Ein Zeichen gegen Fremdenhass Hunderte Bornheimer bilden Lichterkette gegen Rechts

Bornheim-Merten · Mehrere Hundert Menschen haben in Bornheim an einer Aktion des Pfarrausschusses Merten teilgenommen und eine Lichterkette entlang der Bonn-Brühler-Straße gebildet – als Zeichen gegen Fremdenhass.

Auf dem Parkplatz Am Roten Boskoop versammelten sich Bornheimer aller Altersklassen zu der Lichteraktion.

Auf dem Parkplatz Am Roten Boskoop versammelten sich Bornheimer aller Altersklassen zu der Lichteraktion.

Foto: Axel Vogel

Mit Kerzen für ein friedliches und tolerantes Vorgebirge: Mehrere Hundert Bornheimer bildeten am Samstag in Merten eine Lichterkette entlang der Bonn-Brühler-Straße zwischen Schubert- und Bachstraße, um ein Zeichen zu setzen. Über die Anzahl der Teilnehmer gehen die Angaben auseinander. Während die Polizei von rund 350 Besuchern sprach, bezifferte die katholische Kirchengemeinde Sankt Martin Merten als Veranstalterin diese auf 700 bis 800.

Unter dem Motto „Wir sind bunt“ hatte der Pfarrausschuss um die beiden Vorsitzenden Barbara Notzem und Uta Schumacher die Aktion auf den Weg gebracht und sie mit einer Größenordnung von maximal 1200 Teilnehmern angemeldet. „Wir hatten auf 1000 Personen gehofft. Aber dieses Ziel war schon sehr ambitioniert“, sagte Notzem. „Im Großen und Ganzen sind wir sehr zufrieden. Und dafür, dass wir solch eine Lichterkette zum ersten Mal durchgeführt haben, sind wir froh, dass alles so gut geklappt hat“, bilanzierte sie. Mit einer Schweigeminute wurde ein Zeichen gegen Gewalt gesetzt.

Christof Theissen, der die Veranstaltung mit organisiert hatte, betonte in seiner Ansprache noch einmal deutlich, dass sich die Aktion nicht gegen etwas richte, sondern für etwas stehen solle – nämlich „für Vielfalt, für Offenheit, für Hilfsbereitschaft, für Mut und Solidarität“. „Wir wollen ein eindeutiges Zeichen setzen, dass es in unserer Gesellschaft keinen Platz für Hass und Intoleranz gegenüber Menschen gibt“, erklärte Theissen.

Er erinnerte an die Lichterkette im Jahr 2000. Damals hatte die katholische Jugend, deren damaliger Vorsitzender Theissen war, zu einer Demonstration auf dem Heinrich-Böll-Platz in Merten aufgerufen. Daraufhin hatten sich 1000 Menschen gegen rechte Gewalt im Vorgebirge positioniert. Der Anlass für die erste Lichterkette war die Belästigung einer ausländischen Familie im Ort. Auch wenn es laut Theissen in diesem Jahr keinen konkreten Anlass gegeben habe, sei es notwendig in einer Zeit Stellung zu beziehen, in der immer mehr nationalistische Bewegungen in Deutschland, Europa und in vielen Ländern der Welt entstünden. Auch der leitende Pfarrer des Seelsorgebereichs Vorgebirge, Matthias Genster, bekräftigte in seinem Grußwort, dass „wir in einer bunten Gesellschaft leben und wir uns für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen“.

Bornheims stellvertretende Bürgermeisterin Petra Heller bedauerte, dass es trotz der Willkommenskultur 2015 und gelungener Integration immer noch Menschen gebe, die Menschen anderer Kulturen ablehnten. „Integration gelingt nur bei gegenseitiger Achtung. Sie ist mehr als Sprache und Beruf. Es geht dabei um soziale, kulturelle und emotionale Integration“, sagte Heller. „Das bedeutet aber auch Nulltoleranz bei jeglicher Gewalt. Antisemitismus, Hass und Hetze haben bei uns keinen Platz“, so die stellvertretende Bürgermeisterin. Der Sechtemer Heinz-Peter Merkelbach fand die Aktion super: „Dabei zeigen wir, dass wir im Vorgebirge tolerant sind. Bei uns leben viele ausländische Mitbürger und das klappt ausgezeichnet.“ Auch Dominik Pinsdorf wollte als Vorsitzender des Stadtjugendrings Flagge zeigen. „Man spürt in der Bevölkerung einen wachsenden Rechtsruck. Deshalb sind solche Aktion wichtig“, so Pinsdorf.

Die 71-jährige Gila Wagner musste einfach dabei sein: „Ich stehe hier zum einen in Vertretung meiner verstorbenen Tochter, die sich sehr für andere Menschen eingesetzt hat. Zum anderen trägt jeder Mensch eine kulturelle Vielfalt in sich. In unseren Adern fließt Blut von überallher.“ Das Erlebnis in einer Gemeinschaft war für Tobias Heilmann (23) und Jennifer Eisermann (23) der eigentliche Grund für ihr Kommen. Ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl kam bei den Teilnehmern noch einmal am Ende der Veranstaltung auf, als sie am Ausgangspunkt Am Roten Boskoop bekannte Lieder wie „Unser Stammbaum“, „We are the World“, „Hevenu Shalom Alechem“ und irische Segenswünsche sangen.

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