Spargelkönigin Maike Mock Ernte mit viel Fingerspitzengefühl

BORNHEIM-UEDORF · Ihr Krönchen und das bodenlange dunkelgrüne Kleid hat die Spargelkönigin heute gegen Jeans und Turnschuhe getauscht. Die rot lackierten Fingernägel verraten allerdings, dass ihre repräsentativen Aufgaben zugunsten der Vermarktung des Bornheimer Spargels ihr normalerweise nicht abverlangen, in der Erde zu wühlen - wie an diesem Morgen.

 Auf dem Feld: Leonhard Palm zeigt Spargelkönigin Maike Mock, wie sie das Gemüse richtig sticht.

Auf dem Feld: Leonhard Palm zeigt Spargelkönigin Maike Mock, wie sie das Gemüse richtig sticht.

Foto: Roland Kohls

Für den GA ist die 20-Jährige früh aufgestanden, um auf einem Feld in Uedorf von Leonhard Palm, Vorsitzender des Vereins Bornheimer Spargelanbauer, das königliche Gemüse zu stechen.

Wie ein V spreizt Palm Zeige- und Mittelfinger, um die weiche Erde neben dem Spargelkopf beiseite zu schieben. Dann darf Maike Mock das unten leicht gebogene Spargelmesser etwa zwei Zentimeter seitlich vom Kopf ansetzen und in die Erde schieben, um das Gemüse von unten her abzuschneiden. "Das ist gar nicht so leicht", meint sie, "vor allem, weil ich den Rückstoß noch nicht so bemerke." Anhand des Widerstands ist für den Spargelstecher zu erkennen, dass die Stange abgeschnitten ist. Mit den Fingern darf die heutige Gastarbeiterin die Stange dann aus dem Damm ziehen. "Nicht mit Gewalt", mahnt Palm und hilft, als das königliche Gemüse sich in den königlichen Händen nicht so richtig aus der Erde lösen lassen will.

Für die junge Brühlerin, die im vierten Semester Geodäsie und Geoinformation, sprich Vermessungstechnik, in Bonn studiert, ist es der zweite Einsatz auf Palms Feld. Bevor sie im April ihr zweijähriges Amt als fünfte Brühl-Bornheimer Königin aufnahm und vergangenes Wochenende offiziell in der Brühler Innenstadt die Spargelsaison eröffnete, war sie schon einmal Spargel stechen, um möglichst viel rund um das Gemüse zu erfahren. Und um es einmal nicht nur "auf dem Teller", sprich aus gastronomischer Sicht kennenzulernen, wie die 20-Jährige sagt, die ab und an als Kellnerin im Restaurant ihres Vaters René Mock in Brühl-Pingsdorf aushilft.

Als Spargelkönigin bewirbt sie für den Verein der Bornheimer Spargelanbauer sowie die Brühler Gastro-Runde den Verkauf des Bornheimer Spargels. Der ist seit dem vergangenen Jahr durch ein Patent geschützt. Er steht im EU-Register für regionale Spezialitäten und gilt damit als geschützte geografische Angabe, die laut Bauer Palm neben dem Stadtgebiet Bornheim auch Teile von Alfter, Bonn und Brühl als Anbaugebiet umfasst. Für die Spargelkönigin sind es aber weniger die Historie des Anbaus oder die mit dem Patent festgelegten Qualitätskriterien, die das Gemüse so besonders machen: "Für mich ist es auch etwas Besonderes, weil ich mich schon als Kind das ganze Jahr darauf gefreut habe. Früher gab es immer sonntags bei meinen Großeltern Spargel, wir sind ihn auch zusammen einkaufen gefahren, und dann kam die ganze Familie zusammen", erzählt sie.

Nun versucht sie sich daran, die nächste Stange zu stechen. Schnell gleitet das Messer in den sandigen Boden, doch wieder will sich die Stange nicht aus der Erde lösen lassen - mit einem Knacken hat Maike Mock das abgebrochene obere Stück in der Hand. "Das passiert, wenn man seitlich zieht", erklärt Palm. Fünf Mitarbeiter beschäftigt er üblicherweise für diese Arbeit, die gegen 6 Uhr in der Früh beginnt. Vor gut zehn Tagen hätten die Männer aus Polen, Rumänien und Usbekistan auf dem Feld, auf dem die Spargelkönigin gerade übt, fast 50 Kilo Spargel in einer Reihe gestochen, sagt Palm. Jetzt seien es kaum noch fünf Kilo.

Alle 25 Zentimeter setzt der Bauer Spargelpflanzen in die Erde. Aus jeder davon wachsen im Jahr etwa acht Stangen. Was die Ernte angehe, sei es ein "normales Jahr", sagt Palm. "Wir sind weder extrem früh noch extrem spät dran." Manche Anbauer hätten noch gar keine Stangen gestochen. Das hänge aber auch von der Sorte ab. Der warme, trockene April war laut Palm gut, die vergangene Woche aber wiederum sehr kalt, sodass es nun "ein kleines Loch" beim Ertrag gebe. Sinken die Temperaturen nachts unter zehn Grad, wächst der Spargel nicht weiter.

Zur Saisoneröffnung lag der Kilopreis bei zehn bis elf Euro, nun sinke er aber auf acht bis neun, sagt der Vorsitzende der Spargelbauern. Die Einführung des Mindestlohns, der in diesem Jahr bei 7,40 Euro die Stunde liegt und im nächsten Jahr auf 8,50 Euro steigt, schlage sich auch in höheren Preisen nieder.

Und auch die Discounter machten den Bauern "das Leben ganz schön schwer", sagt Palm, zum Beispiel, indem sie vier Wochen im Voraus günstige Spargelpreise festlegten, wenn der Bauer noch gar nicht absehen könne, welchen Ertrag er habe.

Unterdessen zieht Maike Mock die nächste Stange Limburger Spargel aus der Erde und strahlt, denn diesmal ist sie ganz. "Allerdings zu kurz", stellt Palm fest. 19 bis 22 Zentimeter lang sollte sie sein. "Tellerlänge", sagt die Spargelkönigin nickend. "Aber für Suppe oder Flammkuchen reicht's", steht der Papa ihr bei. Und Flammkuchen mit Spargel ist immerhin auch Maike Mocks Lieblingsgericht.

Das Lieblingsrezept der Spargelkönigin

Flammkuchen mit grünem und weißem Spargel & Speck

Zutaten: 250 g Mehl, 125 ml lauwarmes Wasser, 1 TL Salz, jeweils drei Stangen grünen und weißen Bornheimer Spargel, 100 g Speck, 300 g Cremé Fraiche, Pfeffer, 4 EL Olivenöl

Zubereitung: Mehl und Salz in einer Schüssel vermischen, langsam das Wasser unter das Mehl kneten. Auf einer bemehlten Arbeitsfläche weiter kneten, bis ein glatter Teig entstanden ist. Den Teig in der Schüssel etwa 30 Minuten ruhen lassen.

Derweil die Spargelstangen waschen, schälen, in mundgerechte Stücke schneiden und blanchieren, ebenso den Speck in feine Streifen schneiden. Den ausgerollten Teig mit Cremé Fraiche bestreichen und ordentlich mit Pfeffer und Salz würzen.

Danach den Speck und die Spargelstücke nach Belieben auf dem Teig verteilen und mit Olivenöl beträufeln. Den Flammkuchen im vorgeheizten Backofen (250 Grad) zwölf bis 15 Minuten backen lassen.

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