Geheimes Christentum Manfred Lütz stellt neues Buch in Bornheim vor

Bornheim-Walberberg · Viele Vorurteile über die Kirchengeschichte halten einer seriösen Untersuchung nicht stand. Diese und andere Überraschungen hält das neue Buch von Manfred Lütz , „Skandal der Skandale“, bereit. Im Walberberg stellt er es vor.

Nach „Gott: Eine kleine Geschichte des Größten“ beschäftigt sich Manfred Lütz erneut mit der Glaubensgeschichte. FOTO: STEFAN HERMES

Nach „Gott: Eine kleine Geschichte des Größten“ beschäftigt sich Manfred Lütz erneut mit der Glaubensgeschichte. FOTO: STEFAN HERMES

Foto: Stefan Hermes

Das „akademische Viertel“ war bereits zweimal überschritten, bevor Manfred Lütz an das Mikrofon in der Apsis von St. Walburga in Walberberg trat. Es lag weniger daran, dass er sich das universitäre Recht auf die 15-minütigen Verspätungen seiner Vorlesung herausnahm, als vielmehr an der Annahme seiner Frau, dass die Veranstaltung der katholischen Frauengemeinschaft (kfd) am Montagabend eine Stunde später anfangen würde. „Und ich tue ja immer, was meine Frau sagt“, sorgte dann bereits in seiner entschuldigenden Begrüßung für das erste Schmunzeln.

Lütz, der sich aktiv bei Lesungen, im Rundfunk und in Talkshows für die Bekanntmachung seines neuen, bereits zum Bestseller aufgestiegenen Buches „Der Skandal der Skandale – Die geheime Geschichte des Christentums“ engagiert, versprach gleich zu Anfang seines Vortrags, dass er etwas Neues ausprobieren wolle.

Schnell gelang ihm der Schulterschluss mit den etwa 60 Zuhörern, indem er sich als Rheinländer gab und die oft strapazierte Fehde mit den Düsseldorfern nutzte, den Begriff der Inklusion zu erklären. „Was viele wahrscheinlich gar nicht wissen“, so leitete Lütz seinen Gedanken ein, würde Inklusion im Lateinischen Einschließung bedeuten. Und als Facharzt für Psychiatrie wehre er sich dagegen, den gemeinsamen Unterricht von Behinderten und Nichtbehinderten mit „Einschließen“ zu bezeichnen. Außerdem gebe es das hier ja gar nicht, da wir die Behinderten ja alle in Düsseldorf eingeschlossen hätten. Dort säße ja schließlich unsere Regierung.

Es dauerte etwas, bevor Lütz als Theologe, der er auch ist, zum Aufklärer wurde. Über kaum etwas gebe es heute so viel Unkenntnis wie über das Christentum. Dabei sei die Wissenschaft in den vergangenen Jahren zu erstaunlichen Ergebnisse gekommen, von denen selbst er als Theologe nichts gewusst habe. Vieles davon habe er in dem „brillanten Werk“ des Kirchenhistorikers Arnold Angenendt, „Toleranz und Gewalt – Das Christentum zwischen Bibel und Schwert“ gelesen. Mehrfach habe er Verlage dazu aufgefordert, dieses 800-Seiten-Werk mit 3000 Anmerkungen in einer vereinfachten Form herauszubringen.

Das hat er nun selbst gemacht. Innerhalb eines Jahres hat er eine leicht lesbare Kurzfassung auf 286 Seiten herausgebracht. Gregor Gysi habe bei einer Vorstellung seines Buches gesagt, er sei zwar Atheist, aber er habe Angst vor einer gottlosen Gesellschaft, weil der die Solidarität abhandenkommen könne.

Sozialismus sei schließlich nichts anderes als säkularisiertes Christentum. „Und da hat er recht“, sagt Lütz. Viele Menschen säßen heute noch den falschen Behauptungen auf, die Hitler und Honecker über das Christentum in die Welt gesetzt haben, und deswegen sei Aufklärung dringend nötig. Ihm sei es fast peinlich, dass er bis zur Lektüre von „Toleranz und Gewalt“ die üblichen Vorstellungen von Hexenverfolgung, Inquisition, Indianermission und weiterem gehabt hätte.

In einem Verlagstext sagt Lütz dazu: „Deswegen ist es mir ein Anliegen, auch eine breitere Öffentlichkeit darüber aufzuklären, wie es wirklich war. Damit das gut zu lesen ist, habe ich die Geschichte des Christentums erzählt, denn sie ist wirklich spannend wie ein Krimi.“

Manfred Lütz: „Der Skandal der Skandale – Die geheime Geschichte des Christentums“ Verlag Herder, 288 Seiten, 22 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort