Ernteausfälle in der Region Die Erdbeeren verfaulen auf dem Feld

Rhein-Sieg-Kreis · Dauerregen, Hagel und hohe Luftfeuchtigkeit machen den Landwirten in der Region erheblich zu schaffen und sorgen für unterdurchschnittliche Erträge.

 Viele Erdbeeren sind nach dem Dauerregen der vergangenen Wochen für Landwirt Ralf Hensen nicht mehr zu gebrauchen.

Viele Erdbeeren sind nach dem Dauerregen der vergangenen Wochen für Landwirt Ralf Hensen nicht mehr zu gebrauchen.

Foto: Axel Vogel

Dauerregen, Hagel und hohe Luftfeuchtigkeit machen den Landwirten in der Region in diesem Jahr kräftig zu schaffen. Mit Wasser getränkte Böden, faulige Früchte und Schimmelpilze sind einige der Folgen, mit denen die Produzenten von Salaten, Gemüse, Kohl und Erdbeeren im linksrheinischen Kreis zu kämpfen haben. Die Auswirkungen des nasskalten Wetters spüren die Landwirte in den nördlichen und südlichen Kommunen allerdings sehr unterschiedlich. Verschieden sind besonders die Ernteerträge bei den Freilanderdbeeren. So liegen die Ausfälle im Norden noch im grünen Bereich, im Süden heißt es „Land unter“.

Während die Bauern aus Bornheim und Alfter durch Fäulnis und Wasserschäden in diesem Frühjahr 20 bis 30 Prozent weniger Erdbeeren einbringen, werden beim Meckenheimer Bio-Landwirt Kazim Bois vom Demeterhof zwischen 30 und 50 Prozent der Ernte als Ausschuss entsorgt. „Wir haben richtige Probleme. So kämpfen wir in diesem Jahr nicht nur bei den Erdbeeren. Auch Salate und die Hokkaido-Kürbisse gehen kaputt“, erklärt er.

Pflücken die Erntehelfer normalerweise in „guten Jahren“ zwischen 500 und 600 Kilogramm am Tag, so gehen in diesem Jahr nur zwischen 100 bis 300 Kilogramm täglich in den Verkauf. Trotz eines geringeren Warenangebots bei gleichbleibender Nachfrage der Kunden liegt der Preis pro 500-Gramm-Schälchen im Hofladen je nach Qualität zwischen 3,20 und 3,95 Euro. „Wir sind froh, wenn wir in diesem Jahr nicht draufzahlen müssen“, hofft Bois.

Der Winter war zu warm, das Frühjahr zu nass

Auch Ralf Hensen vom Fruchthof in Swisttal-Mömerzheim hat bei der Ernte im Freiland eine Ertragseinbuße von rund 40 Prozent. Statt 25.000 bis 50.000 Kilo pflücken seine 260 Erntehelfer maximal 20.000 Kilogramm am Tag. „Die miserable Ernte ist nicht nur eine Folge des Regens. Die Pflanzen tragen in diesem Jahr überhaupt weniger Beeren. Denn durch den warmen Winter haben die Kältestunden, die eine Pflanze zum Wachsen braucht, nicht gereicht. Pro Pflanze gab es 20 bis 30 Prozent weniger Blüten und damit weniger Früchte“, sagt der 48-Jährige. Bei ihm wie auch bei seinem Meckenheimer Kollegen nimmt wetterbedingt das Pflücken der Beeren mehr Zeit in Anspruch, muss doch jede Frucht von allen Seiten begutachtet werden.

Hensen verkauft seine Früchte an den Einzelhandel und Discounter. Er ärgert sich über die niedrigen Preise, die der Handel trotz schlechter Ernte zahlt. „Kleinere Betriebe haben da Schwierigkeiten zu überleben. Der Ertrag ist gering, die Lohnkosten sind hoch, und dann die niedrigen Preise. Da überlegt man sich als Landwirt schon, ob man Flächen reduzieren soll.“

Auch bei Biobauer Heinz Bursch aus Bornheim-Waldorf gibt es Probleme durch die Nässe. Zu schaffen machen ihm die Fäulnis und der Schimmelpilz Botrytis. „Trotzdem ist alles bei uns im grünen Bereich“, freut sich der 53-Jährige, der noch einmal durch den Starkregen in der vergangenen Woche einen relativ großen Ausfall verzeichnete. „Aber der Preis war insgesamt gut“, zieht Bursch Bilanz.

Zufrieden mit dem Ertrag seiner Freilanderdbeeren ist auch der Bornheimer Spargel- und Erdbeerproduzent Claus Ritter. Die Früchte seien zwar kleiner, da sie nicht „richtig in die Winterruhe gegangen sind, aber die Qualität ist gut.“ Mit 2,60 Euro gingen die Schälchen an den 21 Ständen über den Ladentisch und waren damit 30 Cent teurer als 2015. „Im vergangenen Jahr hatten wir 30 Prozent mehr Ernte, waren aber billiger. In diesem Jahr haben wir 20 Prozent weniger geerntet, dafür einen höheren Durchschnittspreis“, rechnet Ritter vor.

Beim Alfterer Landwirt Karlheinz Mandt ist „soweit alles gut gegangen“. Die Beeren seien aber weicher, findet der 52-Jährige. Als Reaktion auf den Dauerregen pflückt er mit seinen Helfern die Früchte früher und lässt sie nicht so lange hängen. „Der Arbeitsprozess ist aufwändiger, kostet mehr Zeit und mehr Geld. Es ist ein Problem für die Betriebe.“ Die Qualität der Erdbeeren sei gut, „aber die Früchte sind nicht so lange haltbar“. Bei Mandt kostet das Schälchen 1,30 Euro.

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