Gerald Schmidt ist der Herr der Bahnen Keine Zauberei im Bornheimer Bowlingcenter

BORNHEIM · Wie funktioniert das Leben hinter einer Bowlingbahn? Welche Technik garantiert einen reibungslosen Ablauf? Gerald Schmidt weiß, die Antworten. Er ist für den Spielbetrieb im Bowlingcenter Pinup im Gewerbegebiet Bornheim-Süd verantwortlich - und erklärt die Technik.

 Blick auf die Bahnen, die täglich geölt und gereinigt werden.

Blick auf die Bahnen, die täglich geölt und gereinigt werden.

Foto: Axel Vogel

Die Musik dröhnt, lautes Gelächter schallt durch die Halle und immer wieder knallen große, farbige Bowlingkugeln auf die spiegelglatten Kunststoffbahnen. Sie rollen mal mehr mal weniger schnell auf die zehn Pins zu, die am Bahnende darauf warten, von den Kugeln zu Fall gebracht zu werden. Je nach Anzahl der umgestoßenen Pins sind die Jubelschreie am Bahnanfang stärker oder schwächer ausgeprägt. Ein ganz normaler Tag im Bowlingcenter Pinup im Gewerbegebiet Bornheim-Süd nahe der Autobahn 555.

Einer der Besucher dort ist Tobias, der sich gerade einen grünen Bowlingball aussucht und mit seinen kleinen Händen in die Löcher greift. Er nimmt Anlauf und lässt ihn eher unsanft auf die frisch geölte Bahn aufprallen. Dank einem sogenannten Kallenschutz, der sich bei den jüngeren Bowlingspielern automatisch aufstellt, bleibt die Kugel auf der Bahn und räumt schließlich sechs Pins ab.

Der Sechsjährige juchzt vor Freude und wundert sich, dass seine grüne Kugel binnen Sekunden wieder aus einer Öffnung am Anfang der Bowlingbahn erscheint.

"Das ist ja cool", freut sich Tobias, der zum ersten Mal mit seinen Eltern Bowling spielt. Verblüfft zeigt sich der Erstklässler auch darüber, dass seine sechs umgeworfenen Pins verschwinden und er mit seinem zweiten Wurf versuchen kann, die restlichen vier Pins umzuwerfen.

Früher wurden die Pins mit Fäden aufgerichtet

Doch wie funktioniert das Leben hinter der Bahn eigentlich? Welche Technik garantiert einen reibungslosen Ablauf? "Hier ist keine Zauberei im Spiel", sagt Gerald Schmidt (54), der für den Spielbetrieb in dem Bowlingcenter verantwortlich ist. Er erklärt, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten die Technik stark verändert hat und heute vollautomatisiert abläuft.

"Früher wurden die Pins noch mit Fäden aufgerichtet, und ein Mitarbeiter musste immer wieder manuell eingreifen." Das ist heute eher die Ausnahme. Hat der Bowlingball das Bahnende erreicht, fährt ein sogenannter "Tisch" herunter und tastet zunächst ab, ob noch Pins stehen.

Ist dies der Fall, greifen Zangen die Pins und heben sie nach oben, damit ein Rechen die umgefallenen Pins wegschieben kann. Der "Tisch" senkt sich wieder ab, stellt die verbleibenden Pins auf das sogenannte Pindeck und der Spieler kann seinen zweiten Wurf durchführen.

"Erst nach dem zweiten Wurf werden alle Pins einem kleinen Aufzug, auch Elevator genannt, zugeführt", erläutert Gerald Schmidt. Dieser nimmt die Pins auf und stellt sie erneut zu einem Zehner-Set zusammen.

Damit die Spieler schneller spielen können, sind zwei komplette Pin-Sätze im Einsatz. Währenddessen wird die genutzte Bowlingkugel in einem Ballrücklauftunnel mit einem Band zurück zu den Spielern transportiert. "Das geht schnell und dauert nur wenige Sekunden", so Schmidt, der gelernter Kommunikationselektroniker ist.

"Hier läuft zu 90 Prozent alles mechanisch ab"

Er verantwortet die gesamte Technik der in den USA entwickelten und in Ungarn gebauten Pin-Setter-Maschinen. "Hier läuft zu 90 Prozent alles mechanisch ab. Von daher müssen die Anlagen regelmäßig gewartet werden." Sind alle 18 Bahnen in Betrieb, ist es im Gang hinter den Bahnen extrem laut.

Schmidt muss während des Spielbetriebs nur selten eingreifen. Meistens dann, wenn es zu einem Pin- oder Ballstau auf der Bahn kommt. Doch der 54-Jährige ist nicht nur im hinteren Bahnbereich tätig. Denn auch die Bahnen im vorderen Teil müssen täglich gereinigt und geölt werden, damit ein störungsfreier Spielbetrieb gewährleistet ist. Ein Vorgang, der ebenfalls mit Hilfe einer Maschine geschieht.

Diese fährt automatisch über die Bahn, reinigt und ölt sie in einem Arbeitsgang. Schmidt: "Das Öl ist wichtig, da ansonsten durch die Kugel eine zu hohe Reibungswärme auf der Bahn entsteht." Es können unterschiedliche Ölbilder und -mengen auf den knapp 16 Meter langen Bahnen aufgetragen werden.

Der letzte Teil der Bahn wird dabei ausgespart und nicht geölt. Dadurch wird den Kugeln eine größere Bodenhaftung gegeben. Der vordere geölte Teil der Bahn ermöglicht wiederum den schön anzuschauenden "Effet"-Effekt, denn die Kugel scheint bei einem kraftvollen Wurf des Spielers auf den ersten Metern förmlich über die Bahn zu gleiten, bevor sie am Ende wieder eine Rollbewegung erfährt.

Schmidt, der erst seit vergangenem November in dem Bowlingcenter arbeitet, ist mehr als zufrieden mit seiner Arbeit. "Es ist ein vielfältiger Job, der großes technisches Verständnis erfordert."

Ob er sich denn auch schon mal über einen Besucher ärgert? "Ja klar, aber nur ganz selten und nur dann, wenn Gäste bereits mit dem Spiel beginnen, wenn der Rechen noch unten ist, um die umgeworfenen Pins wegzuschieben. Dann knallt die Kugel gegen den Rechen und die Lichtschranke wird deaktiviert."

Das ist bei Tobias übrigens nicht passiert. Bei seinem zweiten Wurf hat er die restlichen vier Pins auch noch zum Umkippen gebracht und so direkt seinen ersten sogenannten "Spare" hingelegt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort