Fachklinik Tauwetter in Roisdorf Investition von 2,5 Millionen Euro

Bornheim-Roisdorf · Inmitten einer idyllischen Parkanlage gelegen strahlt das herrschaftliche Gebäude Ruhe und Erhabenheit aus. Eine Fachklinik für die Rehabilitation Drogenabhängiger vermutet hier auf den ersten Blick niemand.

 Sind beim Richtfest des Neubaus mit dabei (von links): Einrichtungsleiter Georg Mirus, Bürgermeister Wolfgang Henseler und Geschäftsführer Wolfgang Scheiblich.

Sind beim Richtfest des Neubaus mit dabei (von links): Einrichtungsleiter Georg Mirus, Bürgermeister Wolfgang Henseler und Geschäftsführer Wolfgang Scheiblich.

Foto: Axel Vogel

Vor 35 Jahren mussten sich die einstige Besitzerfamilie von Wrede, die Nachbarschaft und die Roisdorfer Bürger erst einmal mit dem Gedanken anfreunden, dass im alten Roisdorfer „Schlösschen“ Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung untergebracht werden sollten.

Nachdem die ersten Verhandlungen gescheitert waren, konnte der Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) Köln als Träger schließlich die nötige Überzeugungsarbeit leisten. Heute gehört die Fachklinik Tauwetter am Roisdorfer Siefenfeldchen zu den ältesten Einrichtungen in NRW.

Seit März herrscht auf dem 45.000 Quadratmeter großen Gelände reger Baustellenverkehr. Für insgesamt 2,5 Millionen Euro wird die Einrichtung um ein modernes Bettenhaus erweitert. 600.000 Euro werden von Stiftungen wie der Wohlfahrtspflege, der Aktion Mensch, der Glücksspirale und der Caritas Stiftung beigesteuert, den Rest bringt der SKM aus Eigenmitteln und mit Unterstützung der Deutschen Rentenversicherung auf.

Mit dem Richtfest für das neue, 700 Quadratmeter große Gebäude, in dem 16 Einzelzimmer mit Nassbereich und behindertengerechter Ausstattung entstehen, wurde am Dienstag der erste Abschnitt der Arbeiten, die noch in diesem Jahr abgeschlossen werden sollen, begangen. Bevor Zimmermann Holger Franzen den künftigen Bewohnern „Frohsinn, Eintracht und Seelenfrieden“ wünschte und – dem Anlass entsprechend – ein Wasserglas zertrümmerte, hob Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler die Bedeutung der Einrichtung für die Stadt hervor.

Einzelzimmer im Neubau

„Die Stadt Bornheim hat die Einrichtung und den SKM Köln seit Anfang der 1980er Jahre immer wieder gerne unterstützt. Ich freue mich, dass mit den Modernisierungsmaßnahmen diese wichtige Arbeit auch weiterhin in unserer Stadt geleistet wird“, sagte er.

Während die Patienten bisher in Doppel- oder WG-Zimmern im Altbau untergebracht waren, sollen sie im neu errichteten Komplex überwiegend in Einzelzimmern wohnen. „Das neu entstehende Stationsgebäude ermöglicht den Patienten die für ein individuelles Behandlungsmilieu erforderliche Intimität und Geborgenheit und trägt dadurch wesentlich zum Behandlungserfolg bei“, erläuterte Geschäftsführer Wolfgang Scheiblich.

Bereits vor Jahren wurden zwei benachbarte Grundstücke für den Neubau angekauft. Ein Einfamilienhaus wurde zugunsten des Neubaus abgerissen, das andere wird mittels Wanddurchbruch an das neue Gebäude angegliedert. „Die Räumlichkeiten sollen sowohl Individualität und Rückzug als auch gemeinschaftliche, soziale Erfahrungen möglich machen“, betonte Einrichtungsleiter Georg Mirus.

Der unter Denkmalschutz stehende Altbau soll zukünftig nur noch als Verwaltungs- und Therapiehaus dienen. Trotz strenger Auflagen des Denkmalschutzes konnte ein Aufzug an der seitlichen Hauswand installiert werden.

Während die Klinik bis vor wenigen Jahren nur Suchtkranke aufnahm, stellt sie inzwischen auch Plätze für Menschen mit schwerer psychischer Erkrankung zur Verfügung. Die Zahl der Patienten wird sich durch die Baumaßnahmen von vormals 40 auf rund 32 reduzieren. Die Verweildauer der Patienten beträgt zwischen zwölf und 26 Wochen.

In der Fachklinik erfahren die Patienten eine Vielzahl von ineinandergreifenden psychologischen, medizinischen, psycho- und sozialtherapeutischen Hilfen sowie Begleitung und konkrete Unterstützung beim Neuentwurf ihrer Lebensgestaltung.

Der 40-jährige Guido Schmitt aus Siegburg kehrte nach zehn Jahren zu einer erneuten Therapie ins Haus Tauwetter zurück. „Ich habe mich bewusst wieder für dieses Haus entschieden. Damals wie heute habe ich mich hier sehr gut aufgehoben gefühlt“, erklärte der gelernte Maler. Den Bezug des Neubaus wird er als Patient nicht mehr miterleben. „Aber ich werde mit Sicherheit vorbeikommen und mir alles anschauen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort