Silvesterfeier mit Flüchtlingen Der Wunsch: Endlich Frieden

Bornheim-Merten · Bereits zum dritten Mal feierte Familie Lütz aus Merten mit Nachbarn und Flüchtlingen ins neue Jahr. Aus acht Ländern kamen die Familien und Alleinstehenden, darunter zahlreiche Kinder. 40 Gäste saßen um die zehn Meter lange Tafel.

 Im Haus der Familie Lütz trafen sich Flüchtlinge und Nachbarn aus Merten zur Silvesterfeier. FOTO: PRIVAT

Im Haus der Familie Lütz trafen sich Flüchtlinge und Nachbarn aus Merten zur Silvesterfeier. FOTO: PRIVAT

Foto: Lütz

Zehn Meter lang war die Tafel am Silvesterabend im Haus von Familie Lütz in Merten. Mehr als 40 Gäste hatten Platz genommen. Es waren Flüchtlinge, die die Familie durch ehrenamtliches Engagement kennengelernt hatte.

„Für uns ist es nicht nur eine große Ehre, dass diese Menschen bei uns feiern, sondern es macht auch unglaublich viel Spaß. Es ist einfach schöner als bloß in der Familie zu feiern“, berichtet Isabelle Lütz. Deswegen fiel es ihr und ihrem Mann Manfred Lütz auch nicht schwer, den Jahreswechsel nun schon zum dritten Mal mit den neuen Nachbarn, die in der Stadt Bornheim untergekommen sind, zu gestalten.

Aus acht Ländern kamen die Familien und Alleinstehenden, darunter zahlreiche Kinder. Catherine aus Ghana, Mutter eines einjährigen Jungen, freute sich besonders. Sie war lange in Bornheim untergebracht und ist jetzt nach Dortmund verschickt worden, wo sie viel weniger Kontakt mit Deutschen hat.

Es wurde nicht akribisch vorbereitet, sondern was gekocht wurde, ergab sich im Laufe des Abends. Ein syrischer Reistopf mit gefülltem Gemüse, somalisches Hähnchen, afrikanischer Bohnen-Nuss-Reis, irakisches Kichererbsenmus, syrischer Kartoffelsalat, deutsches Sauerkraut – die Liste der Ideen wurde immer länger und nach knapp drei Stunden waren die eingekauften Zutaten zu einem leckeren Buffet verarbeitet. Jeder packte mit an, gemeinsam wurde gehackt, geschnitten, gerührt und angerichtet.

Für die Gastgeber ist es schön, die Flüchtlinge immer wieder als ganz normale Gäste zu erleben, normale Mitmenschen und obendrein sehr nette. Mit einer kleinen Ansprache eröffnete Isabelle Lütz das Buffet. Es erfülle sie mit Dankbarkeit, dass es möglich sei, so viele Menschen aus so vielen verschiedenen Ländern an einem Tisch zu vereinen, auch wenn die Not die Menschen zu uns gebracht habe. Sie gedachte in einem kleinen Gebet der Angehörigen, um die sich der ein oder andere der Anwesenden zurzeit Sorgen machen muss.

Etwa Yasir (42), Journalist und Kameramann aus der umkämpften irakischen Stadt Mossul. Am Silvestermorgen, sagte er später, seien auf die Stadt viele Bomben gefallen, das bereite ihm große Sorge. Seine Mutter und viele Freunde leben noch in der Stadt. Er hat keine Nachrichten von ihnen. Durch die Begegnungen und das Feiern an diesem Abend gehe es ihm besser, er müsse nicht mehr so viel nachdenken über das Schicksal seiner Heimat.

Nicht alle Gäste genießen das Silvester-Feuerwerk. Als die ersten Knaller in den Himmel schießen, zieht sich Adnan (24) ins Haus zurück. Das klinge wie in Syrien, sagt er leise – und meint damit die Kämpfe, die er erlebt hat. Doch auch er gesellt sich schließlich zur feiernden Gesellschaft, die sich bei fünf Grad minus um Mitternacht in den Armen liegt und gute Neujahrswünsche austauscht.

Yasir wünscht sich Frieden im neuen Jahr, besonders für die Kinder in Syrien, dem Irak und der ganzen Welt, die am meisten unter den Kriegen leiden. Um halb eins amüsierten sich alle bei „Dinner for one“. Den Kindern fallen langsam die Augen zu. Sie haben lange durchgehalten und werden zum Teil tief schlafend in die Flüchtlingsunterkünfte gebracht.

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