Gullydeckel-Bande vor Gericht Bürgermeisterkasse aus dem Bornheimer Rathaus gestohlen

BORNHEIM · Vor der Jugendstrafkammer des Bonner Landgerichts müssen sich fünf junge Männer verantworten, die mehrfach ins Bornheimer Rathaus eingebrochen sein sollen.

Neben Hebelwerkzeug und Schraubenzieher hatten sie bei ihren nächtlichen Einbrüchen auch immer einen Gullydeckel dabei. Meistens stammten die Kanalabdeckungen aus angrenzenden Straßen und blieben, wenn sie nicht zum Einbruch genutzt wurden, nahe der Tatorte zurück. Vor der Jugendstrafkammer des Bonner Landgerichts mussten sich nun fünf junge Männer verantworten, die in Bonn, Bornheim und Bensberg immer wieder mit Hilfe der wurfstarken Tatwerkzeuge Einbrüche begangen hatten. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten im Alter zwischen 19 und 34 Jahren schweren Bandendiebstahl in insgesamt sieben Fällen vor.

Begonnen hat die Bande, die dem Vernehmen nach immer in unterschiedlichen Konstellationen auf Diebestour ging, unmittelbar nach Weihnachten 2013. Damals brachen sie die Eingangstür des Bornheimer Rathauses auf und machten sich am Fotoautomaten zu schaffen. Die Beute: 105 Euro. Der Versuch, auch einen Münzwechsler zu knacken, scheiterte. Mit zwei Scannern im Wert von 180 Euro und einem hinterlassenen Sachschaden rund 8000 Euro sollen sie sich dann aus dem Staub gemacht haben.

Danach folgten Einbrüche in eine Bäckerei sowie eine Apotheke in Bensberg, wobei insgesamt rund 5000 Euro erbeutet wurden. Am 29. März vergangenen Jahres soll laut Anklage dann auch eine Bäckerei in Bornheim ausgenommen worden sein. Dabei wurden etwa 4500 Euro aus einem Tresor und 200 Euro Wechselgeld entwendet.

Dann sollen sie einen Hinweis der älteren Schwester des 31-jährigen Haupttäters, die zu dieser Zeit im Bornheimer Rathaus gearbeitet hat, erhalten haben. Dort sollten sich nach Angaben der 36-Jährigen rund 4800 Euro in der Bürgermeisterkasse befinden, die im Vorzimmer des Verwaltungschefs gelagert wurde. Am ersten April-Wochenende 2017 machten sich die Einbrecher vergeblich ans Werk. Sie zertrümmerten das Fenster der Rathaustür mithilfe eines Gullydeckels, rückten in die dritte Etage vor und knackten die doppelflügelige Zugangstür in den Flur zum Dienstzimmer von Bürgermeister Wolfgang Henseler. Der Tresor, den sie fanden und öffneten, war aber leer. Die Bande zog zunächst unverrichteter Dinge ab. Sie hinterließen dabei einen Schaden von rund 3000 Euro. Eine Woche später versuchten sie es erneut: Sie durchbrachen die provisorisch mit einer Spanplatte reparierte Eingangstür und kamen dieses Mal an das gelagerte Geld.

Bei einem Einbruch in einer Bonner Bäckerei am Friedensplatz in diesem Mai mit rund 3000 Euro Beute kam man den Tätern schließlich auf die Schliche. Der 31-jährige Haupttäter zeigte sich vor Gericht geständig. Er habe sämtliche ihm vorgeworfenen Taten begangen und sei bei allen Raubzügen federführend gewesen. Mit den Einbrüchen habe er seinen Lebensunterhalt finanziert. Wie sehr er anderen damit schadet, so seine Aussage vor Gericht, habe er damals nicht bedacht.

Seine Schwester muss sich in einem gesonderten Verfahren verantworten.

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