1450 Schüler betroffen Bornheim will Schülerspezialverkehr umorganisieren

Bornheim · Die Stadt Bornheim will den Schülerspezialverkehr in den ÖPNV integrieren, um zu verhindern, dass eine Strecke „doppelt“ bedient wird. Betroffen sind 1450 Schüler.

Tagtäglich legen etwa 1450 Bornheimer Schüler ihren Schulweg mit dem Bus zurück. Bisher übernimmt ein von der Stadt beauftragtes Beförderungsunternehmen den sogenannten freigestellten Schülerverkehr zu vielen Grundschulen und weiterführenden Schulen im Stadtgebiet. Doch das könnte sich möglicherweise bald ändern.

Im Ausschuss für Schule, Soziales und demographischen Wandel stellte Schulamtsleiter Willi Over jetzt die Möglichkeit der Integration des Schülerspezialverkehrs in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ab dem Schuljahr 2019/2020 vor. Ziel der geplanten Umstellung ist es, Synergien zu nutzen und beispielsweise zu vermeiden, dass ÖPNV-Linien und der Schülerspezialverkehr eine Strecke „doppelt“ bedienen. Außerdem soll eine „Gleichbehandlung“ vergleichbarer Schulen und Schulwege erfolgen.

Bisher müssen etwa Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums (AvH) den ÖPNV nutzen, während für die Schüler der Sekundarstufe I der Europaschule der Schülerspezialverkehr angeboten wird. Der Schulträger ist laut Schülerfahrkostenverordnung angehalten, die wirtschaftlichste Variante der Schülerbeförderung zu wählen.

Die Integration in den ÖPNV würde nach einer Prognose des Rhein-Sieg-Kreises die Kosten von 1,8 Millionen Euro für den Schülerspezialverkehr im Schuljahr 2019/2020 auf 1,45 Millionen senken. Rechnet man die Umlageerhöhung für den ÖPNV hinzu, käme man auf eine Kostenersparnis von insgesamt 175 000 Euro.

Je nachdem, welches Ticketmodell von der Schule gewählt wird und wie groß die Entfernung zur Schule ist, könnten auf die Eltern Kosten bis zu 50,10 Euro zukommen (siehe Kasten). Allerdings besteht auch der Fall, dass Eltern nichts zahlen müssen und der Schulträger den kompletten Anteil in Höhe von 50,10 Euro übernimmt.

Entscheidung fällt im November

Da der Vertrag mit dem für die Schülerfahrten beauftragen Unternehmen Rheinland-Touristik zum 31. Juli 2019 ausläuft, ist jetzt die Politik gefragt. Soll die Verwaltung den freigestellten Schülerspezialverkehr im bisherigen Rahmen weiterführen und eine öffentliche Ausschreibung vorbereiten oder soll sie die Integration in den ÖPNV weiterverfolgen? Noch wollten die Ausschussmitglieder diese Entscheidung nicht treffen: Die Fakten wurden lediglich zur Kenntnis genommen. Sollten die Kommunalpolitiker bei der bisherigen Lösung bleiben wollen, dürfen sie sich mit ihrem Votum allerdings nicht zu lange Zeit lassen. Damit der Beschluss für eine Vergabe des Auftrags nicht zu spät kommt, soll eine Entscheidung im November fallen. Hierzu wurden genaue Zahlen über die Schülerströme im Stadtgebiet gefordert.

„Viele andere Städte und Gemeinden haben sich längst für die Integration des freigestellten Schülerverkehrs in den ÖPNV entschieden“, argumentierte Diplom-Ingenieur Marcus Schaefer vom Rhein-Sieg-Kreis. Das Angebot sei zielgerichtet, passgenau und aus einem Guss. Individuallösungen bleiben allerdings im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke.

Es gebe Gespräche mit den OGS-Trägern, um Fahrpläne und OGS-Zeiten aufeinander abzustimmen, erklärte Sozialdezernentin Alice von Bülow. „Jeden Tag variabel zu gestalten geht dann nicht mehr.“ Außerdem müssten Beginn- und Endzeiten bei einigen Schulen im Rahmen des Runderlasses zum Unterrichtsbeginn (7.30 und 8.30 Uhr) angepasst werden. Von Seiten der Schulleiter wurde das Konzept im Ausschuss teils skeptisch bewertet. Die Leiterin der Uedorfer Verbundschule befürchtete, da Schüler ihrer Schule, die nicht nur mit Lern- sondern auch mit Wahrnehmungsbeeinträchtigungen zu kämpfen haben, mit der Nutzung des ÖPNV überfordert sein könnten. „Das ist für Eltern bei der Schulwahl durchaus ein Kriterium“, sagte sie. „Wir haben sehr für den Erhalt der Förderschule gekämpft, aber wenn das Vorhaben greifen sollte, sehe ich schwarz.“

Den Befürchtungen der Schulleiterin konnte Schaefer sogleich entgegentreten. Es werde weiterhin eine umstiegfreie Beförderung angeboten. „Das Einzige, was sich für die Schüler ändert ist, dass auf den Bussen statt freigestellter Schülerverkehr 'Linie 753' steht.“ Allerdings könnten die Busse auch von Schülern anderer Schulformen oder von anderen Fahrgästen genutzt werden. Haltestellen, die es jetzt gebe, werde es auch weiterhin geben. Um ausreichend Kapazitäten zu schaffen, könnten Verstärkerfahren eingesetzt werden. Auch auf die Taktverdichtung der Stadtbahnlinie 16 wird gesetzt.

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