr viel Zeit in meinem Studio und bin ständig zu Live-Auftritten unterwegs. Da ist das Wichtigste, dass man einen Anker im Leben hat, und der ist ganz klar meine Familie.

Was ist das Geheimnis Ihrer erfolgreichen Karriere?

Schrader: Ich bin schon vielen Musikern in meinem Leben begegnet, aber wenn man nicht für die Sache "brennt", dann wird der Erfolg in dem Wellental des Auf und Ab ziemlich schwer. Ich bin eindeutig der Komponist und Vollblutmusiker mit der Gitarre als Mittelpunkt dieses Schaffens. Ich habe immer "gebrannt" für die Sache Musik, aber ohne den Rückhalt und die Stärkung meiner Frau wäre mein musikalischer Werdegang nicht möglich gewesen.

Wann ist denn Schluss mit dem sicher anstrengenden Musikerleben? Können Sie sich ein Leben ohne Musik vorstellen?

Schrader: Ich bin wirklich sehr zufrieden mit meinem Leben, so wie es läuft, und mit dem, was ich gerade tue. Ich hoffe natürlich, dass sich das gesundheitlich und finanziell weiter so erfolgreich stemmen lässt. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, mit 65 Jahren in "Rente" zu gehen. Musik kann man doch sein ganzes Leben lang machen.

Zur Person

Schrader alias Andreas Dorn, geboren am 26. Dezember 1964 in Niedersachsen, aufgewachsen im Kölner Raum, nach dem Abitur Ausbildung zum Industriekaufmann, verheiratet mit einer Softwaredozentin, ein Sohn wohnt in Bornheim-Uedorf. Der Nachname seines Opas, Schrader, wurde aus einem Spaß heraus zu seinem Künstlernamen. Ausführliches über seine Auftritte auf seiner Homepage www.schrader-music.de oder

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