„Tschernobyl-Kinder Lohmar“ in Bornheim Der Zahnarztbesuch ist Pflicht

Bornheim · 15 weißrussische Mädchen und Jungen werden auf Initiative des Vereins „Tschernobyl-Kinder Lohmar“ in Bornheim kostenlos behandelt.

 Weißrussiche Kinder, die über die Initiative Tschernobyl-Kinder-Lohmer e.V. von Vorstandsmitglied Katharina Neuberger (hinten recht) einen Erholungsurlaub in der Region verbringen, bekommen in der Zahnarztpraxis von Dr. med. dent. Alexander Schafigh (hinten links) eine Behandlung oder Prophylaxe: Hier muss Zahnärztin Hanna Kussmann(l) bei Daniel ein Loch behandeln

Weißrussiche Kinder, die über die Initiative Tschernobyl-Kinder-Lohmer e.V. von Vorstandsmitglied Katharina Neuberger (hinten recht) einen Erholungsurlaub in der Region verbringen, bekommen in der Zahnarztpraxis von Dr. med. dent. Alexander Schafigh (hinten links) eine Behandlung oder Prophylaxe: Hier muss Zahnärztin Hanna Kussmann(l) bei Daniel ein Loch behandeln

Foto: Axel Vogel

Auch wenn Mascha nicht gerne zum Zahnarzt geht, so weiß sie doch, dass der Besuch unumgänglich ist. Die 15-Jährige stammt aus der weißrussischen Stadt Choiniki und verbringt wie 14 weitere Kinder zwischen neun und 13 Jahren zurzeit einen dreiwöchigen Urlaub in Lohmar. Alle Kinder stammen aus der Umgebung von Tschernobyl, der Stadt, die durch die Nuklearkatastrophe 1986 traurige Berühmtheit erlangte. Ein Urlaub in Deutschland ist für die Kinder jedes Jahr ein Höhepunkt.

Seit 25 Jahren organisiert der Verein „Tschernobyl-Kinder Lohmar“ um die stellvertretende Vorsitzende Katharina Neuberger den Aufenthalt. Die Kinder sind in Gastfamilien in der Region untergebracht und sollen die nähere Umgebung Lohmars ein wenig kennenlernen. Zum Pflichtprogramm gehört dabei auch der Besuch beim Zahnarzt.

Seit fünf Jahren behandelt der Bornheimer Zahnmediziner Alexander Schafigh die russischen Besucher, rückt Karies zu Leibe, zieht, falls nötig, Zähne, und nimmt eine Zahnreinigung vor. „Wenn es einem gut geht, sollte man einen Teil davon abgeben. Ich mag keine anonymen Spenden, sondern ich möchte etwas aktiv tun und das Ergebnis auch sehen“, begründet der 47-Jährige sein Engagement.

Mascha, die in diesem Jahr zum vierten Mal in Lohmar zu Besuch ist und nur erneut mitfahren durfte, weil ihre Mutter zu den Betreuerinnen gehört, kennt das Prozedere.

„Manchen Kindern müssen die Betreuerinnen die hiesige Behandlung genau erklären. Die meisten haben Angst vor dem Zahnarzt, denn in Russland sind Zahnmediziner viel ruppiger als hier“, sagt Neuberger. Falls die Kinder während der Behandlung Fragen haben, wenden sie sich an die russischsprachige Praxismitarbeiterin Olga Justus.

Neuberger bedauerte bei dem Abstecher nach Bornheim, dass die Mitgliederzahlen ihres Vereins in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen sind. „Wir brauchen dringend neue Mitglieder. Der Jahresbeitrag kostet nur 30 Euro“, warb die stellvertretende Vorsitzende.

Wer sich beim Verein engagieren möchte, kann sich auf der Homepage unter www.tschernobyl-kinder-lohmar.de über die Arbeit der Initiative informieren oder auch Katharina Neuberger unter 01 71/4 58 80 75 kontaktieren.

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