Ein fleißiger Baumeister Architekt Vincenz Statz plante Kirchen im Vorgebirge

Vorgebirge · Vor 200 Jahren wurde Vincenz Statz geboren. Der Architekt plante auch in Bad Godesberg, Buschdorf, Graurheindorf, Brühl, Merten (Sankt Martin, 1865 bis und Waldorf einige Kirchen.

 Der Baumeister Vincenz Statz.

Der Baumeister Vincenz Statz.

Foto: privat

Vor 200 Jahren, am 9. April 1819, wurde in Köln Vincenz Statz geboren, der als Architekt, Königlicher Baurat, Diözesanbaumeister in Köln und Dombaumeister in Linz/Österreich berühmt wurde. Auch im Raum zwischen Köln und Godesberg hat er kleine und große Kirchen gebaut, die bis heute das Bild von Dörfern und Städten prägen.

Der große Baumeister der Neugotik hat wohl mit wenig Erfolg die höhere Bürgerschule am Quatermarkt in Köln besucht, dann im Zimmer- und Maurerhandwerk die Gesellenprüfungen abgelegt und sich im Zeichnen geübt. 1841 wurde er als Baueleve in die Dombauhütte aufgenommen, wo er wegen seines Talents und Könnens im Zeichnen schnell Karriere machte. Schnell wurde er von Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner (1802 bis 1861) mit exakten Zeichnungen für die Erhaltungs- und Baumaßnahmen am noch nicht fertigen Dom beauftragt. 1844 legte er die Prüfung als Zimmermeister ab, 1845 auch als Maurermeister. Er wurde bald Domwerkmeister.

Vincenz Statz hat die großen Domfeste zur Grundsteinlegung für den Weiterbau (1842) und zur 600-Jahrfeier des Baubeginns (1848) erlebt. Allerdings hat Zwirner ihn 1854 wegen seiner häufigen Abwesenheit aus der Dombauhütte entlassen. In dieser Zeit hat er auch den Landtagsabgeordneten August Reichensperger, den Domkapitular Johann Baudri (den späteren Weihbischof), den Domvikar und „Gesellenvater“ Adolf Kolping und den Maler Edward von Steinle kennengelernt. Dieser Kreis förderte die Neugotik, den beherrschenden Baustil des 19. Jahrhunderts, der auch für das Werk des Vincenz Statz kennzeichnend ist und von ihm zur Blüte gebracht wurde.

Der erste Plan des jungen Mitarbeiters in der Dombauhütte war für die Marienkirche in Köln-Nippes. Bereits dort ist angedeutet, welchen Stil er in den folgenden Jahrzehnten mit prägte. Vincenz Statz hat zahlreiche große Kirchen erbaut oder die Pläne dafür geliefert. Für Aachen hat er die Marienkirche (1854 bis 1863), für Köln-Rodenkirchen die Sankt-Maternus-Kirche und für Krefeld die Sankt-Marien-Kirche (1854 bis 1860) entworfen. In Linz an der Donau hat er ab 1858 viele Jahre am neuen Dom Sankt Mariä Empfängnis gebaut, die Fertigstellung hat er nicht erlebt: Der neue Dom wurde von seinem Sohn Franz weitergebaut und erst 1924 eingeweiht. Franz Statz (1848 bis 1930) war bis 1901 wie sein Vater Diözesanbaumeister in Köln und ab 1909 zweiter Nachfolger seines Vaters als Dombaumeister in Linz an der Donau.

Außer Kirchen hat Vincenz Statz Altäre, Grabmäler, Denkmäler und Rathäuser, wie zum Beispiel in Ehrenfeld, entworfen – und viele Bauten wiederhergestellt oder restauriert. Sogar Zeichnungen für Kölner Karnevalswagen sind von ihm erhalten. Einiges ist zerstört oder verändert, aber viele seiner Bauten zeugen von seiner Lebensleistung.

Rund um Bonn hat er Kirchen in Bad Godesberg (Sankt Marien, 1862), Buschdorf (Aegidiuskapelle, 1869), Graurheindorf (Erweiterung der Kirche Sankt Margaretha um ein Joch und einen Turm, bis 1875), Brühl (Sankt Margaretha, 1885 bis 1888), Merten (Sankt Martin, 1865 bis 1867) und Waldorf (Sankt Michael, bis 1880) geschaffen.

Als für Gielsdorf nach den Verzögerungen durch den Kulturkampf 1878 der Neubau durch den Kirchenvorstand und den Jakobus- und Margarethen-Verein beantragt werden konnte, lieferte Statz, auf Bitte des Pfarrers Cornelius Thomas in Graurheindorf, den Plan für die neue Kirche in Gielsdorf. Obwohl die Herrichtung des Bauplatzes im Süden an die Kapelle erst im Dezember 1878 begonnen hat, konnte bereits am 27. April 1879 der Grundstein für die zweischiffige Kirche gelegt werden.

Vincenz Statz hat – wie Hans Vogts in seiner 1960 erschienenen Biografie beschreibt – Zeichnungen für etwa 150 Kirchen und Kapellen, 47 andere Kirchengebäude, 15 Pfarrhäuser und acht Krankenhäuser sowie mehr als 200 Pläne und Zeichnungen für die Einrichtung von Kirchen (Kanzeln, Altäre, Statuen, Fenster) geliefert. Inzwischen hat der Kölner Heimatforscher Johannes Maubach wenigstens 20 weitere Statz-Bauten identifizieren können. Statz hatte eine breit gefächerte Firma aufgebaut, die er 1889 seinem Sohn Franz übergeben hat. Der als Nachfolger vorgesehene ältere Sohn Jean war 1887 gestorben. Er zog sich – wie Willy Weyres (1944 bis 1972 Dombaumeister in Köln) schreibt – „verbittert“ zurück, „weil man die jüngere Generation vorzog und mit dem starrköpfigen Altmeister nicht mehr gerne verhandelte“.

Der Königliche Baurat Vincenz Statz, „ehem. Diöcesan-Baumeister des Erzbistums Köln und Dombaumeister zu Linz a.d. Donau“, verstarb am 21. August 1898 in Köln. Am „24. August vom Sterbehaus Apernstrasse 26“ (so die Angaben in der Todesanzeige) wurde er auf dem Melatenfriedhof begraben, wo sein Grabmal das Andenken an den Architekten, der in Köln gelebt und gearbeitet hat, wachhält.

Die Grundsteinlegung für die Pfarrkirche in Gielsdorf wird bei einem gemeinsamen Pfarrfest am 28. April gefeiert. Die Kirche kann auch am 1. Mai anlässlich der Fahrradtour „Alfter bewegt“ besichtigt und „erfahren“ werden.

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