Möbelhäuser bleiben nach Verdi-Klage zu Leidtragende sind die Händler des Roisdorfer Martinimarkts

Bornheim-Roisdorf · Nur wenige Besucher kamen am Sonntag zum Martinimarkt in Roisdorf. Weil die Geschäfte nach einer Gerichtsentscheidung nicht öffnen durften, büßte dieser an Attraktivität ein, meint der Gewerbevereinsvorsitzende Harald Stadler.

Ein riesiger, fast leerer Parkplatz, wenige Verkaufsstände und eine recht überschaubare Anzahl an Besuchern: Der Martinimarkt des Roisdorfer Gewerbevereins, der am Wochenende viele Besucher auf den Porta-Parkplatz locken sollte, gab am Sonntag ein trostloses Bild ab. War die Resonanz am Samstag aufgrund des üblichen Publikumsverkehrs der beiden großen Möbelhäuser Porta und Boss sowie des Baumarkts Bauhaus noch gut, verirrten sich am Sonntag nur wenige Besucher ins Gewerbegebiet Bornheim Süd.

„Nachdem die Symbiose zwischen dem Marktangebot und der Sonntagsöffnung der Möbelhäuser zerstört wurde, ist der Martinimarkt für die Leute nur noch bedingt interessant“, zeigte sich der Vorsitzende des Roisdorfer Gewerbevereins, Harald Stadler, frustriert über die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster (OVG).

Wie berichtet, hatte das Verwaltungsgericht am Dienstag einem Antrag der Gewerkschaft Verdi stattgegeben, den verkaufsoffenen Sonntag anlässlich des Martinimarkts zu untersagen. Eine Beschwerde der Stadt Bornheim gegen diese Entscheidung hatte das OVG am Freitag abgewiesen. Verdi hatte mit der aus ihrer Sicht nicht gegebenen Verhältnismäßigkeit der großen Möbelhäuser zum deutlich kleineren Martinimarkt argumentiert. Ebenso hätten die beiden Geschäfte nicht nur eine Bedeutung für die lokale, sondern auch für die überregionale Kundschaft.

„Die Sonntagsarbeit wäre für die Beschäftigten der Möbelhäuser freiwillig gewesen“, führte Stadler aus. „Dafür hätten sie eine zusätzliche Vergütung für die sonntäglichen Überstunden und darüber hinaus auch noch Freizeitstunden an einem regulären Wochenarbeitstag erhalten.“

Auch erschienen fünf von 16 Anbietern erst gar nicht

Die Kunsthandwerker, die den Martinimarkt mit ihren vielfältigen Waren bereicherten, machten aufgrund der Gerichtsentscheidung am Sonntag jedenfalls ein schlechtes Geschäft. Fünf von insgesamt 16 Anbietern seien gar nicht erst gekommen, berichtete der Vorsitzende des Gewerbevereins. „Das kann man niemandem verdenken. Ich freue mich aber über die Solidarität derjenigen, die trotzdem gekommen sind.“ Pamela Bytyqi und Ivonne Kreier aus dem Brohltal stellten ihre Vasen, Kerzenhalter, Lesezeichen und Skulpturen aus Beton zum ersten Mal beim Roisdorfer Martinimarkt aus. Für sie war eine Absage keine Option. „Das wäre nicht fair gegenüber dem Veranstalter“, meinten die beiden.

Dirk Becher, der mit Lampen und Dekoration aus verschiedenen Hölzern ebenfalls ein hochwertiges Angebot bereithielt, nahm die mangelnde Resonanz gelassen. „Wenn ich mein Geld damit verdienen müsste, wäre es schlimm, aber da es ein reines Hobby ist, kann ich es verschmerzen.“ Die kurzfristige Entscheidung gegen die Sonntagsöffnung der Möbelhäuser bewertete er kritisch. „Ich kann das nicht nachvollziehen, es wäre doch eine Win-win-Situation für alle gewesen.“

Diny Wintermanns, die stoisch an ihrem Spinnrad saß und Wolle spann, hielt mit ihrem Missfallen nicht hinterm Berg: „Diejenigen, die so etwas entscheiden, sollten sich mal den ganzen Tag hierher in die Kälte setzen, ganz umsonst.“ Ein Ehepaar aus Bornheim, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen wollte, hatte nichts von der Verdi-Klage mitbekommen. „Wir wollten ein bisschen bummeln und haben uns gewundert, dass so wenig los ist. Es ist schade, dass so eine Veranstaltung kaputtgemacht wird.“

Eine Familie aus Roisdorf, die mit ihren beiden Kindern gekommen war, blieb nicht lange auf dem Markt. „Es ist leider nicht viel los – wirklich ärgerlich für die Händler, aber auch für den Veranstalter und für die Kunden.“ Harald Stadler will nun die ausführliche Begründung des OVG-Urteils abwarten. Danach soll in Ruhe überlegt werden, in welcher Form die anderen Veranstaltungen des Gewerbevereins, wie der Frühlingsmarkt und das Gewerbefest, zukünftig durchgeführt werden sollen.

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