Unfallstelle am Zweigrabenweg Ein Geisterrad als Mahnmal in Bornheim

Bornheim-Hemmerich · Die Familie und der ADFC erinnern an den in Hemmerich tödlich verunglückten Radfahrer Folker Jelden und treffen sich zu einer Gedenkminute.

Von Weitem ist das weiße Fahrrad, das fast zu leuchten scheint, am Zweigrabenweg in Hemmerich an der Ecke eines Wirtschaftsweges zu sehen. Auf dem Ackerboden daneben stehen ein Blumenkübel und eine rote Gedenkkerze, am Lenker hängt ein Herz. Besonders ins Auge fällt jedoch das Schild am Hinterrad. „Mock 18.05.2018“ steht darauf. Es erinnert an den 69-jährigen Radfahrer Folker Jelden. Aufgestellt hat die Familie das „Geisterrad“ vor drei Wochen. Zu einer Gedenkminute für den tödlich verunglückten Sankt Augustiner trafen sich am Dienstag Vertreter der Familie mit Mitgliedern des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Bonn/Rhein-Sieg, Bornheimer Kommunalpolitikern und der stellvertretenden Bürgermeisterin Petra Heller.

„Der Spitzname meines Bruders lautete Mock. Unter Folker kannte ihn eigentlich keiner“, sagte Kristine Jelden, die gemeinsam mit ihrem Mann Andreas und dem Sohn des Verstorbenen, Dominik, die Angehörigen vertrat. Laut ADFC sei der passionierte Radfahrer von hinten von einem 28 Jahre alten Golf-GTI-Fahrer überfahren worden, als er vom Zweigrabenweg nach links auf einen als Fahrradroute ausgewiesenen Wirtschaftsweg abbiegen wollte. „Auf solch einer kleinen, wenig befahrenen Landstraße rechnet niemand damit, überfahren zu werden. Hier oben queren täglich viele Radfahrer die Landstraßen, die Metternich mit Rösberg und Hemmerich verbinden. Die Raserei auf beiden Straßen muss ein Ende haben“, machte die ADFC-Vorsitzende Annette Quaedvlieg deutlich. Es könne nicht sein, dass auf dem relativ schmalen und kurvig verlaufenden Zweigrabenweg zwischen Hemmerich und Metternich und auf der parallel verlaufenden Metternicher Straße (K33) Tempo 100 erlaubt sei.

Verkehrsteilnehmer zum Nachdenken bewegen

Kritische Worte fand Quaedvlieg für die Ende Juni getroffene Entscheidung der Unfallkommission des Rhein-Sieg-Kreises, die ein generelles Tempolimit von 70 Stundenkilometern abgelehnt habe. „Das Tempolimit muss durchgesetzt werden. Hier sind fünf Menschen in den vergangenen zehn Jahren ums Leben gekommen, hinzu kommen einige Schwerverletzte. Das reicht dem Rhein-Sieg-Kreis nicht für ein Tempolimit“, bemängelte der ADFC, der in dem Zusammenhang an die Autofahrer appellierte, beim Überholen von Radfahrern das Tempo zu drosseln und einen Sicherheitsabstand von 1,50 Meter einzuhalten.

Die Idee, weiß gestrichene Fahrräder als Mahnmale für im Straßenverkehr verunglückte Radfahrer an der Unfallstelle zu platzieren, stammt aus den USA. In den vergangenen Jahren hat der ADFC Bonn/Rhein-Sieg sogenannte „Ghosträder“ in Tannenbusch, Oberkassel und Oberpleis aufgestellt. Am Zweigrabenweg steht nun das erste im linksrheinischen Kreisgebiet. „Es ist ein Mahnmal und soll alle Verkehrsteilnehmer daran erinnern, auf andere Rücksicht zu nehmen. Bisher haben wir als Erinnerung an verunglückte Verkehrsteilnehmer Wegekreuze aufgestellt. Dieses hier ist nun eine andere Form des Gedenkens“, sagte die stellvertretende Bürgermeisterin Heller.

Wichtig war es der Familie des Unfallopfers, nicht ein übliches Gedenkfahrrad ohne Reifen aufzustellen. Stattdessen entschied sie sich dafür, das Fahrrad von Folker Jeldens Frau zu nehmen und dieses weiß zu tünchen. „Für uns ist es ein Zeichen“, erklärte der 34-jährige Dominik Jelden. Sein Onkel Andreas hofft, dass das Rad die Verkehrsteilnehmer zum Nachdenken bewegt. „Die Vergangenheit kann man nicht rückgängig machen. Man muss sich überlegen, was in der Zukunft passieren soll.“ Als Vorbild für ein ideales Zusammenleben im Verkehr nannte Quaedvlieg die Niederlande, denn dort seien Fußgänger, Rad- und Autofahrer gleichberechtigt.

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