Folgen des Klimawandels Bornheim pflanzt robustere Bäume an

Bornheim · Mehr Niederschläge im Winter, weniger Regen und größere Hitze im Sommer: Die Stadt Bornheim reagiert auf den Klimawandel und pflanzt robustere Baumarten aus Osteuropa an.

 Wolfgang Paulus (links) und Björn Haring vom Grünflächenamt begutachten die Zerreiche auf dem Schulhof der Bornheimer Grundschule. Ihr Stamm ist mit einem Farbanstrich geschützt.

Wolfgang Paulus (links) und Björn Haring vom Grünflächenamt begutachten die Zerreiche auf dem Schulhof der Bornheimer Grundschule. Ihr Stamm ist mit einem Farbanstrich geschützt.

Foto: Jörg Manhold

Der Sommer war heiß, der Sommer war lang. Das ging vielen an die Substanz. Nicht zuletzt Bäume und Sträucher hatten in den vergangenen Wochen mit Trockenheit zu kämpfen. In manchen Städten und Gemeinden wurden die Bürger aufgefordert, die Straßenbäume vor ihrer Haustüre zu gießen. Hin und wieder kam auch die Feuerwehr und rollte die Schläuche für einen etwas anderen Einsatz aus und wässerte die Baumscheiben. Dennoch reagierten viele Bäume empfindlich. Platanen warfen reihenweise ihre Rinde ab, manch ein Baum trennte sich von einem Teil seiner dünnen Äste, um die Oberfläche und damit die Verdunstung zu verringern.

Für die Stadt Bornheim ist das kein neues Thema. Bereits seit 2015 werden dort strategische Überlegungen angestellt, wie man auf den Klimawandel reagieren kann. Mehr Niederschläge im Winter, weniger Regen und größere Hitze im Sommer.

„Das zeichnet sich schon seit zehn oder 15 Jahren ab, deshalb müssen wir reagieren“, sagt Wolfgang Paulus, Leiter des Bornheimer Umwelt- und Grünflächenamtes. Immer wenn Straßen neu gebaut oder saniert werden, werden die Beete so optimiert, dass Bäume und Sträucher gut wachsen und genug Wasser bekommen. Früher waren die zwölf Kubikmeter Pflanzvolumen unter dem Straßenniveau mit Mutterboden gefüllt. Das hatte den Nachteil, dass sich die Erde nach und nach verdichtete und kein Wasser mehr speichern und durchlassen konnte. Jetzt arbeitet die Stadt Bornheim mit einem speziellen Lavasubstrat, das – ähnlich der Hydrokultur bei Zimmerpflanzen – Feuchtigkeit speichern und noch Luft zwischen den Steinchen lassen kann.

Zum Einsatz kommt auch ein spezielles Lavasubstrat

Die Stadt ist beim Einsatz dieses Stoffes in einer Vorreiterrolle. Die Vulkanlava-Firma aus Andernach hat dem Substrat, das sie eigens für das Vorgebirge entwickelte, sogar den Namen „Bornheim“ gegeben. Ebenfalls neu ist, dass manchen Bäume mittels eines fest eingebauten Schlauches Düngemittel tief unter der Erde zugeführt werden. Das verhindert, dass die Wurzeln noch oben wachsen und Asphalt oder Gehwegplatten anheben.

Regelmäßig hat das Grünflächenamt Besuch von Vertretern anderer Kommunen, die sich über die neue Arbeitsweise informieren. Vor allem die Städte und Gemeinden des Grünen C waren schon hier, zuletzt auch die Stadt Neuwied. Ein Impuls zum Strategiewechsel kam von der GALK, das ist die Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz. Da treffen sich regelmäßig die bei den Städten und Gemeinden für die Grünflächen zuständigen Mitarbeiter und diskutieren über die neuesten Herausforderungen bei der Pflanzenpflege. Und dort steht schon seit einiger Zeit der Klimawandel auf der Agenda.

„Es gibt die sogenannte GALK-Liste, auf der sind resistente Bäume verzeichnet, die gut mit schwierigen Umweltbedingungen zurecht kommen“, erläutert Paulus. Ganz nach dem Motto: Nur die Harten kommen in den Garten. Vor allem kontinentale Baumarten wie Silber-Linde, Krim-Linde und Zerreiche aus Osteuropa sowie der Amberbaum aus Nordamerika eignen sich für kalte Winter und trockene Sommer.

Für die Neuausrichtung des Grünflächenamtes der Stadt Bornheim war das Jahr 2015 ein wichtiger Meilenstein. Damals wechselten im Zuge einer Verwaltungsumstrukturierung die Gärtnermeister und Landschaftspfleger Björn Haring und Gregor Tollens in das Amt von Paulus, die sich schon länger mit der Thematik Klimawandel beschäftigt hatten. Erster Schritt war dann, den 2012 gefassten Grundsatzbeschluss des Stadtrates, nur noch einheimische Laubbäume für die städtischen Anpflanzungen zuzulassen, etwas abzumildern. Auslöser für den Beschluss war der Plan, in der umgestalteten Königstraße japanische Kirschen anzupflanzen. Das passte den Puristen nicht.

Besonders eignen sich Silber-Linde, Krim-Linde und Zerreiche

Nach einigem Hin und Her und ein paar eingegangenen Linden stehen jetzt dort die Spiegelrindenkirschen, landläufig auch Schmitz' Kirsche genannt. Das ist ein niederländische Kreuzung aus Vogelkirsche und einer asiatischen Kirschsorte. Diese hat den Vorteil, eine recht kleine Baumkrone zu entwickeln, so dass sie nicht in der Gefahr steht, die Fassaden zu touchieren. Die Stadt Bornheim sieht sich gerüstet für die Anforderungen, die klimatisch in den kommenden Jahren wohl immer drängender werden. Insgesamt besitzt die Stadt 6000 Straßenbäume und noch einmal 6000 Bäume in Grünanlagen, der Wald ist da nicht mitgerechnet. Im Schnitt werden 20 Bäume pro Jahr nachgepflanzt.

Inzwischen werden deren Stämme auch durch Strohmatten oder einen haltbaren Schutzanstrich besonders gegen Sonne und Kälte geschützt. Der wirkt ähnlich wie Sonnencreme beim Menschen. Farblich ist er Weiß gehalten, damit der Stamm möglichst kühl bleibt. Und weil das städtische Bewässerungsfahrzeug mit einem 1000-Liter-Tank zunehmend überfordert ist, an heißen Tagen die Bäume ausreichend zu bewässern, hatte die Stadt den Auftrag schon Anfang 2018 an eine Fremdfirma gegeben. Mit Erfolg: Die Bäume haben den Sommer überlebt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort