Anwohner kritisieren Zustand Straße in Bornheimer Neubaugebiet zerstört Reifen

Bornheim · Anwohner kritisieren den Zustand der Baustraße und die geplante Verschiebung des Ausbaus im Neubaugebiet „Zur Bornheimer Mühle“. Die Frist soll um ein Jahr, bis zum 30. Juni 2019, verlängert werden.

 Bewohner des Neubaugebietes „Zur Bornheimer Mühle“ fordern die Fertigstellung ihrer Straße.

Bewohner des Neubaugebietes „Zur Bornheimer Mühle“ fordern die Fertigstellung ihrer Straße.

Foto: Christoph Meurer

Michael Henseler weist auf den linken Vorderreifen seines Autos. Die tiefe Kerbe im Gummi ist nicht zu übersehen. Ganz klar: Der Reifen ist kaputt und muss ausgetauscht werden. Wieder einmal. Es wird der dritte Reifensatz sein, den Henseler seit April 2016 aufziehen muss. Der Grund liegt für den Familienvater auf der Hand, genauer gesagt auf der Straße vor seinem Haus.

Seit rund einem Jahr wohnt Familie Henseler im Neubaugebiet „Zur Bornheimer Mühle“, das zwischen Mühlen- und Königstraße sowie den Stadtbahngleisen liegt. Im Oktober 2015 waren die ersten Bewohner eingezogen. Alle warten nun darauf, dass mit dem Endausbau der Straße durch das Gebiet begonnen wird. Dass sich dies weiter verzögern soll, hat heftige Kritik unter der Anwohnerschaft hervorgerufen. Aber der Reihe nach.

Zuständig für das Neubaugebiet ist die Firma Langen Massivhaus aus Mönchengladbach. Im Vertrag mit der Stadt Bornheim ist unter anderem geregelt, dass die Straße ausgebaut sein soll, wenn „mindestens 80 Prozent der Hochbauten fertiggestellt sind oder spätestens bis zum 30.06.2018“. 80 Prozent der Hochbauten stehen bereits.

An diesem Mittwoch soll aber der Ausschuss für Stadtentwicklung (18 Uhr, Rathaus) nach dem Willen der Verwaltung beschließen, die Frist zum Endausbau der Straße um ein Jahr, bis zum 30. Juni 2019, zu verlängern. Am Donnerstag wird sich der Stadtrat abschließend damit befassen. Sollte die Politik die Frist beschließen, hätten die Anwohner ein Jahr länger Ärger mit der Baustraße.

Die Anlieger sind sauer. Die Baustraße sei in einem nicht hinnehmbaren Zustand, berichten sie. Sie verweisen auf spitze Schottersteine, scharfe Kanten, Schlaglöcher und Gräben. Bei trockenem Wetter werde so viel Staub aufgewirbelt, dass Autos und Häuser verdreckten, bei Regen bildeten sich tiefe Pfützen.

Henseler zeigt ein Foto von einer großen Pfütze direkt vor einer Haustür. Da durchzukommen, scheint nur schwer machbar, mit einem Kinderwagen ist es wohl unmöglich. Zwar habe man sich bereits mehrfach über den Zustand der Baustraße bei Langen Massivhaus beschwert. Wenn die Firma reagiere, betreibe sie aber höchstens Flickschusterei.

Was die Anwohner noch besonders ärgert: „Im Hauskauf war das Geld für die Straße enthalten“, sagt Henseler. „Wir haben alles vorfinanziert und entsprechend höhere Kredite aufgenommen.“ Man habe dem Bauherrn nun quasi ein zinsloses Darlehen gewährt, meint ein anderer Bewohner des Neubaugebietes.

Als Grund für eine Fristverlängerung gibt die Bornheimer Stadtverwaltung an, dass die Straße nicht fertig sein soll, bevor nicht noch zwei Mehrfamilienhäuser gebaut sind. Bislang befinden sich in dem Neubaugebiet nur Einfamilienhäuser. Solange die Straße eine Baustraße ist, gehört sie der Baufirma. Erst nach dem Endausbau geht sie in den Besitz der Stadt über.

Sollten durch den Bau der Mehrfamilienhäuser Schäden an der fertiggestellten Straße entstehen, müsste die Stadt „haarklein“ nachweisen, dass diese durch die Bauarbeiten entstanden seien, sagt Beigeordneter Manfred Schier. Sonst bleibe die Stadt auf den Reparaturkosten sitzen. Allerdings sollten die Mehrfamilienhäuser laut Vertrag zwischen Langen Massivhaus und der Stadt bereits Ende 2017 fertig sein. Wie die Stadt mitteilt, will die Firma die Häuser aber nicht mehr selbst bauen.

Die Klagen der Anwohner seien der Verwaltung bekannt. „Allgemein kann man sagen: Es gibt Investoren, die zu großer Zufriedenheit aller arbeiten, und es gibt solche, die das nicht schaffen“, äußert sich Schier und fügt hinzu, dass hier wohl letzteres der Fall sei.

„Im Hauskauf war das Geld für die Straße enthalten“

Anlieger Henseler ist der Ansicht, dass für den Bau der Mehrfamilienhäuser eine Zufahrt über die Straße kaum nötig sei. Das liege an den geplanten Standorten für die Bauten. Sauer sind die Anwohner auch darüber, dass sie von der geplanten Fristverlängerung nur zufällig erfahren haben. Es hätte doch eine Bürgerinformation geben können, finden sie.

Die Langen Massivhaus Gesellschaft wäre derweil bereit, die Straße doch schon früher auszubauen. Wie Geschäftsführer Manfred Langen betont, hänge der Straßenendausbau nicht allein vom Unternehmen ab. Im Januar habe die Freigabe zum Endausbau an ein Tiefbauunternehmen kurz bevorgestanden. Die Situation habe sich dann aber geändert, weil die Grundstücke für die Mehrfamilienhäuser im März verkauft werden konnten.

Ein Bau der Mehrfamilienhäuser durch die Firma Langen sei nicht geplant gewesen, da sich die Grundstücke von der Größe und dem Volumen der Einheiten her für „Kapitalanleger zur Selbstbebauung und Vermietung“ anböten. Zuerst sei mit den neuen Eigentümern vereinbart worden, dass der Bau der Häuser erst im Sommer nach dem Ausbau der Straße starten solle, so Langen weiter. Wegen zu befürchtender Schäden an der Straße habe die Stadt dann angeregt, den Straßenbau erst nach der Errichtung der Mehrfamilienhäuser vorzunehmen.

„Dies macht technisch auch Sinn und sollte auch im eigentlichen Interesse der Anwohner sein“, meint Langen, fügt aber auch hinzu: „Wir sind nach wie vor bereit, die Straße kurzfristig endauszubauen.“ Dem müssten die neuen Eigentümer und die Stadt wiederum zustimmen. „Wir werden uns bemühen, zeitnah eine Abstimmung vorzunehmen, sodass der Endausbau im Laufe des Sommers durchgeführt werden könnte“, kündigt Langen an. Die Schlaglöcher in der Baustraße seien am Dienstag geschlossen worden.

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