Traditionsgeschäft in Bornheim "Heizung & Sanitär Luft" wurde 1885 gegründet

Bornheim · In fünfter Generation wird die Firma "Luft" in der Bornheimer Innenstadt mittlerweile geführt. Beim Blick in die Geschichte des Familienbetriebs wird auch die Entwicklung der Heizungstechnik sichtbar.

Von der heute verbreiteten Brennwerttechnik war vor mehr als 100 Jahren noch keine Spur: Die Abbildung aus dem Jahr 1905 zeigt ein zu der damaligen Zeit modernes Bad in einem gutbürgerlichen Haushalt.

Von der heute verbreiteten Brennwerttechnik war vor mehr als 100 Jahren noch keine Spur: Die Abbildung aus dem Jahr 1905 zeigt ein zu der damaligen Zeit modernes Bad in einem gutbürgerlichen Haushalt.

Foto: Foto: Museum Bautzen

Als Mitte der 70er Jahre überall die Ode an den Klempnerberuf von Reinhard Mey erklang, „Ich bin Klempner von Beruf, ein dreifach Hoch dem, der dies’ gold’ne Handwerk schuf!“, begann Heinz Dieter Luft gerade seine Ausbildung zum Heizungsbauer bei der Firma Hans Berg in Bad Godesberg – so, wie es schon sein Vater Karl-Heinz dort 25 Jahre zuvor getan hatte. „Es waren damals wirklich goldene Zeiten“, sagt der 59-Jährige heute rückblickend. Gemeinsam mit seinem 34-jährigen Sohn Michael führt er das 1885 von Jakob Luft gegründete Unternehmen an der Bornheimer Königstraße.

Als der Ur-Großvater vor inzwischen 134 Jahren seine Klempnerei eröffnete, sah die Welt noch anders aus. Nicht, dass sie einfacher gewesen wäre, aber aus Sicht der heutigen Luft-, Heizungs- und Klimatechniker, die nur noch selten das „Blech hämmern“, wovon sich die Begriffe des Klempnern oder Klampfern ableiten lassen, hat ihr Beruf nichts mehr mit dem damaligen Handwerk zu tun. So beendete auch Liedermacher Mey seinen Song über den damals so krisenfest erscheinenden Beruf weitsichtig mit der Zeile: „Und braucht man keine Klempner mehr, na, dann werd’ ich halt Installateur.“

Holz- und Kohleöfen wichen den Zentralheizungen

Heinrich Luft, der 1912 in den väterlichen Betrieb einstieg, und sein Sohn Karl-Heinz, der ihm 1953 in das Geschäft folgte, trugen bereits die Berufsbezeichnung Gas- und Wasserinstallateure in ihren Meistertiteln. Sie erlebten die Zeit des Umbruchs, in der die Holz- und Kohleöfen in den Häusern allmählich den Zentralheizungen wichen. Das mühsam über dem Ofenfeuer erhitzte Wasser, das in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg oft noch in die in der Küche aufgestellte Zinkwanne gefüllt wurde, kam jetzt aus dem Wasserhahn. Doch auch der Badewasserofen über der Einbauwanne wurde schnell zum Auslaufmodell.

Mit der Entwicklung des Badezimmers hin zum eigenen „Wellness-Center“ wandelte sich ebenfalls das Handwerk. Auch die Heizungstechnik aus den 50er und 60er Jahren war aus heutiger Sicht betrachtet alles andere als sparsam und effizient. Die fossilen Ressourcen schienen zu dieser Zeit noch unendlich zu sein. Doch das verschwenderische Heizen mit Strom konnte keine dauerhafte Lösung sein.

Brennwerttechnik das Maß aller Dinge

Heute ist für Heinz Dieter und seinen Sohn Michael Luft die Brennwerttechnik das Maß aller Dinge. Im Jahr 2000 entschieden sich die heutigen Inhaber dafür, nicht mehr an dem kräftezehrenden Wettbewerb um Mehrfamilienhäuser und Geschäftsbauten teilzunehmen, der sie auch zu einer deutlichen Expansion gezwungen hätte. Sie haben entschieden, sich in Zukunft vor allem verstärkt um bestehende Kunden zu kümmern und sich bei Neuanlagen und Sanierungen auf Privathäuser zu konzentrieren.

Zusammen mit ihrem langjährigen Mitarbeiter Thomas Wirtz bilden die drei Männer ein starkes Team, das – so will es die Zeit – rund um die Uhr im Einsatz ist. Gerade in den kalten Wintermonaten gibt es für die Männer selten eine ruhige Minute. „Wer friert, hat wenig Geduld“, lacht Michael Luft und unterbricht das Gespräch, weil sein Handy klingelt. „Die Zeiten, wo früher der Anrufbeantworter eingeschaltet war, sind längst vorbei“, sagt Heinz Dieter Luft mit ein bisschen Wehmut in der Stimme.

Ständige Erreichbarkeit

Dass der „Fortschritt“ der ständigen Erreichbarkeit bei ihm auch eine Einbuße von Lebensqualität bedeutet, wird ihm beim Blick auf Freunde bewusst, die als Ingenieure oder Kaufleute in Büros einer geregelten Arbeit nachgehen und damit auch einen Feierabend kennen.

Wann er sich aus dem Geschäft zurückziehen wird, hat er noch nicht festgelegt. Jetzt freut sich der 59-Jährige erst einmal darüber, dass Sohn Michael im vergangenen Mai seine langjährige Freundin Janina geheiratet hat. Damit sind zumindest die Voraussetzungen gegeben, dass es eines Tages auch eine sechste Luft-Generation geben könnte.

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