Verkehrszählung in Bornheim Apostelpfad soll nicht zur „Avenue“ werden

BORNHEIM · Gegen den geplanten Ausbau des Apostelpfads regt sich Widerstand. Die „Bürgergemeinschaft Bornheimer für Bornheim“ kritisiert, dass die Stadt für ihre Planungen eine inaktuelle Zahlengrundlage nutze und die Straße „vom Apostelpfad zur Apostel-Avenue“ ausbauen wolle.

Der Verein hat eine eigene Verkehrszählung durchführen lassen, nach der täglich rund 3500 Fahrzeuge den Apostelpfad nutzen. Die Prognose, die die Stadt in ihren Planungen anführt, geht derweil von bis zu 11 000 Fahrzeugen am Tag aus.

„Es ist klar, dass der Apostelpfad ausgebaut werden muss, aber mit Maß“, fordert Norbert Nettekoven, Beisitzer des Vereins, der sich im Zuge der Diskussionen um die Verkehrsführung auf der Königstraße gegründet habe und dem Anlieger mehrerer Bornheimer Straßenzüge angehörten. Der jetzt angedachte Ausbau des Apostelpfads mit beidseitigen Rad- und Gehwegen, die teils zu einer Breite von 16 Metern führten, sei jedoch „komplett überdimensioniert“ und gehe zulasten der Eigentümer, die einen Anteil der Kosten tragen müssen. Die Anwohner hat der Verein für Mittwoch zu einem Infoabend eingeladen.

„Zum wiederholten Male“, so Nettekoven, der auch Vorsitzender des Gewerbevereins ist, nutze die Stadt eine „falsche Prognose der IVV Aachen“, die überdies von 2006 stamme. Wie Nettekoven gemeinsam mit den Anliegern Gottfried Düx, Hans-Peter Schwarz und Willi Pusacker schildert, hat die Bürgergemeinschaft im November eine aktuelle Verkehrszählung von der DTV Verkehrsconsult aus Aachen durchführen lassen. Diese an zwei einzelnen Tagen sowie in einer wöchentlichen Messung durchgeführte Zählung zeige, dass die Prognose, auf die sich die Stadt stütze, von einer dreimal so großen Verkehrsmenge ausgehe.

Das sei unrealistisch, meinen die Anlieger, zumal inzwischen die Änderung der Verkehrsführung auf Königstraße und Servatiusweg umgesetzt und die Umgehungsstraße L 183 n gebaut seien. Auch von den in der Nähe geplanten Baugebieten Hexenweg und Kallenberg seien nicht solch große Verkehrszuwüchse zu erwarten, argumentiert Nettekoven.

Eine Befürchtung der Anlieger fasst Markus Reiz, Bornheimer Apotheker und Anwohner der Mühlenstraße, zusammen: „Wenn wir den Apostelpfad zu einer Rennbahn ausbauen, holen wir uns den Durchgangsverkehr, den wir eigentlich draußen haben wollten, gezielt wieder rein in den Ort.“ Immerhin sei der Apostelpfad auch Wohngebiet.

Diese Kritik war auch bereits auf der Bürgerversammlung zur Vorstellung der Ausbaupläne im vergangenen Sommer laut geworden. Allerdings sieht das Integrierte Handlungskonzept der Stadt vor, dass der Apostelpfad zu einer Hauptverkehrsstraße ausgebaut werden soll, um den Durchgangsverkehr aus dem Bornheimer Ortszentrum zu verdrängen und die Königstraße zu entlasten. „Innerörtliche Entlastung ja, aber doch nicht für die Umgehungsstraßen“, sorgt sich Reiz, dass Autofahrer künftig den Weg über L 192 und L 182 meiden und stattdessen den Apostelpfad wählen. Nettekoven zweifelt zudem, ob die Höherstufung zu einer Hauptverkehrsstraße bei deutlich geringerer Belastung überhaupt gerechtfertigt sei.

Auch die Stadt und die Fraktionen hat der Verein nach eigenen Angaben über die Ergebnisse seiner Zählung informiert. Die Stadt war gestern am späten Nachmittag für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen. Im November hatte der Stadtentwicklungsausschuss den Ausbau des Apostelpfads beschlossen, mit der Änderung, dass Zebrastreifen statt Verkehrsinseln entstehen und die Verwaltung eine Tempo-30-Regelung prüfen solle. Beides waren Anregungen der Anlieger gewesen. Zudem beauftragte der Ausschuss die Verwaltung, gegebenenfalls eine Verkehrszählung durchzuführen.

In der Sitzungsvorlage wies die Verwaltung allerdings darauf hin, dass die Verkehrsprognose der IVV Aachen von 2006 „immer noch als maßgeblich zu betrachten“ und die Straßenraumplanung unabhängig von der prognostizierten Verkehrsstärke von bis zu 11 000 Fahrzeugen am Tag zu bewerten sei: „Selbst bei höheren oder minderen Verkehrsaufkommen ändert sich die Straßenraumplanung nahezu nicht“, führte die Verwaltung aus.

Zum Infoabend lädt die Bürgergemeinschaft für Mittwoch, 18. Januar, um 19 Uhr in die Gaststätte „Zum letzten Groschen“, Königstraße 150, ein.

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