Vorfall am Kappesweg Dreijähriger stürzt in Bornheim in ein Wasserloch

BORNHEIM · Ein Dreijähriger ist in am Kappesweg Bornheim in ein Wasserloch gefallen. Befreit wurde er von seiner Mutter, die sich von der alarmierten Polizei jedoch nicht ernst genommen fühlt. Diese riefen keinen Rettungswagen.

 Inzwischen verfüllt: Anke Janssen an der Stelle auf dem Kappesweg in Bornheim, an der ihr dreijähriger Sohn in ein Wasserloch stürzte.

Inzwischen verfüllt: Anke Janssen an der Stelle auf dem Kappesweg in Bornheim, an der ihr dreijähriger Sohn in ein Wasserloch stürzte.

Foto: Antje Jagodzinski

Eigentlich wollte Anke Janssen mit ihren Kindern und den beiden Hunden nur – wie so oft – einen Spaziergang durch die Bornheimer Felder machen. Doch was ihnen dabei passierte, beschäftigt die 42-jährige Mutter jetzt noch.

Es hatte geregnet, und die Zwillinge Mats und Piet (3) sprangen auf den Wirtschaftswegen munter durch die Pfützen. Auf dem als Wanderroute ausgeschilderten Kappesweg nahe des Sechtemer Wegs lief Bruder Hennes (6) an eine besonders große Pfütze an einem Feldrand voraus, Mats folgte ihm. „Er rutscht aus, steht nicht wieder auf – und ist weg“, schildert Anke Janssen, wie der Dreijährige plötzlich vor ihren Augen verschwand. „Ich dachte, ich bin in einem schlechten Film.“ Das Kind war in ein Wasserloch gefallen.

Sie habe gesehen, dass der Junge mehrfach unterging, erzählt die Mutter, die sofort zu ihm rannte, um ihn am T-Shirt herauszuziehen. „Ich stand selber bis zur Brust im Wasser, mein zwölfjähriger Sohn Karlsson musste mir heraushelfen.“

Auf dem schlammigen Boden in dem Wasserloch von etwa einem Meter Durchmesser habe sie ihre Sandalen verloren, und sie habe sich unter Wasser die Knie an etwas gestoßen. Ihr Sohn Mats sei geschockt gewesen, „er war leichenblass, hat nicht gesprochen“, erzählt Janssen. Da sie mitsamt ihrer Handtasche im Wasser war, tat ihr Handy seinen Dienst nicht mehr. Also sprach sie zwei andere Fußgänger an und rief mit deren Mobiltelefon die Polizei, die mit drei Kräften ausrückte.

Mehrfach sei der Junge untergegangen

Von den Beamten habe sie sich jedoch nicht ernst genommen gefühlt, ärgert sich die Bornheimerin. So habe sie darum gebeten, einen Krankenwagen zu rufen, weil sie Sorge hatte, dass Mats durch das Untertauchen Wasser in der Lunge haben könnte. Die Polizisten seien jedoch der Ansicht gewesen, dass dies übertrieben sei.

Auch hätten sie ihr keine weitere Hilfe angeboten, als sie sich wieder auf den Nachhauseweg machte – immerhin ein Fußweg von gut 25 Minuten, und das in nasser Kleidung. Zu Hause habe sie selbst den Rettungswagen gerufen, so Janssen. Die Sanitäter hätten Mats abgehorcht und gesagt, sie solle sich sofort melden, falls er nachts husten müsse. Das sei zum Glück aber nicht passiert.

Am nächsten Tag ging Anke Janssen noch mal zur Bornheimer Polizeiwache, um sich zu erkundigen, ob das Wasserloch abgesichert werde. „Mir war wichtig, dass etwas passiert, damit andere Eltern nicht in ähnliche Situationen kommen und da nicht erst ein Kind ertrinkt.“ Der diensthabende Beamte habe aber keine Kenntnis von dem Vorfall gehabt. Wenigstens habe er ihr gesagt, die Polizei werde sich kümmern.

„Wenn wir uns nicht zu hundert Prozent richtig verhalten haben, tut es uns leid“, sagt Polizeisprecher Robert Scholten auf GA-Anfrage. Die Mutter habe richtig gehandelt, die Polizei zu rufen. Die Beamten hätten umgehend das städtische Ordnungsamt kontaktiert und auf die Mitarbeiter gewartet, damit sie das Wasserloch absichern. Dem Jungen sei es augenscheinlich gut gegangen, weshalb die Polizisten es nicht für nötig gehalten hätten, den Rettungswagen zu rufen. Darauf habe die Mutter letztlich verzichtet. Überhaupt hätten die Beamten die Situation als „entspannt“ gedeutet und – da alle Beteiligten mobil gewesen seien – auch nicht angeboten, die Familie im Streifenwagen nach Hause zu bringen, so Scholten.

Vom Ablauf her sei der Einsatz daher aus Sicht der Polizei richtig gewesen: Die Kollegen hätten schnell gehandelt und seien auch rund 45 Minuten vor Ort gewesen. Ein Straftatbestand sei aus polizeilicher Sicht nicht erkennbar, erklärt der Sprecher.

Die Stadt Bornheim bestätigt, dass die Polizei ihr den Vorfall am selben Tag gemeldet habe. Der Bereitschaftsdienst habe sich mit den Beamten ein Bild vor Ort gemacht und das Wasserloch laut Pressesprecher Christoph Lüttgen auf der an den Weg angrenzenden Ackerfläche unverzüglich mit Absperrband, Pylonen und einer Warnbake abgesichert. Verantwortlich für das Loch sei aber der Wasser- und Bodenverband Vorgebirge.

Loch entstand durch zwei ausgegrabene Hydranten und Regen

Der Verband stelle Landwirten Wasser zur Feldbewässerung zur Verfügung, erläutert Wilfried Kuhl, Vorsitzender der Gruppe Bornheim. Da die zwei dazu gedachten Hydranten an besagtem Feld defekt gewesen seien, habe der Bewirtschafter der Felder etwa eine Woche vor dem Vorfall zwei Löcher gegraben, um die Hydranten austauschen zu lassen. Der Bewirtschafter habe diese mit Flatterband gesichert. Aus verschiedenen Gründen hätten sich die Arbeiten verzögert.

Dann habe es offenbar in die Löcher hineingeregnet. „Woran es lag, dass das Band weg war, weiß ich nicht“, so Kuhl. Vielleicht sei es durch Sturm fliegen gegangen oder es hätten Kinder damit gespielt, vermutet er. „Dass so etwas passieren könnte, hätte ich nie gedacht, und das tut mir leid“, sagt Kuhl zu dem Vorfall.

Er sei auch offen für ein Gespräch mit der Mutter. Allerdings sehe er bei sich keine Schuld. Nachdem die Stadt ihm den Vorfall gemeldet habe, habe er die nötigen Ersatzteile bestellt, das Loch leer gepumpt, und der Bewirtschafter habe die Löcher binnen weniger Tage wieder verfüllt. Die Hydranten befänden sich nun wieder unter Metalldeckeln.

Anke Janssen ist beruhigt, dass die Stelle zügig abgesichert wurde. „Es wäre natürlich gut gewesen, wenn ich die Info am Tag danach bekommen hätte.“ Sie werde auch das Gespräch zum Verband suchen – auch weil ihr Handy defekt sei und sie nun einen Schaden von 320 Euro habe. Sohn Mats habe den Vorfall jedenfalls gut weggesteckt. Er erzähle stolz, dass die Mama ihn gerettet habe.

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