Die Apfelsaison im Rheinland ist eröffnet Den Apfelbäumen fehlt die Kraft

BORNHEIM-HERSEL · Mancher Apfelbaum hat sich im vergangenen Jahr verausgabt: Nach einer Rekordernte im Jahr 2015 rechnen die Apfelerzeuger im Rheinland nach Angaben des Provinzialverbands Rheinischer Obst- und Gemüsebauer jetzt mit etwa 18 Prozent weniger Erträgen.

 Eröffnung Apfelsaison: Apfelbauer Stefan Klein, Staatssekretär Horst Becker, Christoph Nagelschmitz. Andreas mager und der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Theo Brauweiler ernten die ersten Äpfel.

Eröffnung Apfelsaison: Apfelbauer Stefan Klein, Staatssekretär Horst Becker, Christoph Nagelschmitz. Andreas mager und der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Theo Brauweiler ernten die ersten Äpfel.

Foto: Roland Kohls

Rund 43 400 Tonnen Äpfel sollen 2016 gepflückt werden, hieß es am Donnerstag beim Startschuss für die rheinische Apfelsaison Den gaben der Parlamentarische Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium NRW, Horst Becker, und der Präsident des Provinzialverbandes Christoph Nagelschmitz in den Plantagen des familiengeführten Betriebs von Stefan Klein aus Hersel. Der 44-Jährige baut auf 18 Hektar vor allem Elstar und Braeburn an.

Und gerade beim beliebten Elstar falle der Ertragsrückgang besonders ins Gewicht, erklärte der Vizepräsident des Verbands, Andreas Mager aus Impekoven. Denn die Sorte neige zur sogenannten Alternanz: Tragen die Bäume in einem Jahr sehr viele Früchte, sind es im nächsten oft nur wenige. Denn dann fehle den Bäumen im Herbst die Kraft, um robuste Blütenanlagen zu bilden.

Doch auch wenn es weniger Elstar als im Vorjahr gebe, werde die Sorte bis weit ins Jahr 2017 hinein aus heimischer Erzeugung zu kaufen sein, beruhigt der Provinzialverband. Ebenso sei mit einer guten Qualität bei durchschnittlichen Preisen zu rechnen, so Mager.

Preisdruck entstehe aber durch das Russlandembargo – vor allem Polen und die Beneluxländer bekämen daher ihre Ware nicht verkauft – und durch die Krisen im Nahen Osten, der ein traditioneller Absatzmarkt für Südtirol sei. Allerdings sei der Einzelhandel bereit, zunächst die heimischen Äpfel abzunehmen, zumal auch der Verbraucher regionale Ware wünsche, erklärte Mager.

Für den Kauf regionaler Produkte warb ebenso Staatssekretär Becker. Das sei nicht nur klimaschonend, sondern durch die kurzen Transportwege könnten die Früchte deutlich länger am Baum reifen und hätten dadurch auch mehr Vitamine und Ballaststoffe. Überhaupt sei der Apfel „das mit Abstand beliebteste Obst der Deutschen“ und mit seinen rund 20 Mineralstoffen und Vitaminen „ein Gesund- und Fitmacher“, so der Staatssekretär, dem der Biss in den frisch vom Baum gepflückten Elstar in Hersel jedenfalls schmeckte.

Staatssekretär Horst Becker wirbt für regionale Produkte

Landwirt Klein sorgte sich allerdings, dass ein Teil der Äpfel während der zuletzt sehr heißen Tagen Sonnenbrand bekommen hat: Die Früchte zeigten dann erst eine helle, gelbliche Stelle auf, die später schwarz werde und faule, erklärte er. Mit rund zehn Prozent Ausfall rechne er daher bei Elstar und Gala. Eine gewisse Beschattung böten immerhin die Hagelnetze, die Klein inzwischen auf zwei Dritteln seiner Anbaufläche aufgestellt hat.

Hagelschauer hätten in den letzten Jahren stark zugenommen, sagte Mager. Die Netze veränderten aber die Landschaft und seien daher bei Bürgern nicht gern gesehen. Für die Landwirte, denen durch Hagel große Ernteausfälle entstehen könnten, seien sie aber alternativlos, auch wenn sie hohe Investitionen bedeuteten: 20 000 Euro pro Hektar koste der Schutz inklusive Aufbau, sagte Mager.

Mit umgerechnet drei bis fünf Cent Mehrkosten pro Kilo für ihn als Erzeuger sei das schon ein richtiger Faktor, ergänzte Klein, der 90 Prozent seiner Ernte über den Vermarkter Landgard in den Einzelhandel verkauft. Die Spanne zwischen dem Preis im Handel und dem Umsatz der Landwirte werde immer größer. So hat auch die Einführung des Mindestlohns laut Mager zu steigenden Betriebskosten für die Erzeuger geführt. Sie hofften für dieses Jahr auf circa 60 bis 90 Cent Umsatz pro Kilo bei Preisen von 1,99 bis 2,99 Euro je nach Sorte und Qualität.

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