150 Jahre Hemmericher Martins-Glocke Das Geburtstagskind wiegt stattliche 750 Kilo

Bornheim-Hemmerich · In einer Broschüre erzählt Heimatforscher Achim Bursch die Geschichte der 150 Jahre alten Hemmericher Martins-Glocke, die mit viel Glück nicht im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurde.

 Die Gesamtansicht der Martins-Glocke von Christian Claren aus dem Jahr 1868.

Die Gesamtansicht der Martins-Glocke von Christian Claren aus dem Jahr 1868.

Foto: Achim Bursch

Eigentlich wollte Achim Bursch die Geschichte der Hemmericher Martins-Glocke, die vor 150 Jahren gegossen wurde, im Pfarrbrief der Gemeinden St. Aegidius Hemmerich und St. Markus Rösberg veröffentlichen. Doch das Ansinnen wurde zu seinem Erstaunen abgelehnt.

Damit das Jubiläum entsprechend gewürdigt wird, entschied sich der 39-jährige Dersdorfer, der sich nach seinem Französisch- und Philosophiestudium an der Bonner Universität auf dem Gebiet der Glockenkunde spezialisierte, für Plan B. „Daher fühlte ich mich verpflichtet, das Heft im Eigenverlag zu veröffentlichen.“

Auf 27 Seiten erzählt der Heimatforscher die Geschichte der 750 Kilogramm schweren Bronzeglocke, die dem heiligen Martin von Tours gewidmet wurde, und beschreibt deren Schicksal während der beiden Weltkriege. Mit zahlreichen Details samt Quellenangaben erläutert Bursch die Herkunft des Kolosses, den Christian Claren 1868 in Sieglar als Umguss einer ebenfalls dem heiligen Martin geweihten Vorgängerglocke für die neu erbaute Pfarrkirche St. Martin Merten herstellte und der später nach Hemmerich gelangte. Und er berichtet von einer Inschrift, die auf den Ursprung der Glocke aus dem Jahr 1430 hinweist. Stolz ist Bursch auf „seine Glocke“ – schließlich ist er hauptverantwortlicher Beiermann in Hemmerich – , wenn er von der „bemerkenswerten“ Glockenzier spricht. So schmücken diese rundumlaufenden neugotischen Kreuzblumenfriese einmal nach oben, einmal nach unten geöffnete Blütenblätter.

Einen besonderen Einschnitt – auch in puncto Martins-Glocke – markierte der Zweite Weltkrieg. Bereits im Ersten Weltkrieg waren zahlreiche Glocken zu Kriegszwecken eingeschmolzen worden, wovor die Mertener Glocke in den Jahren 1914 bis 1918 noch bewahrt werden konnte. Im Zweiten Weltkrieg musste die Mertener Pfarrgemeinde dann allerdings die Martins-Glocke abgeben. Sie landete in einem Kirchenglocken-Depot im Hamburger Hafen. Dort wurden zigtausende Glocken für Geschosse und Granaten eingeschmolzen.

Aber auch da hatte die Mertener Glocke Glück. Sie war als Bronzeglocke in der Kategorie C eingestuft worden und stand somit quasi im Wartestand. „Denn erst wurden die A- und B-Glocken eingeschmolzen. Dann erst kam die Kategorie C an die Reihe. Bis es soweit war, war der Krieg zu Ende“, sagt Bursch. „Pfarrer Heinrich Schmitz hatte bei der Klassifizierung mit der Jahreszahl 1430 einfach die Datierung der Vorgängerglocke angegeben und sie auf diese Weise sehr wahrscheinlich gerettet.“

Am Sonntag beiert Bursch mit seinem Team – mal als Duett, mal nacheinander

Nach dem Krieg kehrte die Martins-Glocke ins Vorgebirge zurück. Schon 1948 lag ein Schreiben der Nachbargemeinde Hemmerich vor. Diese wollte sich den Klangkörper eigentlich nur ausleihen, da zwei Bronzeglocken von St. Aegidius im Krieg eingeschmolzen worden waren. Für die Martins-Glocke mussten die Hemmericher tief in die Tasche greifen. 2250 Deutsche Mark, drei Mark pro Kilogramm, musste die Gemeinde kurz nach der Währungsreform aufbringen. „Eine wirklich große Summe“, so Bursch.

Für die Hemmericher war es der Anfang, ihre fehlenden Bronzeglocken sukzessive zu ersetzen. Merten dagegen schaffte sich mit der Summe drei Gußstahlglocken an. Eine Entscheidung, die der Dersdorfer Fachmann aus klanglicher Sicht nicht nachvollziehen kann. „Denn Bronzeglocken sind im Vergleich zu Gußstahlglocken erheblich singfreudiger, weil sie vibrationsfreudiger und resonanzreicher sind. Sie klingen erheblich länger nach“, stellt er den Unterschied heraus.

Einen Eindruck vom Klang der Hemmericher Martins-Glocke, der Marien-Glocke und der Mariä-Unbefleckte-Empfängnis-Glocke können Interessierte am kommenden Sonntag, 25. November, von 13.15 bis 14 Uhr erhalten. Dann beiert Achim Bursch nämlich gemeinsam mit seinem Team Julia Henseler (17), Konstantin Parsch (10) und Philipp Schmitz (17) – mal als Duett, mal nacheinander. Gebeiert werden die Beierrhythmen „Dä Hemmerije Bamm“ (Der Hemmericher Bamm), „Dä Hemmerije Dubbele“(Der Hemmericher Doppelte) und „Dat Hemmerije Kirmesleed“ (Das Hemmericher Kirmeslied).

Die Broschüre von Bursch kostet drei Euro und ist am Sonntag, 25. November, 14.30 bis 18 Uhr, beim vorweihnachtlichen Basar im Aegidiushaus, Maaßenstraße 4 in Hemmerich, erhältlich. Außerdem am Sonntag, 2. Dezember, nach dem Vortrag „Friedensgeläute im europäischen Kulturerbejahr“, der um 14.30 Uhr im Dersdorfer Pfarrhaus, Albertus-Magnus-Straße 18, beginnt. Mehr unter 01 76/24 85 21 12.

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