Markt der Möglichkeiten in Hersel Handwerker in der Region händeringend gesucht

Bornheim-Hersel · 80 Aussteller geben auf dem Markt der Möglichkeiten in der Herseler Ursulinenschule Einblick in ihre Berufswelten. Handwerksbetriebe sind wenig vertreten.

 Praktische Erprobung: Sarah (2.v.l.) und Julia (r.) erfahren von Joy Schnellenberg (l.) und Enrique Saß einiges über den Beruf des Steinmetzes.

Praktische Erprobung: Sarah (2.v.l.) und Julia (r.) erfahren von Joy Schnellenberg (l.) und Enrique Saß einiges über den Beruf des Steinmetzes.

Foto: Stefan Hermes

„Es geht ja darum, einen Beruf zu finden, der ein Leben lang Spaß macht“, sagte die Mutter der 15-jährigen Julia. Währenddessen verfolgte ihre Tochter aufmerksam das Gespräch zwischen ihrer Freundin Sarah (15) und dem Steinmetz Enrique Saß. Dieser gehörte zu den zahlreichen Ausstellern, die am vergangenen Samstag auf dem 28. Markt der Möglichkeiten in der Herseler Ursulinenschule jungen Menschen Einblicke in die Berufswelt boten. Etwa 80 Aussteller waren vor Ort, darunter die Agentur für Arbeit, das Erzbistum Köln, verschiedene Hotels und Gaststätten, die Polizei und Verwaltungen, Versicherungen und der Zoll.

Handwerker wie Saß waren indes nur wenig vertreten, obwohl es gerade in diesem Bereich akute Nachwuchsprobleme gibt. So auch beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, dessen Vertreter mit der Verteilung von Holzkochlöffeln darauf hoffte, die richtigen Schüler und Schülerinnen für sein Gewerbe zu begeistern. „Ich kann recht genau erkennen, wer zu uns passt“, sagte Mathias Johnen, der über einen extremen Fachkräftemangel in seiner Dienstleistungsbranche klagt. Das Problem sei, dass die Branche einen „ganz bestimmten Gastgebertyp“ brauche, so Johnen. Einige Interessierte konnte er mit seinen Kochlöffeln in ein Informationsgespräch verwickeln. Johnen war mit seiner Präsenz in Hersel zufrieden.

Steinmetz Saß riet dazu, erst einmal eine handwerkliche Ausbildung zu machen. Studieren könne man immer noch. „Aber wer direkt von der Schule ins Studium geht, hat danach wenig Ahnung vom praktischen Leben“, befand er. Man wisse dann noch nichts übers Steuernzahlen, Versicherungen und wie „das ganze Drumherum“ funktioniere.

Sarah wollte bisher nach der Realschule noch das Abitur machen, findet aber zunehmend Gefallen an der künstlerisch-praktischen Arbeit eines Steinmetzes. „Ich wollte irgendwas mit Design machen, vielleicht fange ich aber jetzt erst einmal ein Praktikum als Steinmetz an“, sagte die 15-jährige Schülersprecherin der Ursulinenrealschule. „Oft ist die erste Frage, was man denn verdienen könnte“, sagte Martin Dillschneider.

Der Ex-Schüler am Collegium Josephinum Bonn hatte auf dem Markt der Möglichkeiten einst mit der Firma Kautex seinen heutigen Ausbildungsbetrieb zum Mechatroniker kennengelernt. Am Samstag gab er nun an einem Stand der Firma seine Erfahrungen weiter. Sarah (16) und Anita (15) waren derweil voll bepackt mit Broschüren unterwegs, die darauf schließen ließen, dass sie noch offen für unterschiedliche Studienangebote sind. „Eigentlich wollte ich zum Jugendamt, vielleicht Sozialarbeiterin werden“, sagte Anita. Mittlerweile könne sie sich ebenso wie ihre Freundin Sarah vorstellen, zum Finanzamt zu gehen: „Da bekommt man bereits im ersten Jahr 1200 Euro.“

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