Wohnprojekt im Kloster Merten geplant Alle Generationen unter einem Dach

BORNHEIM-MERTEN · Gesellschaft der Franziskanerinnen plant ein großes Wohnprojekt im ehemaligen Kloster Merten. Wo zurzeit noch „Labor“ oder „Chefarzt“ an den Türen verlassener Zimmer steht, sollen bald Senioren, Kinder, Jugendliche, Väter und Mütter zu Hause sein.

 Im ehemaligen Kloster Merten laufen die Bauarbeiten für ein großes Wohnprojekt. Neue Spielgeräte sind schon aufgestellt.

Im ehemaligen Kloster Merten laufen die Bauarbeiten für ein großes Wohnprojekt. Neue Spielgeräte sind schon aufgestellt.

Foto: Antje Jagodzinski

Verwaist sind die Räume des ehemaligen Krankenhauses in Merten. Hier und da hängen noch Bilder in den leeren Gängen, ein abgenommenes Jesuskreuz lehnt auf einer Treppenstufe. Kabel, die aus der Decke ragen, und Staub, der unter den Schuhen knirscht, künden von den Bauarbeiten, die neues Leben in das alte Kloster bringen sollen.

Denn wo zurzeit noch „Labor“ oder „Chefarzt“ an den Türen verlassener Zimmer steht, sollen bald Senioren, Kinder, Jugendliche, Väter und Mütter zu Hause sein. Die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) plant ein umfassendes Wohnprojekt, das mehrere Generationen unter einem Dach vereint.

Im Erdgeschoss des rund 10.000 Quadratmeter großen Gebäudes ist bereits die Kindertagesstätte des Lazarus Hilfswerks eingezogen. Das vorhandene Schwimmbad nutzt der SSV Merten für sein Aquasport-Angebot. In Kürze will die GFO eine Jugendhilfeeinrichtung für minderjährige Flüchtlinge einrichten.

Bis Ende des Jahres soll das frühere Kloster fertig umgebaut sein und zusätzlich ein Mutter-Kind-Haus mit 17 Appartements sowie zwölf Zweiraumwohnungen für jüngere Senioren beherbergen. Im Klostergarten können Kinder auf Spielgeräten toben und Erwachsene auf Liegen entspannen. Mehrere Millionen Euro will die karitative Trägergesellschaft in den Umbau investieren.

Für Ideengeberin Ursula Meeth ist es „ein Traumprojekt“. Ein lebendiges Miteinander stellt sich die Leiterin des benachbarten GFO-Seniorenzentrums St. Elisabeth vor.

Die ehemalige Krankenhauscafeteria soll zum Quartierszentrum und Kulturcafé werden, in dem die Bewohner jeglichen Alters ebenso wie Mitarbeiter und Menschen aus der Umgebung zusammenkommen – sei es für Lesungen und Konzerte oder zwecks Beratung, schildert Meeth. Eine Bühne und Platz für 150 Menschen ist vorgesehen. Ebenso wie das Café soll auch die Kapelle des früheren Klosters öffentlich zugänglich sein.

„Es geht nicht um Seniorenbespaßung“

„Es ist ein Projekt, das mit den Menschen wächst“, sagt Meeth. Die Seniorenwohnungen seien bewusst für Personen gedacht, die offen und kontaktfreudig sind, Geselligkeit mögen und ihr Wissen generationenübergreifend teilen möchten.

Die GFO wolle geförderten Wohnraum anbieten, das heißt die zwischen 35 und 65 Quadratmeter großen Zweiraumwohnungen sollen für die Senioren bezahlbar sein, betont Meeth. Neben den Wohnungen mit eigener Küche und Bad soll es Gemeinschaftsräume wie einen Wohn- und Essraum und eine Dachterrasse geben.

„Es geht nicht um Seniorenbespaßung“, stellt die Leiterin klar. „Das ist nicht das, was ich unter 'in Würde altern' verstehe.“ Dazu gehören für sie die Teilhabe am Leben und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Gegebenheiten, zu denen Senioren oft eine interessante Sicht einbringen könnten, ebenso wie die Möglichkeit, bis ans Lebensende Kontakte zu knüpfen.

So sei denkbar, dass die Senioren Patenschaften im Mutter-Kind-Haus übernehmen, das Kulturcafé mitgestalten und bei der Integration junger Menschen aus anderen Ländern mithelfen.

Für je acht minderjährige Flüchtlinge will die GFO zwei Gruppen im ehemaligen Therapiebereich des Krankenhauses sowie im früheren Schwesternkonvent schaffen. In Zusammenarbeit mit der Stadt Bornheim nimmt sie die jungen Asylsuchenden vorübergehend in Obhut. Wunschtermin für den Start der ersten Gruppe ist laut Meeth der 1. April.

Ob das zu schaffen sei, hänge davon ab, ob bis dahin ausreichend geeignetes Personal zu finden sei. Die Wohnräume sollen später, falls kein Bedarf mehr für die Nutzung durch Flüchtlinge besteht, für Mitarbeiter zur Verfügung stehen.

Hoffen auf gegenseitiges Geben und Nehmen

Das geplante Mutter-Kind-Haus ist für Familien gedacht, in denen Probleme auftauchen und die das Jugendamt überstellt, damit sie „das Zusammenleben miteinander wieder einüben“, erklärt Meeth. Väter würden ebenfalls aufgenommen, und die Appartements seien auch für Familien mit vielen Kindern geeignet.

Auf ein gegenseitiges Geben und Nehmen der unterschiedlichen Bewohner hofft Meeth bei dem ungewöhnlichen Projekt. „Alte Menschen können so viel Zuversicht und Vertrauen geben“, sagt sie. Und so könnten sie die unterschiedlichen Gruppen auch verbinden.

Einen Informationstermin zu dem Seniorenwohnprojekt gibt es am Samstag, 12. März, von 11 bis 14 Uhr im Kloster in Bornheim-Merten an der Klosterstraße.

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