Mehr-Generationen-Wohnen in Merten Innovatives Projekt für das ganze Quartier

BORNHEIM-MERTEN · Das Mertener Kloster soll zu einer generationenübergreifenden Wohnstätte und einem Ort der Begegnung werden. Das Projekt ist über drei Millionen Euro teuer und den Bewohnern ein Gemeinschaftsgefühl in Unternehmungen und Wohnen geben.

 Hans Günter Gilles in seinem künftigen Wohnzimmer, das früher ein Patientenzimmer im ehemaligen Krankenhaus war.

Hans Günter Gilles in seinem künftigen Wohnzimmer, das früher ein Patientenzimmer im ehemaligen Krankenhaus war.

Foto: Axel Vogel

Noch ist das Wohnzimmer von Hans Günter Gilles eine Baustelle. Doch im Sommer sollen Kisten, Werkzeug, Leiter und Gabelstapler verschwunden sein. Dann kann der 74-Jährige auf seinem Sofa sitzen und aus dem Fenster die Aussicht auf den Kölner Dom und das Siebengebirge genießen. Diesen Blick hatten früher Patienten des ehemaligen Mertener Krankenhauses Zur Heiligen Familie, das vor zwei Jahren geschlossen wurde.

Nun laufen die Arbeiten in dem einstigen Kloster auf Hochtouren: Für 3,86 Millionen Euro will die gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) dort ein innovatives, generationenübergreifendes Wohn- und Quartiersprojekt samt Kulturcafé schaffen, das auch die Bürger im Ort mit einbezieht.

Bereits eingezogen im „Klostergarten Merten“ sind der Kindergarten des Lazaruswerks und die Gruppe Jonas für minderjährige Flüchtlinge. Der SSV Merten betreibt das Schwimmbad im Haus für seine Aquasportangebote. Seit Jahresbeginn hat auch das Mutter-Kind-Haus Aline für unterstützungsbedürftige Familien seinen Betrieb aufgenommen. In direkter Nachbarschaft zum Seniorenzentrum Sankt Elisabeth und den Seniorenwohnungen im Paulinenhof soll ab Juli im 10 000 Quadratmeter großen ehemaligen Klostergebäude noch eine Wohngemeinschaft für Senioren an den Start gehen.

3,86 Millionen Euro kostet der Umbau

Der Mertener Hans Günter Gilles gehört zu den sechs Interessenten zwischen 64 und 80 Jahren, die eine der elf Wohnungen in der dritten Etage beziehen möchten und sich bereits seit Februar regelmäßig treffen, um den Wohnraum und das Zusammenleben zu planen.

„Ich wohne alleine in einem großem Haus mit Garten – warum soll ich das nur für mich unterhalten?“, habe er sich gefragt, sagt Gilles, der sich auf die Gemeinschaft freut, es aber auch gut findet, dass jeder seinen eigenen Bereich habe.

Ein „Projekt für diejenigen, die in ihren eigenen vier Wänden, aber dennoch nicht alleine leben möchten“, soll es laut GFO werden. Die elf Zweiraumwohnungen, die zwischen 40 und 70 Quadratmeter groß sind, enthalten jeweils ein eigenes Bad und eine Einbauküche.

Es gibt aber auch eine Gemeinschaftsküche, einen Gemeinschaftsraum mit einem großen Tisch, ein Gästezimmer sowie eine Dachterrasse und einen Gartenbereich. Zudem bietet das Kloster ein Atelier und Werkstatträume für künstlerische Aktivitäten. Für gemeinsame Unternehmungen steht den Bewohnern ein Kleinbus zur Verfügung.

Die „Möglichkeit sich zurückzuziehen, aber auch Gemeinschaft zu haben“, gefällt auch Heinz Mager. Der Heimerzheimer ist mit 64 Jahren derzeit der jüngste Interessent für das Projekt, das sich an Menschen ab 55 Jahren richtet. Milligret Horn (80), die seit 46 Jahren in Merten wohnt, findet es auch schön, gleichzeitig den Kontakt zu ihren vielen Freunden und Bekannten im Ort halten zu können. Aber auch „eingebunden zu sein und sich sozial zu engagieren“, wie Mager es ausdrückt, gehört für die Interessenten dazu.

Denn das Konzept sieht vor, dass sich die Bewohner am Standort einbringen – etwa indem sie Patenschaften im Mutter-Kind-Haus übernehmen, bei der Integration der minderjährigen Flüchtlinge helfen, sich ehrenamtlich im Seniorenheim engagieren oder im Kulturcafé mitarbeiten, das zum Jahresende eröffnen soll.

„Es soll ein lebendiger Standort werden, an dem sich alle Lebenslagen mischen“, erklärt Ideengeberin und Projektleiterin Ursula Meeth, die das benachbarte Seniorenzentrum Sankt Elisabeth leitet. „Das Kulturcafé soll dabei Begegnungen ermöglichen“, betont Meeth, dass dieses ebenso wie die Klosterkapelle allen Mertenern offen stehe. Neben kulturellen Angeboten für den Ort sei auch Beratung vorgesehen: „Wir wollen das Angebot immer wieder mit Mertener Bürgern zusammen entwickeln und ziehen den Kreis gerne weit über den Ort.“

Eine besondere Überraschung hat sie bereits: Das „Theater im Kloster“ um das Schauspielerpaar Gerhard Fehn und Cécile Kott werde das Kulturcafé, das bis zu 150 Sitzplätze bietet, zu seinem festen Spielort machen: „Die Bühne ist schon da.“

Eine Theatergruppe, die für alle offen sei, werde zur Eröffnung des Kulturcafés auch ein Stück aufführen. Bis dahin kreischen aber noch die Sägen und gehen die Handwerker ein und aus, um das alte Kloster für seine neue Bestimmung tauglich zu machen.

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