Ohne Chlor geht gar nichts Blick hinter die Kulissen des Bornheimer Freizeitbads

Bornheim · Nahezu das gesamte Areal des Hallen- und Freibads ist ein unterirdisches Labyrinth von Röhren, Pumpen, Filtern und Aggregaten. Herr der "Unterwelt" ist der Technische Leiter Lars Kaiser. Ein Blick hinter die Kulissen.

Ein Rollgitter trennt die bereits etwa 30 wartenden Besucher des Bornheimer Freibads gut 20 Minuten vor der offiziellen Öffnungszeit von den einigen Tausend Kubikmetern kühlen und frischen Wassers, das an heißen Tagen bis zu 2000 Badegästen die ersehnte Abkühlung verschafft. Kaum einer der Badbesucher wird sich indes eine Vorstellung davon machen, was sich unter den sich noch spiegelglatt im frühen Sonnenlicht spiegelnden Wasserflächen tut.

Nahezu das gesamte Areal des Hallen- und Freibads ist bis hinter die Rutschenanlage im Süden und den Eltern-Kind-Bereich an der Rilkestraße ein unterirdisches Labyrinth von Röhren, Pumpen, Filtern und Aggregaten, die Luft komprimieren, Strom erzeugen und dem Badewasser in mannshohen Filteranlagen Chlorgas, Schwefelsäure oder Natronlauge zu- und abführen. Vieles wird elektronisch gesteuert. Manche Einrichtung ist in die Jahre gekommen und nur mit der jahrzehntelangen Erfahrung von Lars Kaiser (52) zu bedienen, der inzwischen als Technischer Leiter zum „Herrn der Unterwelt“ wurde.

Bald zwei Jahrzehnte hatte er als Badleiter die Geschicke des beliebten Bornheimer Bads gelenkt. Seit dem 1. Januar ist Michael Kleist (36) sein Nachfolger. Mit ihm beginnt ein Rundgang über das Freibadgelände, der inzwischen etwas schneller zu einem Ende kommt, da große Teile der Liegewiese vonseiten der Stadt für den Bau eines Kindergartens verkauft wurden (der GA berichtete). Auch wenn der Verwaltungswirt Kleist in Erzähllaune und mit einem gewissen Stolz durch das Bad führt, lässt sein konzentriert kontrollierender Blick auf die Anlage nicht nach. Er freut sich darüber, dass seine sechsjährige Tochter Hannah schon ganz begeistert an der Arbeit ihres Vaters teilnimmt, erzählt er. Und dass seit seinem Antritt einiges an Spielmaterial angeschafft wurde. Auch das neue Beachballfeld sei bestens angenommen worden.

Das Bad wurde 1973 gebaut

Mit vielen neuen Ideen ist Kleist angetreten und macht nun die Erfahrung, dass nicht alles so schnell geht wie gedacht. Zwanzig Jahre hat er schon im Bornheimer Rathaus gearbeitet, in dem er als 16-Jähriger seine Ausbildung zum Verwaltungsbetriebswirt begann. Er weiß, wie die Mühlen mahlen. Der Sanierungsstau – das Bad wurde 1973 gebaut, und die letzte umfassende Sanierung gab es im Jahr 2000 – ist noch nicht aufgelöst. Gerade wurde wieder ein Gutachten über die technischen Anlagen erstellt, das vielleicht in Bälde zur Erneuerung der einen oder anderen Gerätschaft führen wird. Doch davon wird der Badbenutzer nicht behelligt.

Eine Zufallsbefragung der vor dem Kassenhäuschen Wartenden brachte auch für Kleist das überraschende Ergebnis, dass zu der frühen Stunde noch kein einziger Bornheimer darunter war. Die mit aufgeblasenen Einhörnern, Liegestühlen, Kühltaschen und Proviantpaketen in der Warteschlange stehenden Besucher kamen aus Bonn, Wesseling, Brühl und Köln. Aus Alfter kommen schon seit der Eröffnung des Bades Mutter und Tochter Backhausen nach Bornheim.

Es sei das einzige Bad, „wo man so schön drin stehen kann“. Auch der Schwimmerbereich des Freibads sei nicht so tief wie in anderen Bädern. Viele sagen, sie kämen schon seit Jahren hierher. Es sei einfach so schön und ruhig. Kleist hat eine Erklärung: „Durch die nahe Autobahn ist es für viele einfacher, nach Bornheim zu kommen, als quer durch Köln oder Bonn fahren zu müssen, um dann die dort oft überfüllten Stadtbäder zu besuchen.“

Mit 2000 Besuchern habe man noch gut Platz

Selbst mit 2000 Besuchern habe man in Bornheim noch gut Platz, sagt er und versteht es nicht, dass die meisten Besucher erst dann kommen, wenn in der Zeitung angekündigt wird, dass mit Temperaturen weit über 30 Grad zu rechnen ist. „Dabei ist hier auch bei niedrigeren Temperaturen allerschönstes Freibadwetter“, ist Kleist überzeugt. Und das Wasser sei, egal bei welchem Wetter, immer in bestem Zustand.

Dass das so ist, liegt in der Verantwortung seines Vorgängers Kaiser, der heute froh ist, den „Verwaltungskram“ losgeworden zu sein, und nun eine geregelte Fünf-Tage-Woche hat. Der Badebetrieb läuft in zwei Schichten ab, um vom Frühschwimmen ab 6 Uhr bis zum Schließen der Sauna um 22.30 Uhr allen Ansprüchen der Gäste gerecht werden zu können. Kaum hat der letzte Gast das Wasser verlassen, werden nicht nur an der Oberfläche alle Hände gebraucht, um die Innen- und Außenanlagen sowie die umfangreichen Nebenräume zu reinigen, sondern auch in den Kellern laufen nun die Filteranlagen auf Hochtouren.

Jetzt wird verstärkt das Chlorgas zur Desinfektion eingeleitet. Dank computergesteuerter Wasseraufbereitung riecht es heute weitaus weniger nach Chlor als früher. Der typische Chlorgeruch entsteht im Übrigen erst, wenn Chlor sich mit dem ebenfalls geruchlosen Harnstoff verbindet. Auch wenn ein Teil des Harnstoffs tatsächlich vom Urin kleinster Badegäste stammt, kommt jedoch eine nicht geringe Menge über die Haut der Badenden ins Wasser, da Harnstoff ein natürlicher Bestandteil der gesunden Haut ist. Darum sollte man vor dem Sprung ins erfrischende Nass auch niemals das Duschen vergessen.

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