Porträt über Bornheimerin Anna Schaub Die Liebe zum Krad ist geblieben

Bornheim-Brenig · Anna Schaub aus Brenig fährt zwar seit 30 Jahren nicht mehr mit dem Krad, dennoch nimmt sie an Touren teil – mit dem Auto. Der Grund für ihr Aufhören war ein schwerer Unfall.

 Anna Schaub (links) mit Enkelin Luisa auf der alten BMW aus dem Jahr 1952.

Anna Schaub (links) mit Enkelin Luisa auf der alten BMW aus dem Jahr 1952.

Foto: Anne Stephanie Wildermann

Sie ist ein wahres Schmuckstück: die BMW-Maschine von 1952 mit 14 PS (80 Stundenkilometer). Liebhaber bekommen bei ihrem Anblick sofort glänzende Augen und würden sich nur zu gerne in ihren schwarzen Ledersattel schwingen und ein paar Runden drehen. Schließlich hat vor einigen Tagen die Motorradsaison begonnen. Die ersten Biker sind schon auf den Straßen unterwegs – vor allem auf kurvenreichen.

Anna Schaub (69) aus Brenig unternahm viele Jahre auf der BMW Touren, bis sie vor etwa 30 Jahren mit dem Motorradfahren aufgehört hat. „Ich hatte mit meinem Mann einen Unfall am Leverkusener Kreuz auf einer Yamaha, als wir auf der Autobahn von Wilhelmshaven Richtung Heimat unterwegs waren. Plötzlich platzte der hintere Reifen und wir flogen an die 100 Meter weit“, so Schaub.

Zum Glück trug das Ehepaar vernünftige Lederkleidung mit einer darüber gezogenen Regengarnitur und kam mit ein paar blauen Flecken davon. „Hinter uns fuhr ein Wagen vom Roten Kreuz, der mit den Insassen auf dem Weg zu einem Lehrgang war. Die Mitfahrer halfen uns dann“, erinnert sich Schaub. Die Maschine erlitt keinen wirtschaftlichen Totalschaden und konnte in der Werkstatt wieder flott gemacht werden. Dabei stellte sich heraus, dass im Reifen selbst ein Schlauch geplatzt war, der den Unfall verursacht hatte. Nur die Lederkombis musste das Ehepaar Schaub neu kaufen – pro Person an die 1500 Mark.

Ohne ihren Mann Willi hätte Anna Schaub erst gar nicht den Motorradführerschein gemacht, obwohl sie als junge Frau bereits Moped gefahren war. „Eine Umstellung war es letztlich nicht für mich“, sagt sie und lacht. Allein fuhr Schaub mit der BMW nicht aus, entweder mit ihrem Mann, Freunden, Bekannten oder den Mitgliedern des Motor Veteranen Clubs Bornheim-Brenig, der 1985 gegründet wurde. Acht Mitglieder hat der Verein, darunter zwei Frauen – Schaub ist eine von ihnen.

Obwohl die Mitglieder nur auf historischen Modellen fahren, darf man an den Touren auch mit dem Auto teilnehmen. Schaub: „Wir sind da nicht so streng.“ Schließlich fahre sie selbst mit dem Pkw hinterher, seitdem sie nicht mehr mit der Maschine bei den Ausfahrten dabei sei. „Allerdings muss man sich dann auch darauf einstellen, dass es nicht so schnell vorwärts geht.“

Auch Enkelin Luisa ist Feuer und Flamme

Touren machen die Mitglieder unter anderem in die Eifel und an die Mosel. Darunter sind auch Ausflüge mit Übernachtung. Ins Ausland ging es mit den Maschinen bisher nicht. Dennoch besuchte Schaub schon zweimal das legendäre Motorradrennen „Isle of Man Tourist Trophy“ auf der gleichnamigen britischen Insel. „Ich mag die Atmosphäre einfach. Alterstechnisch ist dort alles vertreten“, schwärmt Schaub.

Ebenfalls ein großes Faible für schnelle und historische Motorräder hat Schaubs Enkelin Luisa (10). Das Geschenk zu ihrem Geburtstag im Sommer durfte sich die Schülerin bereits jetzt aussuchen: eine hellblaue Diamant aus dem Jahr 1927 mit 24 PS. Noch darf das Mädchen die Maschine nicht fahren, sondern nur im Keller, wo sie steht, Probe sitzen.

„Den Motorradführerschein will ich auf alle Fälle machen“, sagt Luisa und erzählt, dass sie jeden Sommer von ihrem Opa mit einer Maschine von der Schule abgeholt wird. „Ich mag dieses Gefühl von Freiheit. Das hat man im Auto nicht“, ergänzt sie. Bereits mit fünf Jahren saß sie das erste Mal auf einem Motorrad und ist seitdem Feuer und Flamme für Zweiräder.

Ein wenig schade findet es Luisa schon, dass ihre Großmutter nicht mehr Motorrad fährt. „Ich würde sie gerne mal fahren sehen“, gesteht das Mädchen. Doch irgendwann hätte Schaub eh mit dem Fahren aufhören müssen, weil sie krankheitsbedingt mit ihren Händen Gas und Bremse am Lenker nicht mehr richtig greifen kann. „Aus Angst wegen des damaligen Unfalls habe ich aber nicht aufgehört. Es folgten daraufhin ja noch zwei weitere. Und auch bei denen platzte ein Reifen. Daraufhin sagte ich dann scherzhaft zu meinem Mann: 'Du, ich glaube, ich sollte das mit dem Fahren lassen. Ich bringe nur Unglück.'“

Ein Fahrsicherheitstraining, das der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) zu bestimmten Terminen anbietet, hat die 69-Jährige nach eigenen Angaben nie absolviert. „Damals gab es das auch noch nicht. Aber ich finde es gut, dass solche Kurse angeboten werden – und nicht nur für Fahranfänger.“

Weitere Informationen zum Motor Veteranen Club Bornheim-Brenig sind im Internet unter www.mvc-brenig.de zu finden.

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