Sankt Elisabeth in Merten Junger Flüchtling hilft im Altenheim

BORNHEIM-MERTEN · Ein 23-Jähriger aus Eritrea absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr im Seniorenzentrum Sankt Elisabeth in Merten. Er ist einer von vier Flüchtlingen, die in der Einrichtung mithelfen.

 Michael A. aus Eritrea leistet ein Freiwilliges Soziales Jahr im Seniorenzentrum Sankt Elisabeth und hilft zum Beispiel rund ums Mittagessen. „Er macht das gut“, findet Bewohnerin Helga Kump.

Michael A. aus Eritrea leistet ein Freiwilliges Soziales Jahr im Seniorenzentrum Sankt Elisabeth und hilft zum Beispiel rund ums Mittagessen. „Er macht das gut“, findet Bewohnerin Helga Kump.

Foto: Antje Jagodzinski

Den Tisch decken, die Spülmaschine einräumen, den Bewohnern die Wäsche bringen und dafür sorgen, dass sie genug Wasser auf dem Zimmer haben: Das sind Aufgaben, um die sich Michael A. im Seniorenzentrum Sankt Elisabeth in Merten kümmert. Der junge Mann aus Eritrea ist einer von vier Flüchtlingen, die in der Einrichtung der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) mithelfen. Im Januar hat der 23-Jährige dort ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) begonnen.

Vor acht Monaten ist Michael nach Deutschland geflohen. Über Duisburg kam er nach Bornheim, wo er jetzt mit 25 weiteren Personen in einem Haus für Flüchtlinge wohnt. Das Leben in Eritrea, wo seine Familie ist, sei schwierig, erklärt er, teils auf Deutsch, teils auf Englisch: „Man hat dort nicht viele Möglichkeiten.“ Nachdem der 23-Jährige, der christlichen Glaubens ist, sich zunächst ehrenamtlich im Seniorenheim engagierte, hat er nun einen Platz für ein Freiwilliges Soziales Jahr erhalten. Eigentlich würde er gerne eine Ausbildung zum Automechaniker machen, sagt er. Aber das sei schwierig. Deshalb ist es ihm nun vor allem wichtig, die Sprache zu lernen. Und er sei froh, dass er in Sankt Elisabeth den Kontakt zu den Mitarbeitern und den Senioren habe, erzählt der junge Afrikaner.

„Michael sagt immer, für ihn sei das normal“, erklärt die Leiterin des Seniorenzentrums, Ursula Meeth, mit Blick darauf, dass der eigentlich technisch orientierte junge Mann sich nun um ältere Menschen kümmert. Eine Rückkehr in seine Heimat sei ihm nicht möglich und so begreife er das FSJ als Chance, um hier Fuß zu fassen, die Sprache zu lernen und Kontakte zu knüpfen.

Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International droht Eritreern, die beim Versuch das Land zu verlassen, aufgegriffen werden, willkürlich Haft unter oft harten Bedingungen. Wer versuche, sich der Gefangennahme zu entziehen und die Grenze nach Äthiopien zu überqueren, laufe Gefahr, erschossen zu werden. Viele Frauen und Männer flöhen wegen des Militärdienstes, der Zwangsarbeit gleich komme.

Das FSJ für Geflüchtete ist im Zuge der Aktion „Neue Nachbarn“ entstanden. Diese hat der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki Ende 2014 ins Leben gerufen, um die Willkommenskultur zu fördern. Im Januar haben im Erzbistum Köln laut Manuela Markolf, Bildungsreferentin beim Verein „Freiwillige Soziale Dienste“, die ersten fünf jungen Männer ein FSJ für Geflüchtete begonnen. Vier der fünf Afrikaner engagierten sich in Seniorenheimen, einer in einer Kindertagesstätte.

„Das FSJ ist eine Win-win-Situation“, findet die Leiterin des Sozialen Dienstes in Sankt Elisabeth, Judith Bielz. Die Flüchtlinge könnten durch die Beschäftigung der „zermürbenden Wartesituation“ innerhalb des Asylverfahrens entkommen, die Sprache lernen, sich integrieren. Das Seniorenheim wiederum erhalte personelle Unterstützung, was auch den Bewohnern zugute komme, so Bielz. Das Erzbistum bezuschusse das FSJ zur Hälfte, erklärt Meeth, so dass das Seniorenzentrum statt vier nun acht Stellen besetzen könne.

Neben Michael hofft die Leiterin darauf, dass zwei weitere Flüchtlinge, die sich derzeit ehrenamtlich engagieren, bald ebenfalls ein FSJ beginnen können: Ein junger Syrer und die 23-jährige Albanerin Viosana Cerriku, die jeden Tag auf der Demenzstation hilft. Ein serbischer Familienvater engagiert sich über den Bundesfreiwilligendienst – ein Programm für über 27-Jährige. Der Kontakt zu den Asylsuchenden ist durch die Flüchtlingshilfe Merten entstanden. Dort engagiert sich auch Jennifer Grosse (24). Die Kölnerin absolviert ein „reguläres“ FSJ im Seniorenzentrum und unterstützt ihre neuen Kollegen etwa beim Ausfüllen der Papiere und Anträge. „Die Leute kriegen eine Chance und werden schnell integriert“, ist ihr Eindruck, „und für die Senioren ist es etwas Neues und die Möglichkeit, andere Generationen und andere Kulturen kennenzulernen“.

Natürlich habe es auch Vorbehalte bei Bewohnern gegeben, räumt Bielz ein. Bewusst habe das Seniorenzentrum daher die regelmäßigen Café-Treffen genutzt, um einen „Blick über den Tellerrand“ in die Länder und Kulturen der Flüchtlinge zu ermöglichen. Da habe Michael auch für die Bewohner gekocht, sein Land und sich vorgestellt.

„Wir wollten bewusst die Menschen in den Vordergrund stellen“, erklärt Bielz, damit „die Flüchtlinge“ ein Gesicht bekämen. Zum Beispiel das von Michael.

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