Reaktionen nach ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" Schon 80 neue Hinweise zum Bornheimer Mordfall

Bornheim · In den Mordfall an einer Bonner Studentin vor 33 Jahre ist mächtig Bewegung gekommen. Am Mittwochabend war der Fall Teil der TV-Sendung "Aktenzeichen XY". Allein in Bonn gingen bereits 40 Hinweise ein.

In den Fall der 1984 ermordeten Ulrike Hingkeldey ist mächtig Bewegung gekommen. Wie Bonns Polizeisprecher Robert Scholten gegenüber dem GA sagte, seien alleine bei der Bonner Polizei bereits 40 Hinweise nach der Ausstrahlung der TV-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" eingegangen. Wie berichtet, war der Mord am Mittwochabend Thema in der ZDF-Sendung. Dort hatte Franz Wirges von der Kriminalpolizei Bonn zusammen mit Markus Dreisewerd von der Düsseldorfer Kriminalpolizei über den Fall berichtet. Schließlich geht die Polizei mittlerweile davon aus, dass es einen Zusammenhang zu einem Mord im Jahr 1979 in Velbert gibt. Das hatten DNA-Untersuchungen ergeben.

Die damals 20-jährige Hingkeldey war in den frühen Abendstunden des 19. August 1984 an der heutigen Landesstraße 281 zwischen Wesseling und Bornheim tot aufgefunden worden. Die Studentin wollte per Anhalter zu ihren Eltern nach Wuppertal reisen. Nach den damaligen Ermittlungen wurde sie zwischen 20.30 und 20.50 Uhr letztmalig neben dem Tankstellengelände am Verteilerkreis Köln/Süd gesehen. Dort soll sie vermutlich in einen Sportwagen oder ähnliches eingestiegen sein.

Zwei Fälle – eine Täter-DNA

„Aktenzeichen XY“ hatte bereits 1984 über den Fall berichtet. Schon damals gab es einige Hinweise auf den Täter sowie ein Phantombild: Der Fahrer des Wagens soll etwa 30 Jahre alt gewesen sein, hatte ein schmales Gesicht, dünnes, stark gewelltes blondes Haar und einen blonden Oberlippenbart, der bis zu den Mundwinkeln reichte. Er soll ein knallrotes Sweatshirt oder T-Shirt und darüber eine dunkle, ärmellose Jacke getragen haben. Das Auto mit Wuppertaler Kennzeichen soll einem Sportwagen geähnelt haben und vermutlich rot, orange oder braun gewesen sein.

Im Jahr 1979 war die zerstückelte Leiche der 17-jährigen Regina Neudorf aus Wülfrath von einem Reiter auf einem Feld im benachbarten Velbert gefunden worden. Die Verkäuferin hatte in Velbert eine Diskothek besucht und sich nachts zu Fuß auf den mehrere Kilometer langen Heimweg gemacht. Wie die Ermittler in der TV-Sendung berichteten, könnte der Täter Jäger, Metzger oder Schlachter sein. Das liege an der Art, wie die Leiche der 17-Jährigen zerstückelt worden sei. Ebenso seien Spuren von Tierblut und Sägemehl gefunden worden. Durch seither entwickelte Analysemethoden konnten die Ermittler in beiden Fällen die gleiche Täter-DNA feststellen.

Zahlreiche neue Hinweise

Wie Scholten weiter sagte, sei bei der Polizei in Düsseldorf eine ähnlich hohe Zahl an Hinweisen eingegangen. Die Kreispolizeibehörde Mettmann spricht von insgesamt rund 80 Hinweisen. Laut Scholten gehen die Ermittler diesen nun nach. Eine heiße Spur gebe es allerdings noch nicht. Wie auf der Internetseite von „Aktenzeichen XY“ zu lesen ist, seien den Ermittlern während der Sendung gar konkrete Namen genannt worden. „Wir haben auch personenbezogene Angaben erhalten“, sagte Scholten dazu. Die Experten der Polizei würden nun die Menschen, die sich mit Hinweisen gemeldet haben, befragen. Parallel dazu könnten Ermittlerteams bereits unterwegs sein, erläuterte er. Das besondere sei, dass es zwei Tatorte beziehungsweise zwei Fälle gebe, fügte Scholten hin. Ergebe sich in einem Fall etwas, seien beide gelöst.

33 Jahre beziehungsweise 38 Jahre liegen die beiden Morde bereits zurück. Wie der Polizeisprecher ausführte, sei es aber auf jeden Fall möglich, dass der Täter auch nach so vielen Jahren noch unter Druck stehe. Beispielhaft verwies Scholten auf das kürzlich erfolgte Geständnis eines 52-Jährigen, am 11. November 1991 die 38-jährige Monika F. in Bonn getötet zu haben. Scholten: „Die Jahre machen uns nicht bange.“

Hinweise zu den Mordfällen nehmen alle Polizeidienststellen entgegen. Das Kriminalkommissariat 11 der Bonner Polizei ist unter 02 28/1 50 zu erreichen, das zuständige Kriminalkommissariat in Düsseldorf unter 02 11/87 00. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, ist eine Belohnung von 3000 Euro ausgesetzt.

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