Werkschau von Winfried Lucassen Bornheimer Künstler schafft innovative Kunst voller Licht und Kraft

Bornheim-Brenig · Die Bilder von Winfried Lucassen setzen sich mit Licht und Farbe auseinander und lassen eigene Interpretationen zu. Werke von ihm sind zurzeit in der Sonderausstellung im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg zu sehen.

 Die Terrasse seines neuen Hauses mit ihrem weiten Blick auf die Rheinschiene inspiriert den Künstler Winfried Lucassen beim Malen.

Die Terrasse seines neuen Hauses mit ihrem weiten Blick auf die Rheinschiene inspiriert den Künstler Winfried Lucassen beim Malen.

Foto: Axel Vogel

Kunst ist für Winfried Lucassen nicht nur Beruf, sondern Berufung. Wer sein Wohnzimmer mit der offenen Küche betritt, sieht als Erstes ein großflächiges knallrotes Gemälde an der Wand. Es drückt Leidenschaft aus, zieht den Blick in die Tiefe des Bildes und lässt den Betrachter dort versinken. „Meine positive Stimmung möchte ich in jedem Bild festhalten. Dabei habe ich die Hoffnung, dass die Betrachter ebenfalls eine positive Stimmung für sich erhalten“, erklärt der 55-jährige Maler.

Lucassen drückt aber seine Gefühlswelt nicht nur mit dem Pinsel aus, sondern schafft auch Objekte aus Stein, Stahl und Holz. Zu sehen waren und sind seine zahlreichen Werke in vielen bundes- und europaweiten Ausstellungen sowie als Kunst im öffentlichen Raum. Egal, welche künstlerische Form der Allroundkünstler für die Ausdrucksform seines Schaffens wählt – die Technik der Herstellung spielt für den Künstler stets eine große Rolle. Ob bei der Verwendung von Öl- und Acrylfarbe, bei der Bearbeitung von Stein oder von Stahl – in vielen Werken und Installationen spielen Licht und Lichteinfall für die Wirkung eine wichtige Rolle.

Lucassen, 1963 in Krefeld-Hüls geboren und aufgewachsen, absolvierte nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zum Tischler. Nach dem Zivildienst in Krefeld begann der Niederrheiner 1987 sein Kunststudium an der Kölner Universität. Bis heute sind auf dem Campus Skulpturen aus Mayener Tuffstein zum Thema „Evolution“ zu sehen, die Lucassen gemeinsam mit Kommilitonen anlässlich des 600-jährigen Uni-Jubiläums 1998 geschaffen hat. Das Kunststudium mit den Schwerpunkten Malerei und Skulpturen hat er sehr genossen. „Für mich war nach dem Examen ein Leben als Künstler unvorstellbar. Dann gab mir 1997 eine Bank aus meinem Heimatort den ersten Großauftrag. So fing es mit Auftragsarbeiten an“, erzählt er.

Werk von Lucassen am Kölner Dom

Heute sind Werke von ihm in und vor Krankenhäusern, am Kölner Dom oder in Firmen zu sehen. Auftragsarbeiten sind für ihn eine besondere Herausforderung. „Ich mache solche Arbeiten gerne, da ich es immer wieder interessant finde, mir die verschiedenen Räume anzusehen und die Bilder in ihrer Farbkomposition entsprechend zu malen“, erklärt der Wahl-Bornheimer.

Ein bis zwei Jahre braucht Lucassen meist von der künstlerischen Idee bis zur Umsetzung. Eine seiner Auftragsarbeiten war 2003 „Epiphanias“ (im katholischen Glauben das Fest der Heiligen Drei Könige) am Kölner Domforum, eine kombinierte Installation aus Malerei und Licht, bei der die zum Roncalliplatz gerichtete Glasfront mit gleichförmigen Hartfaserplatten verschlossen wurde. Deren Oberfläche, bedeckt mit einer Grautonmalerei, versperrte den gewohnten Blick vom Kommunikationszentrum nach draußen. An den Adventssonntagen tauschte Lucassen nach und nach die Hartfaserplatten gegen lichtdurchlässige, mit Acrylfarben bemalte Plexiglasrauten aus und machte so wieder den Blick frei.

„Ein Ziel meiner Malerei ist die besondere Leuchtkraft, die entsteht, wenn Acrylfarbe durch die Ölfarbe hindurchschimmert“, erläutert Lucassen. Als seine künstlerischen Vorbilder nennt er Gerhard Richter, Marc Rothko, Richard Serra und Alexander Calder. „Allerdings suche ich immer nach neuen Ideen, die es so noch nicht gibt. Denn ich möchte, dass meine Arbeiten spannend und innovativ sind“, macht Lucassen klar. Sicher ist er, dass er in seine künstlerische Tätigkeit mehr Leidenschaft steckt als zu Anfangszeiten.

Sternenstelle vor dem Klinik-Haupteingang

Eines seiner eindrucksvollsten Werke als Kunst im öffentlichen Raum ist die Sternenstelle vor dem Haupteingang der Sanaklinik in Düsseldorf-Gerresheim. In ein zwölf Meter langes und blau lackiertes Stahlrohr hat er 700 Löcher hineingebohrt und in diese Glasbruchstücke als Sterne eingelassen, die von einem Scheinwerfer innerhalb des Rohrs beleuchtet werden. Ein Deckel auf der Stele sorgt im Inneren für die notwendige Reflexion des Lichts. „Bevor ich solch eine Arbeit übernehme, eigne ich mir zunächst einmal die physikalischen Kenntnisse an. Das ist eine Voraussetzung.“

Stolz ist der Künstler auf seine aktuelle Arbeit im Rahmen der technischen Messe Tube im April in Düsseldorf. Mit den sogenannten Stahl-Décalomanien (eine künstlerische Technik des Farbabzugs oder des Farbabklatsches) werden auf vier mehrere Tonnen schwere Stahlplatten Rot, Gelb, Schwarz und Orange aufgetragen, mithilfe eines Krans werden diese dann aufeinandergepresst. „Die Farben sollen den blauen Planeten mit seinem heißen Innenleben darstellen“, erklärt der Künstler, der mit seiner Ehefrau und seinem Sohn seit eineinhalb Jahren in Bornheim lebt. „Hier im Vorgebirge mit der guten Luft fühlen wir uns wohl, auch wenn wir in regelmäßigen Abständen nach Köln oder Bonn fahren“, so der Familienvater.

Seit dem Umzug ruht seine künstlerische Arbeit ein wenig, da der Umbau des Hauses, den er in Eigenarbeit nach seinen Vorstellungen realisiert, viel Zeit kostet.

Lucassens Malerei ist zurzeit in der Ausstellung „Ziya – und die Sehnsucht“ noch bis Sonntag, 8. April, dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg, Apostelstraße 84, zu sehen.

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