Gespräch am Wochenende Maipaar lebt die Tradition und Heimatverbundenheit

BONRNHEIM · Im Gespräch am Wochenende sprechen Marvin Stüsser und Laura Esch über ihre Regentschaft als Maipaar in Waldorf. Seit vier Jahren sind sie ein Paar. Nun wurden sie zum Regentenpaar gekürt.

 Laura Esch und Marvin Stüsser sind das diesjährige Maipaar des Junggesellenvereins Einigkeit Waldorf.

Laura Esch und Marvin Stüsser sind das diesjährige Maipaar des Junggesellenvereins Einigkeit Waldorf.

Foto: Sonja Weber

Marvin Stüsser: 2014 haben Laura und ich das damalige Maipaar Mario Bené und Karina Krewinkel als Ehrenpaar begleitet. Danach konnten wir uns vorstellen, auch selbst einmal Maipaar zu werden, aber es hat zeitlich nie gepasst. In diesem Jahr kann ich das Amt gut mit meinem Studium vereinbaren. Meine Familie unterstützt mich sehr, zumal mein Vater Gründungsmitglied des Vereins ist und 1988 selbst Maikönig war.

Welche Aufgaben hat man als Maipaar und wie viel Zeit kostet dieses Amt?

Laura Esch: In erster Linie geht es darum, den Verein und den Ort bei den Festen der Brudervereine zu repräsentieren. Bei unserer Krönung am Samstag waren 14 Brudervereine bei uns zu Gast – da ist ein Gegenbesuch natürlich Pflicht. Außerdem treten wir bei Schützenfesten oder auch mal bei einem Seniorennachmittag auf. Das alles ist natürlich schon sehr zeitintensiv: Bis in den September hinein sind wir fast jedes Wochenende unterwegs.

Traditionell muss der Maikönig seine Königin ersteigern. Wie muss man sich eine solche „Versteigerung“ vorstellen?

Stüsser: In diesem Jahr standen 35 Kandidatinnen zur Auswahl. Wie bei einer klassischen Versteigerung werden Bilder gezeigt und dazu Gebote abgegeben. Währung dabei ist die sogenannte „Junggesellenmark“. Spannend wird es, wenn sich mehrere Bewerber gegenseitig überbieten. So dauert es in der Regel bis tief in die Nacht, bis der neue Maikönig und seine Königin feststehen.

Wie viel war Dir Deine Freundin Laura wert?

Stüsser: Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen habe ich am Ende 1852 Junggesellenmark auf den Tisch gelegt. Eine Junggesellenmark entspricht 20 Cent. Um zu gewinnen, musste ich mir sogar noch ein paar Münzen leihen.

Was passiert, nachdem die Versteigerung beendet ist?

Stüsser: Dann ziehen die Junggesellen noch in derselben Nacht zum Haus der Auserwählten, denn diese weiß ja noch nichts von ihrem Glück. Natürlich kann es auch vorkommen, dass es eine Kandidatin ablehnt, Maikönigin zu werden. Aber bei Laura war ich mir sicher, dass sie Ja sagen würde.

Wie fühlt man sich, wenn man ersteigert wurde? Ist dieser Brauch nicht überholt und ziemlich frauenfeindlich?

Esch: Natürlich kann man sich fragen, ob dieser Brauch noch ins 21. Jahrhundert passt, denn grundsätzlich sind Frauen natürlich nichts, was man beliebig „ersteigern“ kann. Andererseits hat das Verfahren eine lange Tradition und es kann von der Auserwählten ja auch durchaus als Kompliment verstanden werden, dass sich jemand um sie bemüht. Oft ist es ohnehin so, dass die Maipaare – wie es auch bei uns der Fall ist – privat ein Paar sind. Und wenn nicht, haben die Kandidatinnen ja immer noch die Möglichkeit, das Angebot abzulehnen.

Ihr seid beide 20 Jahre jung und studiert in Köln. Trotzdem sorgt Ihr als Maipaar dafür, dass in Eurem Ort Traditionen weitergeführt werden können. Welche Rolle spielen Brauchtum und Heimatverbundenheit für Euch?

Esch: Beides spielt eine große Rolle, denn wir leben gerne hier und haben hier auch einen großen Freundeskreis. Ich feiere lieber bei einem Junggesellenfest als in einem Club in Köln. Hier kennt man sich und ich fühle mich wohl in der großen Gemeinschaft. Damit das so bleibt, muss man natürlich auch etwas dafür tun.

Wie reagieren Eure Kommilitonen, wenn Ihr von Eurem Einsatz als Maipaar berichtet?

Stüsser: Leute, die aus eher ländlichen Gegenden stammen, reagieren positiv, weil sie es kennen. Wer nicht mit dem Brauchtum aufgewachsenen ist, tut sich natürlich schwerer, zu verstehen, warum es uns so wichtig ist, dass die Tradition fortgeführt wird.

Wie hat sich der Junggesellenverein Einigkeit in den letzten Jahren entwickelt? Gibt es Nachwuchssorgen?

Stüsser: Momentan stehen wir mit 32 Mitgliedern ganz gut da. In der Hochphase zählte der Verein mal 50 Mitglieder. Vor einigen Jahren waren dann plötzlich nur noch fünf übrig. Dennoch ist es in der 33-jährigen Geschichte des Vereins nur einmal – 2011 – vorgekommen, dass wir kein Maipaar hatten. Natürlich versuchen wir immer, neue Bekannte mitzunehmen und für einen Eintritt zu begeistern.

Wie habt Ihr Eure Krönung erlebt? War der Walzer, der beim Junggesellenfest traditionell unter der Fahne des Vereins getanzt wird, eine große Herausforderung für Euch?

Esch: Tatsächlich mussten wir bei dem Vater unseres Ehrenführers Tanzstunden nehmen. Aber es hat alles bestens geklappt. Überhaupt war die Krönung ein tolles Fest und der Auftritt der „Domstürmer“ im vollen Zelt hat für eine tolle Stimmung gesorgt. Ein unvergesslicher Abend!

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