Ex-Grünen-Mitglied Ein Kämpfer für die Umwelt

BORNHEIM-ROISDORF · Mit dem "aal Hemmersbach Hüsje" fing alles an: Der charmante Fachwerkbau, der sich seit geschätzten 200 Jahren an den Roisdorfer Vorgebirgshang schmiegt, hatte es Michael Pacyna angetan. Jetzt beendet das Ex-Grünen-Mitglied nach 30 Jahren sein kommunalpolitisches Engagement.

Zweieinhalb Jahre renovierte das Paar sein neues Heim mit viel Liebe zum Detail und einer Menge Ärger mit der Bornheimer Baubehörde. "Nach dem etwas holprigen Start hat sich aber alles zum Guten gewendet. Als unser Häuschen fertig war, kam der zuständige Beamte von der Baubehörde sogar zu unserer Einweihungsfeier", blickt Michael Pacyna (63) zurück. Im Grunde sei es also sein Haus gewesen, das ihn mit der Bornheimer Politik in Berührung gebracht hat. Nach insgesamt 30 Jahren, in denen er zunächst als sachkundiger Bürger in verschiedenen Ausschüssen tätig war und sich dann von 1997 bis 2014 als Bornheimer Ratsmitglied engagierte, soll damit nun Schluss sein.

1983 übernahm Pacyna die Initiative zur Gründung des Bornheimer Ortsverbandes der Grünen, dessen Vorstandsmitglied und Pressesprecher er viele Jahre war. "Durch mein Studium der Biologie und Geographie haben mich natur- und umweltbezogene Themen, aber auch Stadtplanung sehr interessiert", erklärt Pacyna, der seit 1973 Lehrer an der Emilie-Heyermann-Realschule in Bonn ist. "Beides konnte ich in meiner politischen Arbeit gut einbringen." 1984 zog die erste Grünenfraktion in den Bornheimer Stadtrat ein. "Die Grünen haben Themen auf den Weg gebracht, die mittlerweile selbstverständlich sind", meint Pacyna. "Tempo 30-Zonen in Wohngebieten oder die Mülltrennung müssen heute gar nicht mehr diskutiert werden." An die Jahre 2004 bis 2009, in denen er Bornheims erster stellvertretender Bürgermeister war, erinnert er sich gerne. "Das war eine anstrengende, aber auch sehr schöne Zeit." Viel gelernt habe er auch. "Ich war bis dahin nicht unbedingt ein Besucher von Karnevalsveranstaltungen und Auftritten des Männergesangsvereins", gibt er zu. "Doch in dieser Zeit habe ich das Engagement dieser Menschen zu schätzen gelernt und habe heute große Achtung davor." Lange habe er auch geglaubt, Grüne seien die "besseren Menschen". Durch seine Mitarbeit im Rat und in verschiedenen Ausschüssen musste er diese Ansicht jedoch schnell revidieren. "Ich habe sehr nette, verlässliche Kollegen in allen Fraktionen kennengelernt", sagt der 63-Jährige. So sehr er sich auch für den Umweltschutz einsetzt - das Motorradfahren konnte sich Michael Pacyna nie verkneifen. Vollgas gab er aber lieber als Gründungsmitglied und Motor im Vorstand des Landschafts-Schutzvereins Vorgebirge (LSV).

Anfang der 1990er Jahre nahm er seine politische Arbeit und seinen Einsatz im LSV sogar zum Anlass, seinen Namen um einen Doktortitel zu verlängern: 1995, im Alter von 45 Jahren, promovierte er an der Universität zu Köln. Zwei Jahre später wurde unter Bezugnahme auf seine Dissertation die Enteignung für das Quarzsand-Abbauvorhaben Brenig durch das Oberverwaltungsgericht NRW aufgehoben. Das Ende der Bergbaupläne an der Vorgebirgshangkante zwischen Brenig und Roisdorf war eingeleitet. 2010 wurde Pacyna für seine Erfolge bei der Rettung der Vorgebirgslandschaft, sein lokalpolitisches Engagement und für seine Klimaschutzprojekte an der Emilie-Heyermann-Realschule mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Im vergangenen Jahr trat der Kämpfer für die Umwelt aus den Grünen aus. "Ich hätte lieber einen intakten als einen gespaltenen Ortsverband hinterlassen", erklärt er. Selbstverständlich werde er weiterhin mit Interesse die Zeitung lesen, sich aber nicht mehr einmischen. Im LSV wird er weiter mitarbeiten. Vor allem freut sich der Opa einer dreijährigen Enkelin aber auf mehr Zeit für sich und seine Familie. "Meine Hobbys, unser Garten und alles, was bisher zu kurz gekommen ist, möchte ich mehr genießen."

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