Integration in Bornheim Alle sind hoch motiviert

Bornheim · Im Jugendintegrationskurs im Bornheimer Jugendtreff an der Königstraße erhalten Flüchtlinge das Rüstzeug für eine berufliche Zukunft.

 Unterricht in den Räumen des Bornheimer Jugendtreffs: Großer Wert wird auch auf das Hör- und Leseverständnis gelegt. FOTO: SEBASTIAN LAUBERT

Unterricht in den Räumen des Bornheimer Jugendtreffs: Großer Wert wird auch auf das Hör- und Leseverständnis gelegt. FOTO: SEBASTIAN LAUBERT

Foto: Sebastian Laubert

Als der Krieg in Syrien Zeinab Khalils Schullaufbahn ein jähes Ende setzte, hatte sie gerade die zehnte Klasse hinter sich. Sie floh in die Türkei und arbeitete dort zweieinhalb Jahre in einer Textilfabrik. Seit rund einem Jahr lebt die heute 19-Jährige nun in Deutschland und will wie viele ihrer Altersgenossen beruflich Fuß fassen und sich eine Zukunft aufbauen.

Zeinab hatte das Glück, schon bald nach ihrer Ankunft in Bornheim einen Platz in einem von der Volkshochschule angebotenen Jugendintegrationskurs zu bekommen. Im großen Raum des Bornheimer Jugendtreffs an der Königstraße lernt sie mit 16 anderen jungen Frauen und Männern aus Syrien und dem Irak jeden Tag fünf Stunden lang intensiv die deutsche Sprache und übt mit Dialogen, Rollenspielen und Diskussionen, verschiedene Situationen zu meistern. Großer Wert wird auch auf das Hör- und Leseverständnis der Teilnehmer gelegt. „Stellenanzeigen lesen oder einen Lebenslauf formulieren – das ist es, was für die jungen Leute wichtig ist“, erklärt VHS-Dozent Mohammed Al Hashash.

Seit Juni 2016 bietet die Volkshochschule Bornheim/Alfter in Kooperation mit dem Jugendmigrationsdienst des linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreises und im Auftrag des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge erstmals diesen speziellen Kurs für junge, nicht mehr schulpflichtige Flüchtlinge im Alter zwischen 17 und 27 Jahren an.

„Der Kurs unterscheidet sich dadurch von anderen Integrationskursen, dass er neben den Sprachkenntnissen auch Orientierungswissen vermittelt, das als Basis für einen möglichst raschen Einstieg in das deutsche Bildungssystem oder den Arbeitsmarkt bietet“, erklärt Sabine Krüger vom Jugendmigrationsdienst Rhein-Sieg linksrheinisch. Insgesamt müssen die Teilnehmer zum Erhalt ihres Zertifikats 1000 Unterrichtsstunden absolvieren. Neben Wortschatz und Grammatik stehen auch 100 Stunden im Bereich Geschichte und Politik auf dem Lehrplan.

„Integration geht über den bloßen Spracherwerb hinaus“, erklärt der Dozent Al Hashash zum landeskundlichen Aspekt. Ebenso werde versucht, durch Gruppenarbeit das soziale Miteinander zu fördern. Auch ein dreitägiges Bewerbungstraining stand auf dem Programm.

Aktuell ist das anstehende dreiwöchige Praktikum das alles beherrschende Thema bei den jungen Leuten, die zwischen 18 und 24 Jahre alt sind. Während einige Teilnehmer schon einen Praktikumsplatz ergattert haben, sind andere immer noch auf der Suche. „Die Motivation ist sehr hoch, und es gibt niemanden, den ich nicht uneingeschränkt für ein Praktikum empfehlen würde“, sagt Dozentin Sabine Schruf. Besonders gefragt seien Praktikumsplätze im IT-Bereich, aber auch im Bauwesen oder in der Gastronomie.

Bereits erfolgreich bei seiner Suche nach einem Praktikumsplatz war der 21-jährige Malla Hasan Muhammed, der nach seinem Abitur in Syrien vier Semester Ingenieurwesen studierte. Parallel zum Integrationskurs absolvierte er im vergangen Jahr ein Praktikum bei einer Kfz-Werkstatt in Bornheim und hat nun die Hoffnung, über eine Einstiegsqualifikation im Sommer mit seiner Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker starten zu können.

Auch Basheer Al-Zaidi (22) aus dem Irak war nicht untätig. Nach einem sechsmonatigen Praktikum in einem Fitness-Studio will der ehemalige Profi-Handballer, der inzwischen den Brühler TV unterstützt, gerne eine Ausbildung in der IT-Branche oder als Fotograf beginnen. In seiner Heimat hatte er drei Jahre lang Englisch studiert. „Nun freue ich mich erst einmal auf mein Praktikum bei der Rheinflanke. Spiel und Sport mit Jugendlichen, das passt gut zu mir.“

Mit ihrem Praktikumsplatz in einem Sechtemer Kindergarten ist auch Doaa Al Afari (24) zufrieden. Doch langfristig möchte die Englischlehrerin aus Syrien wieder in ihrem erlernten Beruf arbeiten. Ob ihr Studium in Deutschland anerkannt wird, darum hat sie sich bisher noch nicht kümmern können. „Auch in solchen Fällen stehen wir den Teilnehmern mit Rat und Hilfe zur Seite“, erklärt Sabine Krüger.

Wer sich vorstellen kann, einen Praktikumsplatz für die jungen Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, kann sich mit dem Jugendmigrationsdienst unter Sabine.krueger@kja.de oder mit der Volkshochschule Bornheim/Alfter in Verbindung setzten.

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