Fahrt zum Umspannwerk Sechtem 65 Meter langer Schwertransport rollt durch Bornheim

BORNHEIM · Ein rund 400 Tonnen schwerer und mehr als zwölf Meter langer Transformator wird am Abend durch Bornheim nach Sechtem gefahren. Für die Verantwortlichen eine besondere Herausforderung. Der Schwertransport ist 65 Meter lang.

Premiere hatte am Dienstagmorgen auf dem Roisdorfer Bahnhof ein ungewöhnlicher Schwertransport: Gegen 8 Uhr hatte das Umsetzen eines rund 400 Tonnen schweren Transformators von einem sogenannten Tragschnabelwaggon, eine Art Tieflader auf 32 Achsen, in den der Trafo quasi eingehängt wird, auf zwei Spezialstraßenfahrzeuge begonnen. Dabei ist von modularen Plattformwagen mit zusammen ebenfalls 32 Achsen die Rede. Auftraggeber der Aktion ist Amprion, ein Netzbetreiber, der den Trafo in seiner Umspannanlage in Sechtem einsetzen möchte.

Ort des Geschehens war zunächst ein eigens für einen solchen Schwertransport angelegtes Nebengleis. Das Besondere daran: „Es verfügt über einen speziellen Umsetzriegel“, erklärte Kai-Uwe Rinza, Transportingenieur bei der Hanauer Fachfirma Daher, deren Tagesgeschäft genau solche Schwertransporte sind. Was den Umsetzriegel ausmacht, sind laut Rinza „verstärkte Betonfundamente“. Die sollen verhindern, dass hydraulische Pumpen, die zum Aus- beziehungsweise Umhängen des Transformators in die beiden Straßenfahrzeuge zum Einsatz kommen, unter der Last im Boden versinken.

Da man zukünftig häufiger solche Schwerlasttransporte unternehmen wolle, habe man auch diese spezielle Trafoverladestelle gebaut, erklärte Gerd Pröpper, der bei Amprion für Gleisanlagen, Infrastruktur und Transporte zuständig ist. Die Maßnahme sei in enger Absprache mit den Eigentümern, der DB Netz AG und der Firma Kölngleis, erfolgt.

Schwertransporter in Bornheim
12 Bilder

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In der Tat erleichterte die eigens hergerichtete Gleisanlage mit ihren Umsetzriegeln den Fachleuten die Arbeit erheblich. Das sagte Erwin Meyer, Transportmeister bei der Firma Daher. Der 61-Jährige ist bereits seit 46 Jahren dabei und hat selbst im Umgang mit bis zu 600 Tonnen schweren Transporten Erfahrung. Wo Meyer sonst oft bei nachgiebigem Untergrund spezielle Tragematten verlegen muss, damit die hydraulischen Stufenheber einen sicheren Stand haben, konnte er in Roisdorf soliden Beton nutzen.

Auf diesen Fundamenten platzierte er zunächst zwei hydraulische Stufenheber unter dem vorderen Teil des Trafos. Zentimeter für Zentimeter hob die Hydraulik dann den Trafo in die Höhe, der fest mit einer Stahlkonstruktion verbunden war, an deren Ende eine massive Kugel ins Auge fiel. Diese hatte während des Transportes „eingekugelt“ in einem entsprechenden Gegenstück des Waggons gelegen. Durch das Anheben des Trafos wurde diese Verbindung nun gelöst. Anschließend fuhr der Waggon vor, um einem der Spezialstraßenfahrzeuge Platz zu machen. Auf diesem wurde dann er vordere Trafoteil wieder „eingekugelt“. Dasselbe Spiel wiederholte sich am hinteren Abschnitt.

Bis zum Mittag sollte das Umsetzen des Transformators, den die Firma Alstrom in Mönchengladbach produziert hatte, beendet sein. Gegen 22 Uhr am Dienstagabend, so hofften die Organisatoren, sollte der Schwertransport auf der Straße in Richtung Sechtem rollen. Dazu bekam das rund 65 Meter lange Gespann Polizeibegleitung.

Wie Andreas Preuß, Pressesprecher von Amprion, mitteilte, mussten wegen der Überfahrt über eine Brücke des Alfter-Bornheimer Bachs die Achslasten von jeweils 21,5 auf 18,75 Tonnen verringert werden. Dies geschehe durch ein zusätzliches Modulfahrzeug mit sechs Achsen, „welches unter den Transformator angebracht werden muss“, so Preuß.

Für den Auf- und Abbau des Modulfahrzeuges werden etwa zwei Stunden benötigt. „Bei der Überfahrt wird das Bauwerk zusätzlich durch eine Messung des Tüv Rheinland auf eine eventuelle Durchbiegung überwacht.“

Die Fahrstrecke von der Trafoumladestelle bis zur Umspannanlage Sechtem beträgt etwa zehn Kilometer, die Fahrzeit schätzten die Verantwortlichen auf vier bis fünf Stunden. Geht alles gut, hofft Rinza gegen 2 Uhr am Mittwochmorgen die Umspannanlage in Sechtem erreicht zu haben.

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