Mangel an Bauland Bezahlbarer Wohnraum im Rhein-Sieg-Kreis ist knapp

Rhein-Sieg-Kreis · Die erteilten Baugenehmigungen im Rhein-Sieg-Kreis sind im vergangenen Jahr um 37 Prozent gesunken. Laut Einschätzung von Kreiswirtschaftsförderer Hermann Tengler werden die Mieten weiter steigen.

Mieten und Preise für Eigentum dürften auch in den kommenden Jahren im Rhein-Sieg-Kreis weiter steigen. Wie Hermann Tengler, Wirtschaftsförderer des Kreises, im Ausschuss für Soziales, Gleichstellung und Integration berichtete, ist die Zahl der erteilten Baugenehmigungen im Kreis im vergangenen Jahr um rund 37 Prozent gesunken. Bewilligte der Kreis im Jahr 2016 noch rund 2400 Baugenehmigungen, waren es 2017 gerade einmal 1500.

„Man könnte von einem Einbruch sprechen. Wir bleiben bei Weitem hinter dem Wohnraumbedarf zurück“, sagte Tengler. Mit Blick auf die in der Empirica-Wohnraumanalyse für den Rhein-Sieg-Kreis anvisierten Ziele ergibt sich damit eine eklatante Lücke. Wie berichtet, geht das Gutachten bis 2030 von einem Bedarf von zusätzlichen 30 000 Wohneinheiten aus.

Hauptgrund dafür, dass der Kreis bei der Schaffung neuer Wohnungen hinter den Erwartungen zurückbleibt, ist ein Mangel an verfügbarem Bauland, wie Tengler darlegte.

Die wachsende Wirtschaft und gute Beschäftigungssituation in der Region, „Überschwapp-Effekte“ von Wohnungssuchenden aus Bonn sowie die Gründung neuer Haushalte von Kindern der sogenannten Baby-Boomer-Generation ließen den Bedarf an Wohnraum, vor allem bezahlbaren Wohnraum, weiter wachsen.

Bonner drängen in die Region

Ein Antrag der SPD, mit dem die Fraktion mit Zustimmung des Kreistags eine Botschaft zur Verbesserung der Förderbedingungen für den sozialen Wohnungsbau an den Düsseldorfer Landtag senden wollte, fand allerdings keine Zustimmung bei anderen Kreistagsfraktionen.

„Wir sind der Auffassung, dass es notwendig ist, den öffentlichen Druck aufrecht zu erhalten, damit weiterhin im gesamten Kreis sozialer Wohnraum gebaut werden kann“, sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Folke große Deters. Seine Fraktion kritisiert, dass eine geplante Anpassung der Förderpauschalen für sozialen Wohnungsbau durch die schwarz-gelbe Landesregierung mögliche Neubauprojekte von Wohnungsbaugenossenschaften erschwert. Dem widersprach die Kreisverwaltung zumindest nicht.

Nach ihrer Auskunft bleibe es abzuwarten, ob in Kommunen, die nach Maßgabe des Landes im Mietniveau herabgesetzt werden, Wohnungsbauprojekte für Investoren „noch wirtschaftlich darstellbar sind“. Von den jüngsten Mietniveauherabstufungen sind im Kreis die Gemeinden Neunkirchen-Seelscheid und Swisttal betroffen. Die SPD möchte vor allem, dass die Zahl von Mietwohnungen in öffentlicher Hand erhöht werde, denn „damit kann man sozialpolitisch steuern“, so große Deters.

Die Fraktionen von CDU und Grünen monierten, dass die SPD darüber andere Maßnahmen zur Bekämpfung des Wohnungsmangels wie das von der Bundesregierung geplante Baukindergeld außer Acht lasse. Zudem habe der im SPD-Antrag geforderte Beschluss reinen Resolutionscharakter, ohne tatsächliche Maßnahmen zu beschließen.

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